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Schloss meiner Sehnsucht

Schloss meiner Sehnsucht

Titel: Schloss meiner Sehnsucht
Autoren: Nora Darius
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„Alter Adel ist dekadent. Hab ich immer schon gewusst.“ Kerstin Schneider grinste ironisch.
    „Was hat denn Volkers Frauenverschleiß mit Dekadenz zu tun?“ Melanies Stimme klang belegt, und der Blick, mit dem sie Volker von Sternburg und seiner neuesten Eroberung nachsah, war ein wenig verschleiert.
    „Himmel, irgendwas muss es doch sein, was ihn unsympathisch macht! Ich geb mir zumindest alle Mühe, ihn in deinen Augen so erscheinen zu lassen.“ Kerstin griff nach zwei benutzten Gläsern. „So, ich bring dir jetzt noch einen Cappuccino – auf Kosten des Hauses. Und dann gehst du heim und vergisst diesen Typen endlich. Er ist es nicht wert, dass man auch nur einen Gedanken an ihn verschwendet.“
    Das sah Melanie anders. Aber den Einwand behielt sie lieber für sich. Nerven, sich auf eine Diskussion mit ihrer Freundin einzulassen, hatte sie heute nicht mehr. Ein harter Tag lag hinter ihr. Erst fünf Stunden Vorlesung, dann eine Schicht im Krankenhaus. Dort hatten vier ausgebildete Pflegerinnen sich einen Grippevirus eingefangen – und Melanie musste einspringen, so gut sie es vermochte.
    Normalerweise arbeitete sie nur nachts als Hilfsschwester in der Privatklinik von Professor Kahlenbach. Damit verdiente sie sich ihr Medizinstudium. Ins Café „Heaven & Hell“ war sie gekommen, um sich kurz abzulenken. Und weil du gehofft hast, hier Volker zu sehen, sagte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. Na, hast du ja jetzt. Und Zusatzfrust. Selber schuld.
    „Ich muss dann auch los. Bin hundemüde.“ Sie trank den Cappuccino noch rasch aus, umarmte die Freundin und verließ das Café, in dem etliche Studenten verkehrten, aber auch junge Künstler, Film- oder Fernsehstars – und solche, die es werden wollten.
    Kerstin hatte den Job als Bedienung durch Vermittlung ihres Freundes Tim bekommen. Er war Regieassistent in den bekannten Münchner Studios und kannte buchstäblich Gott und die Welt. Tim Ahrens, auf den ersten Blick farblos wirkend, besaß einen scharfen Verstand, trockenen, bissigen Humor – und unendlich viele Beziehungen.
    „Er ist ebenso süß wie nützlich“, pflegte Kerstin über ihn zu sagen.
    „Das klingt immer so lieblos!“, hatte Melanie die Freundin schon oft gerügt.
    „Ach was, das ist realistisch. Und tut unserer Liebe keinen Abbruch. – Es kann ja nicht jeder so ein verkitschtes Gemüt haben wie du.“
    „Ich bin nicht verkitscht!“
    „Doch. Bist du. Na ja, man kann’s auch romantisch nennen. Ist im Endeffekt egal. Hauptsache, du bleibst meine beste Freundin.“ Lachend hatte Kerstin Melanie umarmt.
    „Verrücktes Huhn, du!“
    Ja, verrückt war Kerstin wirklich. Als freie Grafikerin besaß sie einen guten, aber etwas extravaganten Geschmack. Sie kleidete sich schrill, aber immer stilsicher. Und ihr Herz war groß und weit. Wer einmal ihre Freundschaft besaß, hatte die für immer.
    Melanie, die aus einem kleinen Ort in Westfalen stammte, war froh, hier in München schon bald auf Kerstin getroffen zu sein. Am Anfang wäre sie in der Großstadt doch wohl zu einsam gewesen.
    „Achtung, Gegenverkehr!“ In Gedanken versunken, wäre sie fast mit einem Mann zusammengestoßen, der eben ums Straßeneck kam.
    „’tschuldigung.“
    „Keine Ursache. Wir können uns auch noch näher kommen!“ Schon streckte der Mann, der sichtlich angetrunken war, die Arme nach ihr aus.
    „Finger weg!“ Die Stimme kam aus der Dunkelheit, und dann stand auch schon Volker von Sternburg neben Melanie.
    „Ist ja gut. Mach mal keinen Stress.“ Der Fremde trollte sich.
    „Danke. Ich... ich wär schon mit ihm fertig geworden.“
    „Sicher. Aber so war’s doch einfacher.“ Er lächelte, und Melanie spürte, dass gleich ihre Knie weich werden würden. Halt suchend griff sie zur Hauswand.
    „Hey, mach jetzt nur nicht schlapp!“ Mit einem Satz war er neben ihr, stützte sie. „Komm, ich bring dich heim. Wo wohnst du?“ Wie selbstverständlich duzte er sie, dabei kannten sie sich nur flüchtig vom Sehen.
    „Bodestraße. Das ist ganz in der Nähe. Ich kann da allein...“
    „Nichts da. Keinen Schritt.“
    Und so saß sie eine Minute später in einem schwarzen Sportwagen. Neben ihrem Traummann. Der seltsamerweise allein war... Warum? Wo war seine attraktive Begleiterin geblieben?
    „Da ist es schon. Danke fürs Bringen.“ Sie wollte die Wagentür aufstoßen, aber da war Viktor von Sternburg schon ausgestiegen und half ihr höflich aus dem Wagen.
    „Du kommst wirklich klar?“ Besorgt sah er sie
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