Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Planeten-Flieger

Planeten-Flieger

Titel: Planeten-Flieger
Autoren: Nikolaus Reitter
Vom Netzwerk:
 Planetenflieger

    Ein astronomisches Abenteuer von

    Nikolaus Reitter

    Titel und Bilder von Kurt Blümel

    Verlag Dr. Karoline Bernheim G.m.b.H. Fürth i. Bay.

    Published 1947 under Military Government Information Control License Number US-E-164

    1.—5. Tausend

    Alle Rechte vorbehalten. Copyright 1947 by Verlag Dr. Bernheim G. m. b. H. Fürth i. Bay. Druck : Pestalozzi-Verlag G. m. b. H. Fürth i. Bay.

    Ein einzigartiger Hundertmeterlauf

    „Großmama, du gestattest wohl, daß wir jetzt entwetzen?" Otto wußte, was sich schickte, wenn er bei seiner Großmutter zu Besuch war. In diesen Sommerferien hatte die alte Dame auch Rudi, seinen besten Freund, zu sich eingeladen. Und so zeigte der eine dem anderen, wie fein er sich benehmen konnte. Sie waren nämlich erst vor drei Tagen angekommen. Obgleich Otto sich also einer sehr gewählten Sprache befleißigte, schüttelte die Großmutter den Kopf und fragte verwundert: „Was soll ich gestatten?"
    „Ottsch meint, ob wir uns verdrücken dürfen", übersetzte Rudi. „Wir möchten mal eben fix auf den Flugplatz rennen." „Weis wollt ihr denn dort schon wieder? Habt ihr euch an den Verkehrsflugzeugen noch immer nicht sattgesehen?"
    „Aber Großmutter, weißt du es denn nicht? Heute fliegt doch das Raumflugschiff ab! Das muß man gesehen haben, meine Herrschaften, wie der Frosch ins Wasser sprang und seine Tante vom Tode des Ertrinkens rettete." „Junge, was hast du für Redensarten! Aber lauft nur hin, und kommt mir pünktlich zum Mittagessen zurück!" „Jawollja, saachte Ollja." Die beiden Freunde trabten eilig durch Vorstadtstraßen. „Weißte, die Großmama muß man anstandshalber fragen; zu Hause wären wir ja wortlos abgehauen."
    über die Flußbrücke ging's, dann auf einer langen Landstraße weiter. Endlich kamen sie atemlos auf dem Flugplätze an. „Junge, was'n Betrieb! Wie kommen wir da vorne 'ran?" „Klein machen, mit'm Kopp vorneweg und durch!" Geschickt drangen sie in die ihnen abgekehrte dichte Menschenmauer ein, Rudi, der Größere, voran, Otto ihm auf den Fersen. Es ist gar nicht sehr schwer für halbwüchsige Burschen, sich durch eine Menschenmenge zu drängen. Die meisten Leute sind gutmütig und lassen ein paar Jungen, die ihnen den Ausblick ja keinesfalls versperren können, gern durchwischen. Andere erschrecken, wenn sie angepufft werden, und weichen zur Seite; ehe sie recht wissen, was los ist, befinden sich die Knaben mit harmlosen Gesichtern bereits vor ihnen. Es gibt aber auch unfreundliche Menschen; sie stehen wie Felsen, wenn sie merken, daß jemand vorbeigleiten möchte. Ihnen macht es Spaß, daß andere nichts sehen können. Solche Leute muß man zu behandeln wissen, wenn sie einem im Wege sind. Es stand da ein dickes Fräulein und duftete nach Lavendelseife; das wollte sie nicht durchlassen. Rudi drehte sich zu seinem Freunde herum, schnitt eine Grimasse und zeigte mit dem Daumen auf die hinderliche Körperfülle. „Das wäre ja gekichert!" Otto drängte von links, und das Fräulein stemmte sich ihm nach links entgegen. So konnte Rudi rechts an ihr vorüberschlüpfen, nicht ohne ihr kräftig auf die Zehen zu treten. Die Dicke wandte sich voll Entrüstung nach rechts; und Otto benützte diese Verlagerung ihres Schwergewichts, um ebenfalls nach vorn durchzudringen. Das Fräulein schimpfte, aber ohne irgendwelchen Eindruck zu erwecken.
    Die beiden hatten sich bald durchgequetscht bis an die Kette der Polizisten, die den freien Platz absperrten. In einiger Entfernung vor ihnen stand das Flugschiff, in dem mutige Männer jetzt in den Weltraum zu fremden Sternen vorstoßen wollten. Es war ein über und über spiegelnder, blitzender Turm, zwölf Meter dick, fünfundzwanzig Meter hoch und oben spitz zulaufend wie eine Granate. Kleine runde Glasfenster zeichneten sich als Reihen dunkler Flecke ab. Zwei Kränze von schräg nach unten gerichteten Rohrenden zogen sich, um den gleißenden Turm. Einige Erker, von denen aus die ganze Außenfläche des Schiffes überblickt werden konnte, waren stromlinienmäßig aus der glatten runden Wand herausgeschwungen. Den Eingang aber bildete ein mannshohes breites Tor, dessen Schwelle sich etwa anderthalb Meter über dem Erdboden befand. Ein schräger Laufsteg war ausgelegt und führte zum Rasen hinab.
    „Klasse, Mann", sagte Rudi. Otto nickte mit glänzenden Augen.
    Vor dem Schiffe hatten die Teilnehmer der Expedition sich versammelt, zwölf Männer, denen die entschlossene Tatkraft und der mutige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher