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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten
Autoren: Jeanine Krock
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bleibst noch eine Weile«, ordnete sie an, und ich widersprach nicht. Die Wunden in meiner Seele schlossen sich allmählich, aber ich hatte längst noch keine Lust, die Highlands zu verlassen. Im Gegenteil – mit meinem Anwalt hatte ich sogar über die Möglichkeit gesprochen, in der Nähe meiner Freunde ein Haus zu kaufen, und er hatte versprochen, sich dezent umzuhören.
    »Very british, my dear«, kommentierte Caitlynn meine eher konservative Wahl an Alltagskleidung irgendwo zwischen Landadel und hanseatischem Understatement. Ich konnte halt doch nicht ganz aus meiner Haut heraus.
    Am ersten Abend gingen wir ins Kino, am zweiten besuchten wir das Konzert einer berühmten Band, die sich, wie die meisten bekannten Musiker, darum zu reißen schien, in dieser lebensfrohen Stadt aufzutreten. Anschließend gingen wir in einem Restaurant essen, das die Sekretärin meines
Anwalts empfohlen hatte. Nachdem ich die Vorspeise gekostet hatte, beschloss ich spontan, ihr zum Dank für diesen Tipp am nächsten Tag einen Blumenstrauß zu schicken.
    Wir aßen gerade den wahrscheinlich köstlichsten Lachs, den ich je probiert hatte, da betraten einige Männer das Restaurant, die dieses gewisse Flair von Reichtum und Erfolg umgab. Sie sahen sich um und musterten die Gäste, als wollten sie sichergehen, sich in angemessener Gesellschaft zu befinden, bis sie von jemandem, der wie der Restaurantbesitzer aussah, höflich begrüßt und an ihren Tisch begleitet wurden. Unangenehm an meine Vergangenheit erinnert, vermied ich jeden Blickkontakt und aß weiter.
    Caitlynn dagegen musterte die Neuankömmlinge interessiert und pfiff dabei leise durch die Zähne. »Allein für diesen Anblick hat sich die Fahrt nach Glasgow schon gelohnt«, flüsterte sie mir zu.
    Meine Neugier gewann die Oberhand. Ich schaute noch einmal auf und sah gerade noch einen Nachzügler auf den Durchgang zu einem Nebenraum zusteuern, in dem seine Freunde verschwunden waren. Ganz kurz trafen sich unsere Blicke, und für einen Augenblick hätte ich schwören können, meinen geheimnisvollen Retter zu erkennen. Er verlangsamte seine Schritte, als hätte er mich ebenfalls erkannt. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, um meine Vermutung zu überprüfen. Doch ich sah schnell beiseite. Nur das Klopfen meines Herzens, das ich bin in den Hals hinauf zu spüren glaubte, verriet meine Aufregung.
    »Sag mal«, fragte ich Caitlynn, nachdem ein großer Schluck Wein meine Nerven wieder beruhigt hatte. »Wer ist eigentlich dieser dunkelhaarige Typ?«
    »Bitte?« Verwirrt sah sie mich an.

    Ihre Reaktion war verständlich, und mir tat es schon wieder leid, sie überhaupt darauf angesprochen zu haben.
    Doch Caitlynn wäre nicht meine Freundin gewesen, wenn sie nicht eine Erklärung verlangt hätte. »Welcher Typ?«
    »Er ist am gleichen Tag wie ich angereist, und ein paarmal habe ich ihn in der Nähe der Pferde gesehen.« Als ich kein Erkennen in ihrer Miene sah, fügte ich lahm hinzu: »Mit Iain hat er auch gesprochen.«
    Caitlynn schien etwas im Auge zu haben, denn sie rieb einige Male darüber, bevor ein freches Grinsen ihre Sommersprossen zum Leuchten zu bringen schien. »Ich habe keine Ahnung, von wem du sprichst. Warum fragst du ihn nicht selbst, wenn er dir das nächste Mal über den Weg läuft?«
    Ich war bereits drauf und dran, ihr von den merkwürdigen Begegnungen mit meinem geheimnisvollen Retter zu erzählen, da kam der Kellner mit dem Hauptgang. Caitlynn schwor nach dem ersten Bissen, ihren Koch hierher in die Schule schicken zu wollen. Sie aß, trank und plauderte, und schließlich gab ich mein Vorhaben auf. In den letzten Wochen hatte ich den Mann ohnehin nicht mehr gesehen, und die Götter hätten bezeugen können, dass ich mir beinahe den Hals ausgerenkt hatte, um noch einmal einen Blick von ihm zu erhaschen. Wahrscheinlich hatte ich mir auch sein Auftauchen hier im Restaurant nur eingebildet. Lächerlich. Das musste ein Ende haben.
    Unser Stadtbesuch war eine wunderbare Abwechslung, aber nach zwei Tagen sehnte ich mich bereits wieder nach meinen Highlands. Caitlynn schien es ähnlich zu ergehen, denn als wir auf der Rückfahrt Fort William, die kleine Stadt am Fuß des höchsten Bergs von Schottland, hinter uns gelassen hatten, seufzte sie: »Endlich. Bald sind wir zu Hause.«

    Nach einem langen Ausritt mit Brandubh hatte ich gerade noch Zeit zu duschen und eines der in Glasgow gekauften Kleider anzuziehen. Es war immer etwas Besonderes, wenn Alsdair zu uns kam,
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