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Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Überall fremde Gesichter

    „Geht mal weg, Kinder! Ihr seht doch, dass ich fotografiere!“ rief der dicke Mann in den kurzen Hosen. Mitten im Schreckensteiner Burghof hatte er sein Stativ hingestellt. Auf der Freitreppe zog eine Gruppe von Urlaubern fotofreundliche Gesichter.
    Dampfwalze und Andi warteten, bis die Kamera klickte.
    „Jetzt fotografieren Sie am besten woanders weiter!“ rief Dampfwalze, auch Muskelprotz genannt, und marschierte auf die Treppe los. „Heute ist Anreisetag. Wir kommen aus den Ferien zurück. Wir müssen uns frei bewegen können!“
    „Wir wohnen nämlich hier!“ maulte Andi und folgte ihm.
    „Ja richtig!“ sagte eine Dame auf der Treppe zu einer anderen. „Dieser Teil der Burg soll eine Internatsschule beherbergen.“
    „Das darf doch nicht wahr sein!“ entgegnete die andere und schaute beleidigt. „Wir wollen hier doch unsere Ruhe haben.“
    Andi, schon weiter oben, drehte sich zu ihr um. „Da kann ich Ihnen nicht widersprechen.“
    Die beiden verschwanden durch das Portal in den Nordflügel, wo Mücke mitten im Flur auf einem Stuhl saß und aus dem offenen Koffer, der vor ihm auf dem Boden lag, Kleidungsstücke in seinen Schrank pfefferte. „Allmählich fürchte ich die großen Ferien!“ schimpfte der Chefredakteur der Schulzeitung ,Wappenschild’ . Danach gibt’s immer Überraschungen.“
    „Es ist überhaupt nicht mehr wie früher!“ klagte Fritz. „Du bist nicht mehr wie früher!“ fuhr Stephan ihn an. Miesmachen war nicht Schreckensteiner Art.
    Fritz rechtfertigte sich sofort: „Auf dem Sportplatz liegen sie in Liegestühlen rum.“
    An der Ecke zum Westflügel tauchte Schulkapitän Ottokar auf und rief den Gang herunter: „Schulversammlung im Wohnzimmer!“
    Die Ritter, wie sich die Jungen der Schule auf der Burg nannten, strebten nicht gerade fröhlich zur kleinen Treppe an der Ecke zwischen West- und Südflügel.
    Klaus, der Witzbold, wandte sich an Pummel: „Entschuldigen Sie, wohnen Sie auch im Schlosshotel Burg Schreckenstein?“
    Der nickte sauer. „Einst steht fest: Das war bis jetzt Mauersäges dümmste Idee.“
    Den merkwürdigen Spitznamen hatte der Besitzer der Burg, Graf Bodo von Schreckenstein, seiner sehr großen und dünnen Nase zu verdanken. Er wohnte in der nördlichen Hälfte der. Burg, die den sogenannten Sternenhof umschloss.
    Schweigend, wie gewohnt, stellten sich die Ritter um den Kachelofen des Wohnzimmers. Der Rex trat ein. Ottokar zog die Tür zu. Ein Blick in die Runde, Gruß und Gegengruß. Mini-Ritter Kuno in der ersten Reihe schaute an Direktor Meyer hinauf und fragte: „Sind Sie überall so braun wie auf dem Kopf?“
    Die Antwort des Rex ging in schallendem Gelächter unter. Als sich die Ritterschaft wieder beruhigt hatte, nickte er dem kleinen Kuno zu. „Ich freue mich jedenfalls, dass ihr euern Humor nicht verloren habt. Sechs Wochen sind eine lange Zeit. Da kann viel geschehen, an das man sich erst gewöhnen muss. So eine Burg ist heutzutage nicht leicht zu erhalten. Graf Schreckenstein muss ständig überlegen, wie er die Anlage rentabler machen könnte. Das Hotel, das er während der Ferien drüben eröffnet hat, ist noch sehr improvisiert — eben ein Versuch in dieser Richtung. Für uns, glaube ich, wird die Umstellung nicht so groß sein, wie es im Augenblick vielleicht aussieht. Da sind wir schon mit anderen Schwierigkeiten fertiggeworden. Was ich fürchte, ist etwas anderes: Dass euch die Gäste im Grunde höchst willkommen sind...“
    Unruhe kam auf, missmutiges Raunen. Dampfwalze sah ratlos den langen Musterschüler Strehlau an. Wie gewöhnlich besaß Mücke die schnellste Reaktion. „Wenn Sie meinen, dass heute nacht 150 Gespenster durch das Hotel geistern, kann ich Sie beruhigen. So viele weiße Nachthemden haben wir gar nicht.“
    Ein Johlen brach aus. Die Ritter steckten die Köpfe zusammen und feixten.
    „Mann! Daran hab ich noch gar nicht gedacht!“ rief Werner in die allgemeine Heiterkeit.
    „Sind Geister nicht im Zimmerpreis inbegriffen?“ fragte Beni.
    „Ja richtig!“ rief Strehlau. „Was kriegt man denn so als Schlossgespenst pro Nacht?“
    „Vermutlich Dresche“, antwortete der Rex zur allgemeinen Belustigung. Er selber konnte kaum ernst bleiben, als er fortfuhr:
    „Warten wir zunächst mal ab mit Streichen. Und sagt den Gespenstern, sie sollen sich auch tagsüber zurückhalten. Es muss ja nicht der ganze Verein das Hotel bevölkern.“ Mit einem Augenzwinkern nickte er der Ritterschaft zu
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