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Sternenzauber

Sternenzauber

Titel: Sternenzauber
Autoren: Christina Jones
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1. Kapitel
    C lemmie Coddle verliebte sich in Guy Devlin an dem Tag, an dem sie auch ihre Füße in Brand steckte.
    Am Morgen des Maifeiertags waren im Schuppen hinter Coddle’s Postladen in Bagley-cum-Russett infolge einer falschen Dosierung von Aluminium und dem waghalsig sorglosen Entfachen eines Zündlichts ganz unversehens Clemmies Sicherheitsschuhe in Flammen aufgegangen.
    Am Abend des Maifeiertags, bei der Hochzeitsfeier von Fern und Timmy Pluckrose auf dem Dorfanger von Fiddlesticks, hatte Clemmie, die in Häschen-Pantoffeln an den versengten Füßen herumhumpelte, Guy Devlin zum allerersten Mal gesehen und – wusch! – war ihr Herz wie eine Rakete bis in den siebten Himmel in schwindelerregende Höhen alles verzehrender Liebe gesaust.
    Als Ferns und Timmys zauberhafte abendliche Feier ihren Höhepunkt in einem von Guys Firma The Gunpowder Plot veranstalteten herrlichen Musikfeuerwerk fand, war Clemmies Schicksal besiegelt. Ihre schmerzhaft pochenden Füße waren vergessen.
    Guy Devlin und sie waren füreinander bestimmt.
    Er sah nicht nur hinreißend gut aus, sondern war außerdem ein erstklassiger Pyrotechniker; sie , von ihrer körperlichen Erscheinung etwas weniger überzeugt, war, seit sie sich erinnern konnte, vom atemberaubenden Farbenzauber des Feuerwerks
fasziniert, und versuchte sich daran, eigene Mixturen farbenfroher, sanfter Bomben herzustellen, seit sie zu ihrem achten Geburtstag einen Chemiebaukasten bekommen hatte.
    Aus Clemmies Sicht waren sie ein Traumpaar und vor ihnen läge ein anhand der himmlischen Periodentafel geschaffenes lebenslanges Feuerwerk.
    Nun, mehr als fünf Monate nach diesen beiden entflammenden Ereignissen, waren Clemmies Füße – nur leicht angekokelt und wie ihre Finger, Augenbrauen und Haare an derlei Misshandlungen seit Jahren gewöhnt – bemerkenswert rasch geheilt. Ihr Herz hingegen war offenbar noch immer nicht geneigt, sich diesem Heilungsprozess anzuschließen.
    An einem kühlen Oktobermorgen stand Clemmie hinter dem Empfangstresen der ärztlichen Gemeinschaftspraxis Dovecote in Hazy Hassocks , wo es oft tatsächlich wie im Taubenschlag zuging, und war gerade in ihre derzeitige Lieblingsfantasie eines prasselnden Regenbogenfeuerwerks mit Guy Devlin vertieft, bei dem sie ihre eigenen pyrotechnischen Erfindungen zur Musik von Rossini inszenierte, während sie gleichzeitig mehrere Dutzend Patientenakten sorgfältig zu einem Kartenhaus aufstapelte. Sehnsüchtig vor sich hin lächelnd nahm sie einen weiteren Packen Faltmappen zur Hand.
    Nur noch eine Akte … Na also! Fantastisch! Unerreicht! Drei Stockwerke und kein bisschen wackelig …
    Natürlich hatte Clemmie schon vor dem Maifeiertag sehr wohl von Guy Devlin und The Gunpowder Plot gewusst. Er war allgemein bekannt. Zumindest in Winterbrook und Hazy Hassocks und Bagley-cum-Russett und Fiddlesticks und – eigentlich überall in ihrer Heimat Berkshire und in weiten Teilen von Hampshire und Oxfordshire wahrscheinlich ebenso. The Gunpowder Plot war kilometerweit im Umkreis die berühmteste Feuerwerksfirma, und Clemmie hatte schon bei zahlreichen
Gelegenheiten ihre genialen Feuerwerke mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neid betrachtet.
    Ganz demokratisch entzündete Guy Devlin im Süden Englands atemberaubende Feuerwerke sowohl für die Reichen und Berühmten als auch für die Armen und Unbekannten. Guy Devlin, das hatte Clemmie dem Dorfklatsch der Mädchen bereits entnommen, sah angeblich sagenhaft gut aus, war wahnsinnig sexy und schöne Frauen lagen ihm scharenweise zu Füßen, wo auch immer er stand und ging.
    All das hatte sie zwar schon oft gehört, aber für den ersten Anblick seiner großen, schlanken, schwarzhaarigen, blauäugigen, einfach hinreißenden realen Erscheinung am Maifeiertag war sie trotzdem in keiner Weise gewappnet. Auf seine Schönheit und gewagte Extravaganz konnte man auch gar nicht gefasst sein. Er sah aus, sinnierte Clemmie, wie eine unheimlich romantische Mischung aus Johnny Depp als Pirat und Adam Ant im Kostüm des Dandy Highwayman.
    Da Pyrotechniker während ihrer Arbeit notgedrungen meist unsichtbar bleiben, war, Guy Devlin zu sehen, für Clemmie ein ebenso aufregendes Erlebnis wie für einen leidenschaftlichen Vogelbeobachter die zufällige und unerwartete Sichtung eines Paares praktisch ausgestorbener Kieksender Rüschen-Waldtölpel.
    Die Tatsache, dass Guy Devlin sie eigentlich gar nicht bemerkt hatte – weder am Maifeiertag noch zu einem späteren Zeitpunkt -, war zwar ein
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