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Planeten-Flieger

Planeten-Flieger

Titel: Planeten-Flieger
Autoren: Nikolaus Reitter
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und greulich braten, wenn ihr euch in den Sonnenschein legtet. Daß ihr mir nie den Versuch macht, die Sonne zu sehen! Ihr müßtet unweigerlich blind davon werden. Habt ihr mich verstanden?" „Ja."
    Die Jungen halfen dem Ingenieur, die Spiegelverschlüsse an dem Gitterrahmen des großen Fensters festzuschrauben. Spiegeln mußten die Verschlüsse wie das ganze Schiff, um möglichst viele Sonnenstrahlen zurückzuwerfen und auf diese Weise zu verhindern, daß das Flugschiff sich übermäßig erhitzte.
    Ein mächtiger Gongschlag hallte durch das Schiff. „Zu Bett, zu Bett, ihr Lumpenhund'", sang Onkel Karl.
    „Die Sonne scheint ja noch, und wir sollen schon zu Bett gehen", fragte Otto gekränkt. „Kleiner Schimpanse, wie soll die Sonne denn bei uns untergehen, wenn wir ohne Horizont hier im Weltraum herumgondeln?" „Ach so."
    „Dann gute Nacht, Onkel Karl." „Halloh, so schnell schießen die Preußen nicht. Hiergeblieben! Erst wird geturnt. Stellt euch hierher an die Luftzuführung! Und nun los: fünfzig Kniebeugen! - Ja, meine Knaben, Spazierengehen könnt ihr hier bei uns nicht; da müssen wir euch auf andere Weise Bewegung machen, 's wird euch schon noch leid tun, daß ihr zu uns an Bord gehüpft seid. - Rumpf vorwärts beugen, zwanzigmall" Eine halbe Stunde mußten sie turnen. Sie kamen tüchtig in Schweiß und außer Atem. Onkel Karl gab die Kommandos, sagte zwischendurch ein paar von seinen freundlichen Grobheiten und turnte selbst mit. Dann begaben alle drei sich in ihre Schlafkammer und kleideten sich zur Nacht um. Jm Flugschiff schlief man in wollenem Zeuge; denn die künstliche Luft war kühl und in ständiger Bewegung. Und festschnallen mußte man sich, damit man nicht bei irgendeiner unvorhergesehenen Wendung des Schiffes im Schlafe gegen Wand oder Decke geschleudert wurde, so ungewöhnlich dieses Schlafengehen für die Jungen auch war, sie schliefen doch nach wenigen Sekunden fest ein. Am Morgen dieses Tages hatten sie noch vergnügt und nichtsahnend an Großmamas Kaffeetisch gesessen. Dann waren sie mit dem Tode um die Wette gelaufen. Und nun hatten sie den Mond von der anderen Seite gesehen. Welcher andere Junge hatte schon derartiges erlebt?

Auf dem Wege zum Mars

    Fünf Tage war das Raumflugschiff nun schon unterwegs. Die beiden Jungen, die da unge-rufen an Bord gesprungen waren, nahmen an dieser Entdeckungsfahrt nicht als müßige Gäste teil. Wie jeder Mann im Schiff seine bestimmten Aufgaben hatte, so waren auch ihnen Pflichten zugeteilt worden. Und sie waren nicht wenig stolz darauf, daß sie mitarbeiten durften. Anfangs zwar schien es ihnen eine unwichtige Tätigkeit zu sein, die Schlafkammern und die Messe in Ordnung zu halten, die Betten zu machen, die Kleider zu ordnen, den Tisch zu decken, das Geschirr zu reinigen. Aber als sie erfuhren, wie dankbar die schwer arbeitenden Männer dafür waren, daß ihnen diese zeitraubenden und nach langem Dienste lästigen Arbeiten abgenommen waren, trugen die beiden Freunde den Kopf höher. Heute waren sie mit dem Zurechtstreichen und Festschnallen der Betten und Kleidungsstücke fertig geworden und beschäftigten sich in der Küche damit, die Teller und Schüsseln mit Heißluftschlauch und Drehbürste zu säubern. Otto hielt gerade eine Tasse Milch in der Hand, die der freundliche Proviantmeister ihm gegeben hatte. Da gellte der Warnungspfiff durch das Schiff. Mit einigen schnellen Bewegungen schaltete der Proviantmeister, der auch die Aufgaben eines Kochs zu versehen hatte, den elektrischen Strom der fest eingebauten Kochtöpfe aus, verschloß ihre Öffnungen und klammerte sich an einem der Handgriffe fest, die sich überall an den Wänden befanden. Rudi warf das Eßgeschirr, das er in den Händen hielt, rasch in den Tischkasten, schlug diesen zu, so daß der selbsttätige Verschluß knackend einschnappte, und suchte ebenfalls eiligst Zuflucht an einem der Handgriffe. Otto versuchte, mit einer Hand sich festhaltend, seine Milch noch schnell auszutrinken. Genau zehn Sekunden nach dem Ertönen des Warnungspfiffes trat plötzlich Totenstille ein. Das Geräusch und Schüttern der Explosionen, an das die Expeditionsteilnehmer sich schon so gewöhnt hatten, daß sie es gar nicht mehr bemerkten, blieb wie abgeschnitten aus. „Ha", schrie Rudi; er fühlte sich mit einem Male so leicht, daß er den Boden unter den Füßen verlor und ins Schweben' geriet. Dem Otto stieg seine Milch ins Gesicht. Er verschluckte sich und ließ die Tasse los. Aber sie fiel
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