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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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haben wir es hier mit einem anständigen kleinen Gauner aus Rhíminee zu tun«, bemerkte Seregil auf Aurënfaiisch.
    »Bilairy soll dich holen, Gespenst!«, knurrte der Knabe, der zwischen Seregil und einem herabgestürzten Balken in der Falle saß.
    »Wir sind keine Gespenster«, versicherte ihm Alec.
    Seregil nutzte die kurze Ablenkung, um den Knaben an der Hand zu packen, die den Dolch hielt, und ihn näher zu sich zu ziehen. Der Bursche war selbst kaum am Leben. Sein knochiges Handgelenk fühlte sich unter Seregils Griff wie ein Bündel morscher Zweige an.
    »Wie heißt du?«, fragte er, als er ihm den Dolch entwand.
    »Als würde ich dir das erzählen!«, schnappte der Knabe. Mit neuem Antrieb versetzte er Seregil einen kräftigen Tritt gegen das Schienbein, riss sich los und verschwand geschwind wie eine Ratte in der Dunkelheit.
    Alecs Gelächter hallte schaurig von den verfallenen Mauern wider, obwohl es aus vollem Herzen erklang.
    »Wenn unsere Nachbarn glauben, an diesem Ort würde es spuken, so haben sie nun den Beweis.« Seregil verzog das Gesicht, als er sich setzte und sich das schmerzende Schienbein rieb. »Netter Empfang, was?«
    »Mehr konnten wir kaum erwarten«, keuchte Alec und ließ sich neben seinem Freund nieder. »Eulen, Straßenräuber … das muss ein Omen sein.«
    »Nimm, was der Lichtträger gibt, und sei dankbar«, murmelte Seregil, und sein Blick schweifte erneut durch die Ruine.
    »Dies war ein guter Ort, der Erste, den ich als ein Zuhause empfunden habe«, sagte Alec, nun wieder ein wenig ernüchtert. »Sollte je wieder jemand ein Haus an dieser Stelle erbauen, glaubst du, sie werden durch seine Räume spuken?«
    Seregil wusste, wer ›sie‹ waren. »Sollten sie das tun, dann wäre es traurig, wenn sie nur auf Fremde träfen, meinst du nicht auch?«
    Alec schwieg einen Augenblick. Dann erwiderte er: »Wir könnten schon ein paar zusätzliche Räume brauchen, bei der Unordnung, die du überall hinterlässt. Allerdings könnte es schwer werden, jemanden zu finden, der vertrauenswürdig genug ist, sich um das Haus zu kümmern. Und wer soll die Banne anbringen, nun wo Thero und Magyana fort sind?«
    »Das lässt sich sicher regeln.« Seregil lächelte in der Dunkelheit in sich hinein. »Ich könnte es gewiss nicht ertragen, allzu lange den Edelmann zu spielen. Außerdem habe ich mein Pensum in den letzten Monaten mehr als erfüllt.«
    »Es würde Unglück bringen, denselben Namen zu benutzen. Wir müssen uns einen Neuen ausdenken.« Alec bückte sich und zog etwas unter dem Balken hervor – eine lange, gestreifte Feder. »Wie wäre es mit ›Eule‹?«
    »Drachen und Eule.« Ya’shel Khi, flüsterte eine Stimme in Seregils Herzen. »Schließlich wollen wir die richtige Branche herbeilocken.«
     
    ENDE
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