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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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Regiments von Skala und eine der wagemutigsten Reiterinnen der Königin.
    Wie es aussah, war sie trotzdem ganz die Alte. Sie sprang aus dem Boot, noch bevor der Kiel den Kiesgrund berührte.
    »Bei allen Göttern, es ist schön, dich wiederzusehen!«, rief sie und schlang die Arme um seinen Hals, und für einen Augenblick schien es, als wolle sie ihn nie wieder loslassen. Als sie schließlich einen Schritt zurücktrat, schimmerten in ihren Augen Tränen. »Wie geht es Mutter und den Kindern? Ist in Watermead noch alles beim Alten?«
    »Es hat sich nichts geändert, seit du uns verlassen hast. Illia ist groß geworden«, sagte er, während er die neuen Narben auf ihren Armen und Händen betrachtete. Ihr Gesicht war noch immer von Sommersprossen übersät, aber zwei Jahre schwerer Kämpfe hatten ihre Züge verhärtet und die letzten Spuren der Kindheit getilgt. »Rittmeisterin, richtig?«, fragte er, und deutete auf den neuen Harnisch.
    »Dem Titel nach zumindest. Sie haben mir eine Wolfsschwadron zugeteilt und meine Turma nach Hause geschickt. Du erinnerst dich doch an Leutnant Rhylin?«
    »Ich erinnere mich immer an Leute, die mir das Leben retten«, antwortete Micum, während er dem hochgewachsenen Mann die Hand schüttelte.
    »Soweit ich mich erinnere, war es eher umgekehrt«, entgegnete Rhylin. »Ihr habt es mit dieser Dyrmagnos-Kreatur aufgenommen, nachdem Alec auf sie geschossen hatte. Ich glaube nicht, dass noch einer von uns hier stehen würde, hättet Ihr das nicht getan.«
    Neugierige Blicke wandten sich ihnen zu, und Micum wechselte rasch das Thema.
    »Ich zähle hier nur eine Dekurie, wo sind die anderen beiden?«, fragte er, wobei er mit der Hand auf die zehn Reiter deutete, die mit ihnen an Land gekommen waren. Er kannte den Unteroffizier Nikides und ein paar der anderen Männer und Frauen, aber die meisten waren ihm fremd und überaus jung.
    »Die anderen sind mit Klia gesegelt. Wir stoßen später wieder zu ihnen«, erklärte Beka. »Die hier sollten reichen, uns sicher ans Ziel zu bringen.«
    Sie blickte zum Nachmittagshimmel empor und runzelte leicht die Stirn. »Es wird eine Weile dauern, unsere Pferde an Land zu bringen, trotzdem würde ich vor Anbruch der Nacht gern aufbrechen. Können wir an diesem Ort vor der Abreise noch eine warme Mahlzeit bekommen? Eine ohne gepökeltes Schweinefleisch und Stockfisch?«
    »Ich habe mich schon mit dem Gastwirt unterhalten«, entgegnete er augenzwinkernd. »Ich schätze, er kann euch mit getrocknetem Schweinefleisch und gesalzenem Stockfisch dienen.«
    »Wenn wir nur eine kleine Abwechslung bekommen«, sagte Beka grinsend. »Wie lange werden wir brauchen, bis wir sie gefunden haben?«
    »Vier Tage. Vielleicht drei, wenn das gute Wetter anhält.«
    Erneut huschte ein ungeduldiger Ausdruck über Bekas Gesicht. »Drei wären besser.« Mit einem letzten ruhelosen Blick zurück zum Schiff folgte sie ihrem Vater zu der Taverne.
    »Was ist aus dem jungen Mann geworden, von dem du uns letztes Jahr geschrieben hast?«, fragte Micum. »Dieser Unteroffizier, wie hieß er doch gleich? Deine Mutter fängt schon an, sich konkrete Vorstellungen über ihn zu machen.«
    »Markis?« Beka zuckte die Achseln und sagte, ohne ihn anzusehen: »Er ist gestorben.«
    Einfach so?, dachte Micum traurig. Er fühlte, dass mehr an der Geschichte war. Der Krieg war ein schmutziges Geschäft.
     
    Das Wetter hielt sich, aber die Straßen wurden schlechter, je weiter sie nach Norden ritten. Am zweiten Tag versanken die Pferde schon bis zu den Fesseln im Schlamm, während sie über die Schmutztrasse stapften, die in dieser Wildnis als Straße herhalten musste.
    Micum stützte sein schlimmes Bein auf den schlammverschmierten Steigbügel und betrachtete die zerklüfteten Berggipfel in der Ferne, während er wehmütig an Zuhause dachte. Die kleine Illia, die gerade neun Jahre alt geworden war, hatte auf der Wiese unterhalb des Hauses Narzissen gepflückt, als Micum aufgebrochen war. Hier, im Schatten der Nimraberge, lag der Schnee noch immer in schmutzigen Verwehungen unter den Pinienbäumen.
    Beka hatte ihm den genauen Grund für ihre Reise noch immer nicht dargelegt, und Micum hatte ihr Schweigen respektiert. Sie ritten ausdauernd und nutzten die länger werdenden Tage voll aus. Am Abend erzählten sie und die anderen von Schlachten, Stoßtruppunternehmen und verlorenen Kameraden. Der Unteroffizier Markis wurde am Lagerfeuer nie erwähnt, also beschloss Micum, Leutnant Rhylin eines Morgens zur
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