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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten
Autoren: Jeanine Krock
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mussten behutsam vorgehen, um ihn nicht erneut zu verunsichern.
    Irgendwann fragte ich Angus, warum es so wichtig gewesen war, dass ich Brandubh in den Zirkel gelockt hatte.
    »Du hast dabei gelernt, das Pferd zu beobachten und seine Körpersprache besser kennenzulernen.«
    Das stimmte. Seit jenem Tag hockten wir oft stundenlang einfach nur auf dem Zaun und beobachteten die Tiere. Angus gab mir viele wichtige Hinweise, und bald hatte ich nicht nur das Gefühl, mit den Pferden sprechen zu können, mir gelang es
auch immer besser, mich mit meinem schottischen Pferdemenschen in Gàidhlig , seiner gälischen Muttersprache, zu verständigen.
     
    »Hast du gewusst, dass Johanna und Angus den Hengst trainieren? «, fragte Iain unvermittelt, als wir an einem Samstagabend zu dritt im Pub saßen.
    Caitlynn nickte und lächelte.
    Leider verbrachten wir zu wenig Zeit miteinander, denn es gab am Haus viel zu tun, und die Saison musste vorbereitet werden. Auch jetzt behielt sie das Geschehen an der Bar im Auge, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls der Barkeeper ihre Hilfe benötigte.
    Natürlich hatte ich ihr meine Unterstützung angeboten, aber davon wollte sie nichts hören. »Du bist hier, um dich zu erholen.«
    Von meiner Beschäftigung mit Brandubh hatte ich ihr in einer der wenigen gemeinsam verbrachten Stunden erzählt. Schon allein, um den schnell schrumpfenden Vorrat an frischen Äpfeln zu erklären und ihren Koch zu entlasten, der mir freundlicherweise freien Zugang zu seiner Speisekammer gewährte. An manchen Tagen war sie auch vorbeigekommen und hatte uns kurz bei der Arbeit zugesehen.
    »Kommt ihr voran?«, fragte sie nun.
    »Ja, morgen werde ich versuchen, ihn zum ersten Mal zu reiten. Warum fragst du?«
    »Wenn dir das gelingt, hast du gleich zwei Widerspenstige gezähmt«, lachte sie. »Der Highlander hat noch nie mit jemandem zusammengearbeitet, und dieses Pferd – es ist völlig verrückt. Im Winter hätte es den Stalljungen beinahe totgetrampelt. «

    Iain berührte kurz meine Hand. »Johanna, du hast ein Wunder vollbracht.«
    Die freundliche Art, mit der mir die Leute hier begegneten, tat unglaublich gut.
    In Hamburg hatte mein Freund immer nur an mir herumgenörgelt. Exfreund, korrigierte ich mich rasch. Ich sei nicht elegant, hatte er behauptet, mir mangele es an Durchsetzungsvermögen und Talent, sonst wäre ich in meinem Job als Journalistin längst erfolgreicher. Und vielleicht war sogar etwas dran, denn viel mehr als Berichte über das jährliche Treffen des örtlichen Kanarienvogelzüchtervereins und langweilige Ratssitzungen traute mir mein Redaktionschef auch nach einem Jahr selten zu.
     
    Im April, kurz bevor die Saison richtig begann, überredete ich Caitlynn, mit mir nach Glasgow zu fahren. Ich wollte mich dafür erkenntlich zeigen, dass sie und Iain mich so herzlich aufgenommen hatten, und außerdem musste ich ein paar geschäftliche Dinge mit meinem Anwalt regeln, dem ich nicht zumuten wollte, in die Highlands zu reisen. Nein, das stimmte nicht ganz. Er gehörte zwar zu den wenigen Menschen aus meinen alten Leben, denen ich vertraute, dennoch hätte seine Anwesenheit das glückliche Leben, das ich im Sithean Inn führte, mit schlechten Erinnerungen besudelt. In Glasgow besaß seine Sozietät eine Niederlassung. Näher wollte ich die Vergangenheit nicht an mich heranlassen.
    Zuerst war die quirlige Stadt ein Schock. Zu viele Menschen, zu laut, und ein Dialekt, der mich daran zweifeln ließ, jemals Englisch gesprochen zu haben.
    »Die Glaswegians sind sehr stolz darauf, ein bisschen anders zu sein als der Rest Schottlands«, erklärte Caitlynn
lachend, die ebenso wie ich ihre Schwierigkeiten hatte, die Bewohner dieser Stadt zu verstehen.
    In unserem Hotel am George Square, das ich als kleines Dankeschön für die Gastfreundschaft meiner Freunde ausgesucht hatte, gab man sich allerdings weltoffen und britisch, und wir genossen den Luxus einer eleganten Suite nebst höflicher Zuvorkommenheit des Personals.
    Am ersten Tag kauften wir ein, bis meine Kreditkarte glühte. Neben London gilt Glasgow als die modischste Stadt in Großbritannien, und viele Designer unterhalten hier elegante Geschäfte. Es gelang mir, Caitlynn zu überreden, einige Dessous zu erstehen, die Iain rote Ohren bescheren würden, und im Gegenzug ließ ich mich von ihr überzeugen, Kleidung zu kaufen, die besser für die Herausforderungen des schottischen Wetters geeignet waren als alles, was ich eingepackt hatte. »Du
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