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Heiße Begegnungen (German Edition)

Heiße Begegnungen (German Edition)

Titel: Heiße Begegnungen (German Edition)
Autoren: Inez Flambert
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Venedig
    Nebel lag über den Häusern, als die kleine Fähre direkt an der Piazza San Marco anlegte. Es war Winter und die Stadt schien in einer Art Dornröschenschlaf zu liegen.
    Die Kälte kroch mir den Rücken hinauf. Die Szenerie hatte etwas Unwirkliches. Es war, als griffen die Strassen und dunklen Gassen mit ihren Nebelfingern nach mir. Sie schienen mich zu locken.
    Bisher war ich immer im Sommer hierhergekommen, aber dieses Mal sollte ein lang gehegter Traum sich erfüllen. Carneval in Venedig.
    Als ich mit meiner Tasche die Fähre verließ, beschlich mich ein seltsames Gefühl. So ganz allein in der Stadt der tausend Masken.
    Um diese Jahreszeit waren nicht viele Touristen in der Stadt. Morgen, zum ersten Tag des Karnevals wurden Touristenströme erwartet, aber ich hatte mir ein Zimmer in einer kleinen, privaten Pension in der Cannaregio Est reserviert. Einer Gegend, in die sich kaum ein Fremder verirrte. Ich wollte den echten Karneval, nicht das Touristenspektakel.
    Ich schulterte also meine Tasche und machte mich auf den Weg. An den Kanälen standen nicht wie sonst immer die Gondoliere. Nur vereinzelt begegnete ich ein paar Einheimischen in den schmalen Gassen.
    Ein paar Mal musste ich mich auf meinem Stadtplan orientieren, um den richtigen Weg zu finden. Aber nach gut einer halben Stunde hatte ich es tatsächlich geschafft. Ich stand vor dem Haus Cannaregio 5295.  „Casa Boccassini“ stand über der Tür.
    Ich war angekommen.
    Die kleine Pension war gemütlich und die Wirtin freundlich, mein Zimmer sauber und ordentlich.  Nachdem ich ausgepackt hatte und mir ein warmes Mal serviert worden war, erkundigte ich mich nach einem Kostümverleih. Die alte Frau lächelte mich an und deutete mir, mitzukommen. Sie führte mich die Stufen einer schmalen Stiege herauf und offensichtlich in ihre Kammer. Ich fühlte mich ein wenig unbehaglich, wusste ich doch nicht, was mich hier erwartete. Sie öffnete eine alte Truhe neben dem Bett und zog etwas heraus. Ein Kleid… ein altes Kostüm. Es war prächtig und üppig bestickt. Zwinkernd hielt sie es mir hin. Mein italienisch war zwar nicht perfekt, aber ich verstand zumindest, dass das Kleid noch von ihrer Großmutter war und sie es als junges Mädchen immer zum Karneval getragen hatte.
    Es war traumhaft schön und sie beschwatzte mich so lange, bis ich es endlich vor dem großen Spiegel anprobierte. Sie half mir, denn es musste am Rücken richtig geschnürt werden. Als wäre es für mich angefertigt worden passte es und ich drehte mich lachend im Kreis.
    Die Alte lächelte glücklich und kramte noch eine passende Maske aus der Truhe. Sie war weiß mit bunten Federn geschmückt und verbarg die Augenpartie.
    Ich konnte meinen Anblick im Spiegel kaum fassen. Ich sah aus wie eine echte venezianische Baronesse aus dem 19. Jahrhundert. Nur meine langen, schwarzen Haare, die mir lose auf den Rücken fielen, störten das Bild.
    Am nächsten Morgen befiel mich gleich nach dem Aufwachen eine heiße Vorfreude. Heute war der große Tag. Der erste Tag des Karneval. Ich sprang gleich aus dem Bett und verbrachte den restlichen Vormittag mit einem Besuch beim Friseur. Schließlich sollte alles ganz stilecht sein.
    Am Nachmittag half mir die nette Wirtin wieder beim Ankleiden und schnürte mir mein Kostüm. Jetzt mit der passenden Frisur sah alles perfekt aus. Mein schwarzes Haar war kunstvoll mit silbernen Spangen hochgesteckt und nur einige wenige Locken ringelten sich verspielt um meinen Nacken.
    Als ich dann ganz allein auf dem Weg zur Rialtobrücke war, fühlte ich eine seltsame Nervosität in mir aufkommen. Was würde mich erwarten? In was für ein Abenteuer hatte ich mich da gestürzt?
    Je näher ich der Brücke kam, desto anstrengender wurde mein Weg. Die Menschenmengen wurden immer dichter und mich beschlichen Zweifel, ob es das war, was ich wollte. Der Zauber, der gestern noch über der Stadt gelegen hatte, schien verschwunden.
    Dann aber kam der Canale Grande mit seinen Brücken in mein Blickfeld und meine Zweifel waren wie weggewischt. Der Anblick der Gondeln im Nebel, die vielen Masken. Ich fühlte mich wie in der Zeit zurückversetzt.
    Die Atmosphäre fing mich sofort ein und ließ mich nicht mehr aus ihren Fängen. Ein bisschen schüchtern stand ich irgendwann auf der Rialtobrücke und beobachtete fasziniert das Treiben um mich herum. Beim Beobachten der Menschen mit ihren Kostümen und Masken musste ich unweigerlich an Casanova denken. Ich schmunzelte, und als hätte
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