Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schloss meiner Sehnsucht

Schloss meiner Sehnsucht

Titel: Schloss meiner Sehnsucht
Autoren: Nora Darius
Vom Netzwerk:
steckte.
    Die Mädchen rückten bereitwillig ein bisschen zur Seite – doch nur so viel, dass der gut aussehende Mann, der sichtlich Geld besaß und in den besten Jahren war, noch Platz hatte.
    Wenn sie sich auch nicht oft sahen, so konnten es Volker und sein Onkel doch recht gut miteinander. Die lockere Art Olivers gefiel dem Jüngeren, und hin und wieder wünschte er sich, so zu sein wie Oliver. Der lebte sein Leben, schiss was auf Konventionen oder Traditionen, scherte sich einen Deut um die Verpflichtungen, die man angeblich dem Namen gegenüber hatte. Nein, Oliver machte es richtig, der genoss Geld und Leben in vollen Zügen!
    Dass seine Eltern das anders sahen – normal! Und nicht anders zu erwarten. Sie waren eben manchmal engstirnig. Viel zu verhaftet in ihrem gesellschaftlichen Status, zu bestrebt, die gesellschaftlichen Regeln nicht zu verletzen. Spießer mit Adelsprädikat eben! So hatte Oliver seinen älteren Bruder mal genannt. Volker erinnerte sich noch genau daran. Das war vor sechs Jahren zu Weihnachten gewesen. Damals hatte es einen Heidenzirkus gegeben – und Oliver hatte das Gut verlassen und war lange Zeit nicht heimgekehrt.
    Was damals geschehen war... er hatte es nie herausgefunden. Aber er wusste noch, wie wütend sein Vater gewesen war. Und dass ein paar Männer, die verdächtig nach Kriminalpolizei ausgesehen hatten, damals auf dem Gut herumgeschnüffelt hatten...
    Fragen hatte er etliche gestellt, doch nie eine befriedigende Antwort bekommen. Und dann hatte er den Zwischenfall wieder vergessen. Zu viel passierte in seinem eigenen Leben, als dass er sich um das eines knapp zwanzig Jahre älteren Onkels hätte Gedanken machen können.
    Jetzt aber war er froh, Oliver wieder mal in der Nähe zu haben. Das versprach Abwechslung!
    Und wirklich – die Nacht im P1 wurde sehr lang. Und sehr feucht-fröhlich. Volker wusste hinterher nicht mehr genau, was alles passiert war. Irgendwann war er müde geworden, aber Oliver hatte ihm eine Pille gegeben – und er war schlagartig wieder top da gewesen. Er hatte sogar trotz Gipsbein mit der süßen Asiatin, die sich Kim nannte, getanzt. Einer der vielen Fotografen, die sich immer wieder einschlichen, hatte sie auch fotografiert...
    Oliver hingegen kam es sehr gelegen, dass sich die Aufmerksamkeit einiger Gäste auf seinen Neffen konzentrierte. Er traf sich mit zwei anderen Männern in einer Nische, sie redeten, ein paar Briefumschläge wechselten den Besitzer – dann ging Graf Steinburg wieder zu der fröhlich feiernden Gruppe seines Neffen.
    Es war schon fast hell, als sie endlich heim gingen. Der Einfachheit halber schlief Oliver bei Volker. Es war später Vormittag, als beide fast gleichzeitig wach wurden.
    „Wow... hab ich einen Kater!“ Volker fasste sich an den schmerzenden Kopf.
    „Bist du vielleicht entwöhnt?“ Graf Oliver grinste anzüglich. „Hast wohl zu viel studiert, was?“
    Volker zuckte mit den Schultern. „Na ja, ich hab mich schon ein bisschen reingehängt in letzter Zeit. Zweimal durchs Examen rasseln wäre nicht so prickelnd gewesen.“
    „Und – wie ist es ausgegangen?“
    „Keine Ahnung. Aber in ein paar Tagen werden die Ergebnisse bekannt gegeben. Wenn ich aber jetzt nicht schnell eine Kopfschmerztablette krieg, erleb ich das nicht mehr.“ Er kniff die Augen zusammen. „Himmel, was hab ich denn alles getrunken?“
    Oliver verkniff sich eine Antwort. Er ahnte, woher die Beschwerden rührte. Wer die Muntermacher, die er selbst hin und wieder konsumierte und von denen er gerade Nachschub erhalten hatte, nicht kannte, reagierte am Anfang schon mal mit einem gehörigen Kater.
    „Ich hole uns was zum Frühstück“, meinte er. „Danach geht’s dir sicher besser. Und anschließend könnten wir zusammen an den Chiemsee fahren, was meinst du?“
    „In Mamas Obhut... nein, ehrlich, das muss ich mir nicht geben.“
    Oliver grinste nur. Er konnte sich vorstellen, wie besorgt seine Schwägerin war. Volker war ihr Ein und Alles, sicher hätte sie ihn gern in Watte gepackt, jetzt, wo er verletzt war.
    Allein in der Wohnung, überfiel Volker wieder das heulende Elend. Dieser Mist-Gips! Noch drei Tage, dann kam er endlich ab! Und Melanie... sie rief einfach nicht an!
    Zum wiederholten Mal versuchte er sie zu erreichen, doch nur die Mailbox meldete sich.
    „Hier ist noch mal Volker. Bitte, ruf doch mal bei mir an. Ich hab immer noch diesen elenden Gips und kann mich nur schwer bewegen.“ Ob das ihr Mitleid erweckte?
    Auf einmal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher