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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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erblühten. Alec lernte sogar noch, die schaurige Architektur der Stadt zu schätzen. Gleich, wie heiß ein Tag auch sein mochte, die in dunklem Gestein gehaltenen Räume blieben stets angenehm kühl. Von der Hitze im Freien getrieben, entdeckten die Skalaner bald die aurënfaiische Mode mit ihren weit geschnittenen Tuniken und Hosen aus feinem Gazestoff für sich.
    Wieder einmal hatte Alec Zeit im Überfluss und viel zu wenig zu tun. Beka und ihre Reiter hingegen waren gefragter denn je zuvor. Unentwegt wurden Nachrichten nach Gedre gesandt, und manchmal schlossen sich Alec und Seregil den Meldereitern an. Nyal war bereits dort, um Riagil bei den Vorbereitungen für Klias Abreise zu helfen.
    Seit der Abstimmung erfreuten sich die Urgazhi auch großer Beliebtheit bei allerlei Möchtegern-Abenteurern, die aufgeregt darüber schwatzten, sich den Skalanern anzuschließen.
    »Wenn sie so tapfer sind, wie sie behaupten, werden wir noch vor unserer Abreise von einer Turma zu einer vollständigen Truppe angewachsen sein«, stellte Feldwebel Braknil eines Abends fest, als sie aus einer Taverne in der Tupa der Silmai zurückkehrten.
    »Und wir brauchen sie«, hörte Alec Beka leise murmeln.
    »Du bist begierig, zurückzukehren, nicht wahr?«, fragte er, so sehr er selbst nun diese Aussicht fürchtete. Während all der Monate war es so einfach gewesen zu vergessen, was sie erwartete, wenn sie zurück waren.
    »Ich bin Soldat und Offizier. Ich war schon viel zu lange fort«, antwortete sie leise und betrachtete nachdenklich die lachenden Reiter aus Braknils Dekurie, die vor ihnen die Straße hinuntergingen.
     
    Eines Abends, einige Tage vor ihrer Abreise, wurden Alec und Seregil zu Klia gerufen. Korathan, Thero und Beka waren ebenfalls dort.
    Klia saß in einem Sessel am Fenster. Als sie eintraten, lächelte sie und streckte ihnen die Hände entgegen. Die Linke steckte in einem ledernen Handschuh, der geschickt präpariert war, um die fehlenden Glieder zu verbergen. »Seht nur, ich bin wieder ganz!«, sagte sie.
    »Ihr Zustand bessert sich erstaunlich schnell«, flüsterte Beka Alec zu. »Ehe wir uns versehen, wird sie schon wieder fröhlich herumspringen.«
    Alec hatte zuvor mit Mydri gesprochen und war weit weniger optimistisch. Trotz all der Bemühungen der Heilerin waren Klias Beine immer noch kraftlos, und sie war kaum imstande, eine Tasse zu halten. Außerdem hatte das Gift sie zittrig werden lassen. Ihr Geist jedoch war so scharf wie eh und je.
    »Wir sind vollzählig«, stellte Korathan knapp fest, wie es seine Art war. »Thero, versiegelt den Raum.«
    Der Prinz, der, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, neben Klias Stuhl stand, sah aus, als wollte er eine Ansprache an ein Regiment hartgesottener Soldaten richten. »Als Vizekönig bin ich dafür verantwortlich, die Kolonie zu Gedre einzurichten. Da Klia noch immer zu schwach für eine lange Reise oder eine Schlacht ist, setze ich sie als befehlshabende Kommandantin der Station ein. Nun, da Torsin tot ist, kennt niemand diese Leute besser als sie, und sie verfügt über den notwendigen Rang. Riagil í Molan lässt bereits Unterkünfte und Lagerhallen am Hafen herrichten.«
    »Ich brauche einen angemessenen Stab«, informierte sie Klia. »Rittmeisterin, Ihr und die Urgazhi-Turma werdet bei mir in Aurënen bleiben.«
    Beka salutierte hölzern und ohne einen Ton zu sagen, doch Alec war der Schrecken in ihrem Gesicht nicht entgangen.
    »Ich habe auch Thero gebeten, bei mir zu bleiben«, fügte Klia hinzu.
    Überrascht blickte Korathan seine Schwester an. »Ich dachte, Elutheus wäre besser geeignet. Er ist älter und erfahrener.«
    »Ich werde jeden Zauberer bei mir behalten, den du mir überlassen kannst, mein Bruder, aber ich ziehe Theros Gesellschaft vor. Er ist mein Feldzauberer, und wir haben uns inzwischen aneinander gewöhnt, nicht wahr?«
    »Mylady.« Thero verbeugte sich, und Alec erkannte, dass wenigstens er über diese Wendung der Dinge erfreut erschien.
    »Was wird aus uns?«, fragte Alec.
    »Richtig. Was wird aus uns?«, schloss sich Seregil an.
    »Tut mir leid.«
    »Aber ich dachte, er wäre kein Verbannter mehr. Kann er sich nicht ebenso frei bewegen wie Ihr?«, fragte Alec.
    »Vor dem Gesetz schon«, sagte Klia. »Aber es ist politisch abträglich, wenn er die Geduld unserer Gastgeber allzu sehr strapaziert, umso mehr als Mitglied meines Stabes. Unter denen, die gegen seine Rückkehr waren, haben wenige ihre Meinung geändert, und einige von ihnen
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