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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod
Autoren: Donald E. Westlake
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    In Maguire stieg ich aus dem Flugzeug und telegrafierte meinem Vater, bevor wir in Autobusse verladen wurden. Zwei Tage später machte mich die Air Force zu einem Zivilisten, und ich ging in meinem eigenen Anzug auf das Tor zu, einen Koffer in jeder Hand.
    Ich war total im Eimer. Dreiundzwanzig, mit einem Mischmasch aus Deutsch und Englisch im Kopf, zwei Koffern voller Plunder und keinerlei Zukunftsplänen. Ich fühlte mich richtig klasse.
    Ich befand mich auf dem Air-Force-Stützpunkt Manhattan-Beach. Der Stützpunkt ist im Südosten von Brooklyn, nicht weit von Coney Island entfernt. Von da aus gesehen, liegt Manhattan am Ende der Welt.
    Als ich durch das Tor ging, zuckten die Weißhelme nicht einmal mit der Wimper; und dann hatte ich den Air-Force-Stützpunkt Manhattan-Beach endgültig verlassen und stand auf der Oriental Avenue. Links vor mir sah ich ein Asphaltoval, auf dem die Autobusse wendeten. Dort stand ein grüner Bus. Ich stieg ein und bat den Fahrer, mich bei einer U-Bahn-Station abzusetzen; ich wollte nach Manhattan. Er nickte, und ich ließ mich auf dem Platz direkt hinter ihm nieder.
    Hinten im Bus saßen zwei Air-Force-Soldaten und eine schwarze Krankenschwester, sonst niemand. Dann stieg noch ein Mann mit zwei Koffern ein. Wir vermieden es, einander ins Gesicht zu sehen. Ich kannte ihn nicht, aber er war wie ich eben erst Zivilist geworden. Wir benahmen uns, als wären wir beide gerade beschnitten worden und als müsste es jeder merken, wenn wir miteinander sprächen.
    Es war ein Dienstagnachmittag, und es herrschte Julihitze. Es war erst der Zwölfte, und ich sollte eigentlich erst am Dreiundzwanzigsten entlassen werden, aber für die Air Force war nur wichtig, dass die Leute im vorgesehenen Monat nach Hause kamen. Draußen brutzelte der Straßenbelag. Im weichen Asphalt konnte man Fußabdrücke sehen, und in der Ferne flimmerte die Luft. Spiegelnde Chromteile an Autos waren meilenweit zu sehen. Das Feld zwischen dem Bus und dem Atlantik sah wie trockenes braunes Haar aus.
    Nach einer Weile legte der Fahrer seine Zeitung beiseite und ließ den Motor an. Er umrundete das Oval; seine Arme hoben sich, während er das Steuer einschlug, und unter den Achseln waren auf seinem grauen Hemd runde, dunkle Schweißflecken zu sehen. Als er die Straße entlangfuhr und den Bus dem Flimmern zusteuerte, wehte ein Luftzug durch das halb geöffnete Fenster neben ihm herein.
    An einer Haltestelle sagte er: »Dort drüben ist Ihre U-Bahn-Station«, und zeigte auf eine Treppe, die zur Hochbahn hinaufführte.
    Ich bedankte mich und griff nach meinen Koffern. Er rief mir nach: »Viel Glück, Soldat!«
    Ich lächelte, aber er war mir unsympathisch. Ich war kein Soldat, sondern Flieger. Auf dieser Route und mit dem Stützpunkt und allem hätte er das wissen müssen.
    Zum Teufel, ich war kein Flieger mehr, sondern jetzt Zivilist. Das hatte ich vergessen.
    Es war die Haltestelle Brighton Beach; Coney Island, das Ende der Brighton-Beach-Linie, lag drei Stationen nach links. Manhattan lag in weiter Ferne rechts. Ich schleppte die Koffer glücklich die Treppe hinauf, danach war ich erschöpft. Ich löste für alle Fälle zwei Fahrkarten und ging auf den Bahnsteig.
    Im Zug saßen Kinder, schätzungsweise vierzehn Jahre alt, die auf den Werbeplakaten herumkritzelten und vor Vergnügen johlten. Ich sah unverwandt zum Fenster hinaus. Bald fuhren wir durch eine hässliche, trübe Wohngegend – vier- bis fünfstöckige Steinhäuser mit vielen Fenstern. Kinderwagen, alte Küchenhocker und Bonbonpapierchen lagen auf dem Bürgersteig. Dann ging es in einen Graben hinunter, und es gab nichts mehr zu sehen. Die Kinder stiegen an einer Station aus, die Newkirk hieß. Etwas später fuhr der Zug nur noch unter der Erde, und ich las die Reklamen über den Fenstern. Eine konnte ich kaum glauben – eine Hand mit gespreizten Fingern, und darüber stand in grünen Blockbuchstaben: RÜLPSER. Darunter stand, dass irgendetwas mit Luft aus dem Magen dreimal so schnell gehen würde.
    Der Zug fuhr über die Manhattan Bridge; rechts neben uns rollten Autos und Laster über eine Straße. Ich kam mir vor wie in einem Bild im Geografieschulbuch; über mir müsste eine DC-3, unter der Brücke ein Schleppkahn zu sehen sein, und unter dem Ganzen mussten die drei Zeilen über Beförderungsarten stehen.
    Auf der anderen Seite ging es wieder in den Untergrund, und ich holte den Zettel mit der Adresse hervor, die Bills Frau mir gegeben hatte. Ich hatte
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