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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe
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Betriebsausflug
    Der E. E. Biermösel sitzt an diesem schönen Frühlingsmorgen auf seinem neu ausgebauten Erlebnispark am Gendarmerieposten in Aussee herüben und blättert im internationalen Teil vom Ländlichen Boten , er blättert und blättert und schaut sich dabei ein paar sehr blutrote Fotos an, aber du meine Güte, was die da heute wieder zu bieten haben, das macht ihm den Mund auch nicht wässrig und lockt ihn so gar nicht von seiner Muschel herunter – „Kriege hier und Kriege da, Kriege, Pest und Cholera!“ lautet die ewige Hymne der depperten Menschheit, in die er so gar nicht einstimmen mag. Was die Probleme von der großen weiten Welt und der depperten Menschheit anbelangt, unterscheidet der Biermösel ja zwischen denen, die ihn gar nicht interessieren, und den anderen, die ihn überhaupt nicht interessieren, dazu kommen noch alle Probleme, von denen er noch gar nie gehört hat.
    Er selbst ist ja noch nicht viel herumgekommen in der großen weiten Welt, muss er zugeben, der Marco Polo unter den Landgendarmen ist er nicht geworden, Zeit seines Lebens ist er mehr der Furchengeher geblieben, als dass er sich zum großen Welteroberer aufgeschwungen hätte. Na gut, will er sich dann aber doch nicht kleiner machen, als er ist, oben in Linz ist er früher natürlich schon öfter gewesen, wie er dort die Gendarmerieschule besucht hat und der Jahrgangsbeste in „Schießen aus der Hüfte heraus“ war, aber das ist lange her. Und drüben in Gmunden kennt er sich auch ganz gut aus, seit er vom dortigen Krankenhaus den alten Biermösel hat abholen müssen, den er dann im Siechenheim in Goisern drüben abgegeben hat, wo er sich jetzt selbstverständlich auch ganz gut auskennt. Aber das waren sie auch schon im Wesentlichen, seine Erfahrungen mit den Überlandfahrten innerhalb der allzu engen Grenzen seiner wunderbar saftigen Heimat, zu mehr hat es bei ihm nicht gereicht.
    Sobald der Biermösel nämlich die Glocken von seiner heimatlichen Pfarrkirche nicht mehr gehört hat, hat er lieber umgedreht und ist wie der Hund in die Hütte sofort zurückgerannt und hat sich auf die warme Ofenbank in der Wirtsstube von der Roswitha im Auerhahn drüben gelegt.
    Allerdings, muss der Biermösel jetzt wieder einmal die guten alten Zeiten loben, hat man sich das Glockengeläute von der heimischen Pfarrkirche damals noch anhören können, was ja heute leider nicht mehr der Fall ist, seit der Hasenscharten-Ulf aus dem Glockenturm vom Pfarrer Hein verschwunden ist und der Biermösel gar nicht mehr weit genug davonrennen könnte, damit er das elende Dingdong aus dem Glockenturm von seiner Bruchbude nicht mehr hören muss. Bei dem, was der Pfarrer Hein heute selbst zusammenläutet, kann es nämlich gut sein, dass der regionale Teil vom Ländlichen Boten sehr bald wieder sehr voll sein wird mit Berichten über ihn, den Schießwütigen, der das Problem vom immer weiter um sich greifenden Wahnsinn vom Pfarrer Hein endgültig gelöst haben wird, und zwar mit der Präzisionsbüchse. Aber gut, will der Biermösel der Geschichte jetzt nicht vorgreifen, noch ist es ja nicht so weit.
    Noch freut er sich sehr darauf, dass er nach 35 Jahren Flaute im Privaten wie im Beruflichen heuer endlich was erleben wird. Zeit wird es ja, dass die windstille See endlich ein bisserl auffrischt und seine kleine Nussschale, in der er im Meer des Lebens dahintreibt, ein paar Meter weit anschiebt. Zeit wird es wirklich, dass er mit der Anni nach Kaprun ins Gendarmerieerholungsheim hinüberfährt und sie dort endlich packen wird, lieber mit der Anni nach Kaprun hinüber und sie dort packen, als noch einmal mit seinen Kameraden ins Ausland fahren, danke herzlich, so was Schreckliches will der Biermösel kein zweites Mal erleben.
    Vom Ausland insgesamt ist der Biermösel ja kein Freund mehr, seit er gleich am Beginn von seiner beispiellosen Laufbahn am sehr schlecht organisierten Betriebsausflug vom Innenministerium hat teilnehmen müssen, während dem sich die neu aufgenommenen Kameraden in der Gendarmerieschule hätten besser kennen lernen und miteinander anfreunden sollen. Daraus ist dann aber leider nichts geworden, so viel kann er gerne verraten, Freunde fürs Leben hat er am Betriebsausflug von der Gendarmerie leider keine gefunden.
    Was ist passiert?
    Im rot-weiß-roten Gendarmerie-Autobus vom Innenministerium hätte die Reise eigentlich über das kleine deutsche Eck ins Heilige Land Tirol hinüber zum Goldenen Dachl in Innsbruck gehen sollen, auf das er
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