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Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige
Autoren: Robert Asprin
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Hakiem
Bilder der Nacht
    Lynn Abbey
    »Nein! Kein Blut mehr! Sorgt dafür, daß es aufhört!«
    Shupansea wurde durch ihren eigenen Schrei aus dem Schlaf gerissen. Der Alptraum hatte sie aus dem Bett zum Fenster ihrer Schlafkammer getrieben. Mit zitternden Händen zog sie die Fensterflügel zu. Es war nicht das erste Mal, daß sie sich vor einem offenen Fenster wiederfand.
    »O Beysa, verzeiht mein Eindringen. Ich... ich habe Euch schreien gehört.«
    Shupansea drehte sich zum Schein der Lampe um und blickte in die verängstigten Augen Kammesins, der Frau, die seit ihrer Kindheit für sie gesorgt hatte. »Es war nichts. nur ein Geräusch in der Dunkelheit. Überhaupt nichts.«
    Kammesin entspannte sich nicht. Mutter Bey! Lebte sie schon so lange unter den hektischen Rankanern im Exil, daß ihr die eigenen Leute fremd vorkamen und sie nervös machten? Hatte sie tief in ihrem Inneren vergessen, daß der feste Blick nicht nur eine Geste der Ehrlichkeit und Offenheit war, sondern darüber hinaus unverhüllte Besorgnis ausdrückte? Und hatte sie selbst auch nur einmal geblinzelt, seit sie aus dem Alptraum erwacht war?
    »Ja, Kam-sin«, gestand sie, zog die Membrane mühsam von den Augen zurück und senkte die Lider. »Es war wieder der Alptraum. Aber jetzt ist alles in Ordnung. Zünde nur meine Lampe an, bevor du wieder schlafen gehst.«
    Die Frau zeigte ein Achselzucken, das jeder Diener kannte. Es drückte bei Rankanern wie Beysibern dasselbe aus: Ungläubigkeit und Resignation. »Wie Ihr wünscht, o Beysa.« Sie entzündete die Lampe neben dem Bett und verschwand.
    Ein Anflug von Schamesröte schoß brennend über das Gesicht der Beysa, als sie das Schließen der Tür hörte. Diese Leute, die glaubten, Aristokraten würden ihr Dienstpersonal gar nicht wahrnehmen, hatten nicht die geringste Ahnung, wovon sie sprachen. Shupansea empfand den unausgesprochenen Tadel ihres alten Kindermädchens wie einen schmerzhaften Stich im Herzen, der sie traurig machte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich Kammesin anvertraut, aber jetzt, da sie vor Verzweiflung beinahe überquoll, konnte sie mit niemandem sprechen.
    Dabei hätte die Beysa gerne mit der Göttin Bey gesprochen. Sie wollte wissen, warum ihr Schlaf nach all den Zeiten in Freistatt von den Erinnerungen an die letzten blutigen Tage ihrer kurzen unseligen Herrschaft über das beysibische Imperium heimgesucht wurde. Doch es war mehr als ein Jahr vergangen, seit die Stimme der Mutter in ihrem Kopf widergeklungen war. Wie alles andere Magische oder Göttliche war Mutter Bey zu einem Schatten ihrer Stärke geschrumpft.
    Die Stadt, die einst der Tummelplatz der unterschiedlichsten Götter gewesen war, war jetzt buchstäblich gottlos. Mutter Bey war nur noch ein leises Wispern im Geist Ihrer Avatara. Wenn auch ein beruhigendes Wispern, und es schien zu sagen, daß die Göttin mit dem Exil zufrieden war und nicht vorhatte, demnächst nach Hause zurückzukehren.
    Das ist nicht genug, dachte die Beysa, intensiv genug, wie sie hoffte, damit die Göttin sie hören konnte. Und ich kann auch nicht hier bleiben und mich an die Vergangenheit erinnern.
    Die schwache empathische Empfindung veränderte sich und spiegelte die Liebe und das lächelnde Gesicht von Prinz Kadakithis wider. Shupansea knirschte mit den Zähnen und schüttelte das Gefühl ab. Mutter Bey hatte jedem Zyniker in die Hände gespielt, als sie in ein göttliches Liebesabenteuer mit Sturmbringer, dem Kriegsgott, getaumelt war. Die Hälfte der Bewohner Freistatts hatte in ihren Träumen die heiße Enttäuschung miterlebt, als die Möchtegern-Liebenden mit ihrer nicht zueinanderpassenden unsterblichen Anatomie kämpfen mußten.
    Diese göttlichen Ausstrahlungen waren versiegt, nachdem das magische Nouma Freistatts niedergebrannt war, aber Shupansea wußte, daß das Paar immer noch einander hinterjagte, und das lüsterne Benehmen ihrer Ahnherrin machte sie mehr als nur ein wenig verlegen.
    Obwohl Shupansea die Göttin aus ihren Gedanken und Gefühlen vertreiben konnte, gelang es ihr mit dem Prinzen nicht so leicht. Es war bestimmt kein Zufall, daß die Alpträume direkt nach der Ankündigung ihrer beabsichtigten aber noch nicht zeitlich festgelegten Heirat begonnen hatten. Gleich nachdem sie entschieden hatte, sich dem nach rankanischen Gesichtspunkten schicklichen Benehmen zu fügen und ihr persönliches Gefolge aus Kadakithis Gemächern zu entfernen.
    Liebe hatte nie zu Shupanseas Gefühlsleben gehört. Tatsächlich hatte es
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