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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers
Autoren: Dana Kilborne
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PROLOG
    Gehetzt blickte Madeleine Dubois sich um, während sie halb blind vor Panik immer weiterrannte. Weiter und weiter, ohne genau zu wissen, wohin. Die junge Studentin befand sich mitten im Bois de Boulogne – einem herrlichen Park am Westrand von Paris, Teil des ehemaligen königlichen Jagdgebiets im Wald von Rouvray. So war es bei Tag. Doch wenn die Sonne am Horizont versunken war, verwandelte sich der Bois de Boulogne in etwas anderes.
    Etwas Gefährliches.
    Nach Einbruch der Dunkelheit trafen sich hier Prostituierte und ihre Freier ebenso wie Drogendealer mit ihren Kunden. Ein Ort also, den man besser mied, wenn einem sein Leben lieb war. Madeleine aber hatte alle Warnungen von Anfang an in den Wind geschlagen. Sie fürchtete sich nicht vor den Gestalten, die sich nachts im Park herumtrieben. Die meisten waren vor allem mit sich selbst beschäftigt und darauf aus, ihre zwielichtigen Geschäfte so schnell wie möglich abzuwickeln. Niemand interessierte sich für eine eher unscheinbare Studentin, für die der Weg durch den Park schlicht die kürzeste Strecke zwischen ihrem Nebenjob im Café Central und ihrem Zuhause darstellte, einem Zimmer, in dem sie zur Untermiete wohnte. Man ließ sie in Ruhe.
    Bis heute.
    Sie hatte gleich gespürt, dass etwas anders war, als sie vor einer knappen halben Stunde das Gelände des Parks betreten hatte. Etwas lag in der Luft. Etwas, das Madeleine als bedrohlich empfand, ohne es tatsächlich greifen zu können.
    Und dann hörte sie die Schritte hinter sich.
    Daran war im Grunde nichts ungewöhnlich. Außer ihr nutzten noch ein paar andere Mutige – oder Verrückte? – die breite Promenade durch den Bois de Boulogne als Abkürzung. Sie ging langsamer, um die andere Person an sich vorbeigehen zu lassen. Doch die passte ihre Schritte Madeleines Geschwindigkeit an.
    Ein beunruhigendes Gefühl machte sich in ihr breit.
    Sie ging wieder schneller – und erneut übernahm der Unbekannte ihr Tempo. Was zum Teufel sollte das? Wollte ihr da jemand Angst einjagen? Wenn ja, dann machte er seine Sache verflixt gut.
    Madeleine beschleunigte ihre Schritte noch einmal. Um ihren Verfolger abzuschütteln, hatte sie entschieden, den breiten Hauptweg, der schnurgerade von einem zum anderen Ende des Parks führte, zu verlassen. Ein Fehler, wie sie inzwischen einsehen musste. Längst hatte sie sich hoffnungslos verlaufen – und die Person, die ihr an den Fersen klebte, war noch immer da.
    Ich bin ganz allein! schoss es ihr durch den Kopf. Und selbst wenn nicht – niemand hier würde auch nur einen Finger rühren, um mir zu helfen …
    Sie fasste einen Entschluss aus ihrer wachsenden Panik, verließ den schmalen, befestigten Weg und tauchte ins Unterholz ab. Einen kurzen entsetzlichen Moment lang fürchtete sie, im Dickicht stecken zu bleiben, als sie spürte, wie der Ärmel ihrer Jacke sich in einem Dornbusch verfing. Sie zog und zerrte, und als das nichts half, schlüpfte sie kurzerhand aus der Jeansjacke und lief – jetzt nur noch mit Jeans und einem Pulli bekleidet – weiter.
    Es war, als hätte die Kälte nur auf die Chance gewartet, erbarmungslos zuzuschlagen. Eisig schnitt sie durch den dünnen Stoff ihres Pullovers, obwohl es Sommer war! Doch Madeleine spürte es kaum. Sie konnte nur an eines denken: fortzulaufen. Fort von diesem Menschen, der ganz offenbar hinter ihr her war. Oder bildete sie sich da womöglich irgendetwas ein? Spielten die Nerven ihr einen Streich? Egal – sie musste raus hier. Raus aus diesem Park!
    Sie fing an zu laufen, so schnell es ihr in der Dunkelheit zwischen den dicht beieinanderstehenden Bäumen möglich war. Ein paar Sekunden lang hörte sie nichts außer ihrem eigenen angestrengten Atmen, ihren Schritten und dem Rascheln in den Zweigen der Büsche, die sie auf ihrer Flucht passierte. Ein Funken Hoffnung keimte in ihr auf. Hatte sie es geschafft? War sie ihrem Verfolger entkommen? Eines schwor sie sich: Wenn sie heil aus dieser Situation herauskam, dann würde sie nie wieder nach Einbruch der Dunkelheit auch nur einen Fuß in den Bois de Boulogne setzen. Niemals mehr!
    Als sie ein seltsames, ledrig klingendes Flappen vernahm, war ihr erster Gedanke, dass sie vermutlich eine Fledermaus aufgestört hatte. Allerdings musste das schon eine verdammt große Fledermaus sein.
    Madeleine blickte nach oben, doch durch das dichte Blätterdach konnte sie kaum etwas erkennen. Hin und wieder schimmerte ein bisschen silbrig-weißes Mondlicht hindurch, aber …
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