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Schloss meiner Sehnsucht

Schloss meiner Sehnsucht

Titel: Schloss meiner Sehnsucht
Autoren: Nora Darius
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verstanden.
    Dörte zögerte, ob sie einfach läuten sollte. Olivers Name stand nirgendwo... aber er musste ja hier wohnen!
    „Hallo, suchen Sie jemanden? Kann ich Ihnen helfen?“ Ein Mann in Reitkleidung kam aus der Tür.
    „Ich... ich möchte zu Oliver. Er hat mich eingeladen.“
    „Mein Bruder ist leider nicht da. Aber bitte, kommen Sie herein.“ Joachim von Sternburg ließ sich nicht anmerken, dass er verärgert war. Höflich führte er die junge Frau ins Haus, orderte bei der Hausdame Kaffee und Gebäck und machte Konversation, bis Gräfin Nora auftauchte und sich um den Überraschungsgast kümmerte.
    „Ich... ich kann auch wieder gehen“, meinte Dörte. „Sicher störe ich Sie.“
    „Ach was. Oliver hat sich bestimmt nur verplaudert. Er wird sicher gleich kommen.“
    „Sein Handy ist ausgeschaltet.“ Dörte biss sich auf die Lippen. „Nein, nein, ich fahre wieder.“
    Im ersten Impuls wollte Nora zustimmen, doch dann siegte ihre Höflichkeit. „Sie können gern bleiben. Wir haben sehr gemütliche Gästezimmer. Bitte – Sie sind uns herzlich willkommen.“ Insgeheim verfluchte sie Oliver. Er war kaum aufgetaucht, da gab es schon wieder Komplikationen. Hoffentlich beschränkten sie sich auf diesen ungebetenen, wenn auch bildhübschen Gast.
    + + +
    Ein heftiges Frühjahrsgewitter hatte Münchens Straßen leergefegt. Regen, zum Teil noch mit Hagel versetzt, stürzte vom Himmel. Dazwischen zuckten Blitze auf, Donner grollte.
    „Meine Güte, so ein Sauwetter!“ Tim Ahrens schüttelte sich die Regentropfen aus dem Haar. „Du kannst froh sein, dass du nicht raus musst.“
    „Es ist auch nicht prickelnd, tagein, tagaus hier rumzusitzen. Langsam krieg ich einen Koller.“
    Tim lachte. „Du bist noch keine drei Wochen krank! Ach was – krank! Du hast ein Gipsbein, das ist alles!“
    „So was nennt sich Freund!“ Volker saß lässig in einem Relaxsessel, das Gipsbein hoch gelagert und ein Buch in der Hand.
    „Krimi oder Fachbuch?“, fragte Tim.
    „Krimi. Schließlich hatte ich gestern Prüfung. Jetzt hab ich mir Entspannung verdient.“
    „Und? Wie war’s?“
    „Ich hab ein ganz gutes Gefühl.“ Viktor legte das Buch zur Seite und schwang gekonnt das Gipsbein zur Erde. „Was willst du trinken?“
    „Einen Campari mit Soda. Aber lass nur, ich nehm mir selbst.“ Schon ging Tim zur kleinen Bar, die in einem antiken Eckschrank eingerichtet war. „Ich muss gleich noch in die Kahlenbach-Klinik. Da liegt eine unserer Schauspielerinnen mit Gallenkolik. Sie braucht ein Drehbuch.“
    „Und du spielst Postminister. Gehört das neuerdings zu deinem Job als Regieassistent?“ Grinsend sah Viktor den Freund an. „Sie scheint es wert zu sein.“
    „Stimmt. Juliane Haberland ist einer der ganz wenigen großen Stars unseres Landes. Und ich tu ihr gern den Gefallen.“
    „Juliane Haberland... die ist mindestens fünfzig.“
    „Na und? Das ist keine ansteckende Krankheit.“ Tim grinste. „Jetzt tu nicht so abgebrüht. Komm einfach mit. Danach gehen wir ins ‚Blue Velvet’.“
    „Also gut. Aber nur, weil der Krimi langweilig ist. Und zu eurem Filmstar gehst du allein. Ich warte so lange draußen.“
    „Bei dem Wetter wirklich sehr empfehlenswert.“ Tim grinste. Der Regieassistent arbeitete hart. Nach einem Jahr Ausbildung in USA versuchte er jetzt, mit den namhaftesten Regisseuren Deutschlands zusammenzuarbeiten. Seine Zähigkeit hatte sich herumgesprochen, ebenso die Tatsache, dass er kreativ und hoch begabt war. Dennoch blieb er stets bescheiden und hilfsbereit.
    Juliane Haberland, die „grande dame“ des deutschen Films, war dankbar, als er ihr neben einem Blumenstrauß das neue, eben vom Regisseur umgeschriebene Drehbuch brachte.
    „Hat er es mal wieder nicht lassen können“, spöttelte sie. „Immer muss Rolf mitmischen. Aber es ist vielleicht besser geworden als das Original. Mal sehen.“
    „Ich lasse Ihnen alles hier – und auch noch eine Rohfassung für ein Fernsehspiel.“ Er biss sich kurz auf die Lippen, dann gestand er: „Ist übrigens von mir.“
    Die Kranke lachte. „Raffiniert sind Sie, das muss man Ihnen lassen. Aber gut, ich wird’s mir ansehen. Und jetzt – guten Abend.“
    „Ihnen eine gute Nacht – und gute Besserung.“ Ein bisschen verlegen zog sich Tim zurück. Es war mutig – und ziemlich unverschämt von ihm gewesen, das selbst erstellte Treatment der Schauspielerin unterzujubeln. Aber... diese Gelegenheit musste wahrgenommen werden! Juliane besaß wahnsinnig
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