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Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch
Autoren: Kathryn Littlewood
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Prolog
    Eine Prise Zauberei
    Rosmarin Glyck wurde zehn in dem Sommer, in dem sie zum ersten Mal beobachtete, wie ihre Mutter einen Blitz in einen Teig rührte. Erst jetzt dämmerte ihr, dass ihre Eltern in ihrer Bäckerei nach Zauberrezepten backten. Plötzlich lag das klar auf der Hand.
    Es war der Monat, in dem der Jüngste der Calhouns, der sechsjährige Kenny, am Bahnhof in einen unverschlossenen Schaltraum geraten war, den falschen Knopf berührt hatte und fast an einem elektrischen Schlag gestorben wäre. Doch der Stromstoß hatte ihn nicht mausetot gemacht, sondern nur bewirkt, dass Kennys Haare zu Berge standen und er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
    Als Rosmarins Mutter Polly hörte, dass der Nachbarsjunge Kenny im Koma lag, schloss sie die Bäckerei und sagte: »Es gibt Wichtigeres als Kekse«, und dann machte sie sich in der Küche an die Arbeit. Nicht einmal essen oder schlafen wollte sie. Nächte vergingen, und sie arbeitete durch. Roses Vater Albert passte auf Roses Geschwister auf, während Rose bettelte, ihrer Mutter in der Küche helfen zu dürfen. Doch stattdessen wurde Rose einkaufen geschickt – in die Stadt, um mehr Mehl oder dunkle Schokolade oder Vanilleschoten zu holen.
    Endlich, ganz spät am Sonntagabend, während das schlimmste Gewitter des Sommers auf Calamity Falls einpeitschte – mit Donnerschlägen, Blitzen und Regengüssen, deren Prasseln sich anhörte, als würden Hände voll Kiesel aufs Dach geworfen –, verkündete Polly: »Es ist an der Zeit.«
    »Wir können die Kinder nicht allein lassen«, sagte Albert. »Nicht bei so einem Gewitter.«
    Polly nickte knapp. »Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als sie alle mitzunehmen.« Sie drehte sich um und rief nach oben: »Ausflug für alle!«
    Rose bekam vor Aufregung einen Schluckauf, als ihr Vater sie und ihre Brüder und die kleine Schwester in den Familienvan packte, zusammen mit einem großen Einmachglas aus trübem, bläulichem Glas.
    Der Van schaukelte und kam fast von der Straße ab, so stürmte und regnete es, doch Albert biss die Zähne zusammen und steuerte unverdrossen auf die kahle Anhöhe des Bald Man’s Peak zu.
    Er parkte. »Willst du es wirklich tun?«, fragte er seine Frau.
    Sie löste die Klammer am Deckel des Einmachglases. »Kenny ist zu jung. Ich muss es zumindest versuchen.« Und damit stieß sie die Tür auf und stürzte in den Regen hinaus.
    Rose sah zu, wie ihre Mutter durch den brüllenden Sturm den Hang hinaufstolperte, bis nach ganz oben auf die kahle Bergspitze. Dann nahm sie den Deckel ab und hielt das Glas über ihren Kopf.
    In dem Moment passierte es.
    Rose blieb fast das Herz stehen, als der Blitz den Himmel in zwei Hälften teilte und direkt in das Glas fuhr. Die gesamte Anhöhe wurde erleuchtet, und Roses Mutter loderte hell auf, als sei sie aus gleißendem Licht.
    »Mama!«, schrie Rose und riss am Türgriff, doch Albert hielt sie zurück.
    »Das reicht noch nicht«, sagte er. Es folgte noch ein Blitzschlag und noch einer …
    Hinterher wusste Rose nicht, ob sie von dem Licht geblendet oder von ihren Tränen blind geworden war.
    »Mama!«, wimmerte sie.
    Und dann öffnete sich die Wagentür wieder, und ihre Mutter glitt ins Auto. Sie war völlig durchnässt und roch wie ein verkohlter Toaster, doch ansonsten sah sie unverletzt aus. Rose starrte in das Glas und sah darin Hunderte von knisternden, bläulichen Lichtadern zucken.
    »Nichts wie nach Hause, und zwar dalli«, sagte Polly. »Das ist die Zutat, die noch gefehlt hat.«

    Daheim wurden die Kinder zu Bett geschickt, doch Rose blieb heimlich auf und sah zu, wie ihre Mutter zur Tat schritt.
    Polly stand über eine metallene Rührschüssel gebeugt, die mit einem glatten weißen Teig gefüllt war. Vorsichtig hielt sie das Einmachglas über die Schüssel und nahm den Deckel ab. Kleine Blitze aus blauem Licht fielen zuckend wie Schlangen in den Teig und ließen die Masse grün aufleuchten.
    Polly rührte den Teig mit einem Löffel um und flüsterte:
»Electro Correcto.«
Dann goss sie ihn in eine Kastenform und schob diese in den Ofen. Sie schloss die Tür. Ohne sich umzusehen, sagte sie: »Du solltest längst im Bett sein, Rosmarin Glyck.«

    In dieser Nacht schlief Rose nicht gut. In ihren Träumen blitzte es, und ihre Mutter glühte grell und ermahnte sie mit erhobenem Zeigefinger, ins Bett zu gehen.
    Am Morgen stürzte ihre Mutter den Kuchen auf einen Teller, träufelte mit einem Spritzbeutel etwas weißen Zuckerguss darüber
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