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Schloss meiner Sehnsucht

Schloss meiner Sehnsucht

Titel: Schloss meiner Sehnsucht
Autoren: Nora Darius
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anstanden, erklang von draußen lautes Hupen.
    „Oliver! Wie immer rücksichtslos und unüberhörbar.“ Ärgerlich runzelte Joachim die Stirn, ging aber hinüber in die Halle, um seinen jüngeren Bruder zu begrüßen.
    Ein knallgelber Ferrari parkte vor der Freitreppe, und mit langen Sätzen sprang Oliver von Sternburg zum Eingang hoch. Lässig in Jeans, mit Versace-Hemd und handgenähten Slippern an den Füßen, wirkte er wie der sprichwörtliche Playboy. Was er auch war.
    Monatlich erhielt er eine gewisse Summe als stiller Teilhaber der Unternehmensgruppe Sternburg. Geld, das ihm ein sorgenfreies Leben ermöglichte. Nur oft nicht reichte, denn Oliver war maßlos. In seinen Ansprüchen. In seinem Lebensstil. Nie hatte er genug. Immer wollte er mehr. Mehr Spaß. Mehr Freunde. Mehr Konsumrausch. Mehr Abwechslung. Mehr. Von allem mehr.
    Und so musste er auch jetzt wieder heim und zu Kreuze kriechen, wie er es still für sich nannte. Denn er war mal wieder blank. Zu üppig die Feste an der Riviera. Zu lang und kostenintensiv der Trip mit zwei heißen Mädchen auf die Bahamas. Zu teuer die neue Wohnung in London, von der die Familie nichts wissen sollte. Schließlich musste er ein Nest ganz für sich haben. Um gegebenenfalls mal für eine Weile abtauchen zu können. Weg von der Clique, von der Familie – und gewissen Beamten, die in ihren Nachforschungen nicht mal vor einem Adelsspross Halt machten.
    „Hallo, Familie!“ Er lächelte strahlend, umarmte Nora und schlug Joachim kurz auf die Schulter. „Schön, mal wieder daheim zu sein. Alles klar bei euch?“
    „Mit einer kleinen Einschränkung – ja.“
    „Was ist passiert?“
    „Volker ist verunglückt. Ein Beinbruch. Dummerweise steht er kurz vor dem Staatsexamen.“
    „Das packt er schon.“ Oliver winkte lässig ab. „Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm.“
    Das sahen Volkers Eltern allerdings anders, schließlich war es der zweite Anlauf des Jurastudenten, das wichtige Staatsexamen abzulegen. Mit möglichst guter Note.
    „Ich mach mich ein bisschen frisch. Sabine soll sich um mein Gepäck kümmern. Bis dann.“ Und schon entschwand er in seinem großzügig geschnittenen Appartement im Ostflügel des Hauses.
    Eine kurze Dusche, dann ließ er sich in einen der Designersessel fallen, die er aus USA hatte kommen lassen, griff zum Telefon und führte ein paar wichtige Gespräche.
    Das erste war kurz. Die Information ging an einen Mittelsmann, der in Zürich saß und lautete: „Alles unter Dach und Fach. Das Geschenk kann abgeholt werden.“ Anschließend rief er zwei alte Freunde in Kitzbühel an, dann seine derzeitige Favoritin, eine junge Dänin, die er auf einem Segeltörn im Mittelmeer kennengelernt hatte.
    Dörte war gerade mal zwanzig. Langbeinig. Bildhübsch. Ehrgeizig – und von ganz ähnlicher Skrupellosigkeit wie Oliver. Nimm dir, was das Leben dir bietet – das war ihre Einstellung. Und so nahm sie sich den reichen Partygänger Oliver von Sternburg – und partizipierte von seinen Kontakten, seinem Namen, seinem Geld.
    „Ich werd mich bestimmt eine Woche hier am Chiemsee aufhalten müssen“, erklärte ihr Oliver jetzt. „Es ist notwendig, glaub mir. Freiwillig würde ich mich sicher nicht hier in der Provinz vergraben.“
    „Aber du fehlst mir.“ Gekonntes Schmollen lag in der Frauenstimme, die zu hell war, um wirklich erotisch zu klingen.
    „Dann komm doch her. Eine Aufheiterung könnte ich brauchen.“
    „Aber deine Familie...“
    „Was kümmert mich die denn? Ich hab dich eingeladen, also komm her.“
    „Vielleicht.“
    „Sicher. Bis spätestens übermorgen.“ Er lachte freudlos. „Glaub nicht, das du nicht zu ersetzen bist, Honey.“
    „Mistkerl. Warum lieb ich dich nur so sehr?“
    „Weil du ein kluges Mädchen bist. So long.“
    Noch während er das Handy zuklappte, griff Oliver nach einem kleinen weißen Tütchen, schüttete etwas von dem Pulver auf die Glasplatte des Schreibtischs – und fühlte sich schon wenige Minuten später gut genug, um das Abendessen mit Bruder und Schwägerin durchzustehen.
    An diesem Abend ging er früh schlafen, doch schon am folgenden Tag fuhr er nach München und traf sich mit Freunden. Dass er Dörte eingeladen hatte, vergaß er...
    Das Model stieg gegen Abend aus einem Taxi und sah sich suchend um. So groß hatte sie sich das Gut der Sternburgs nicht vorgestellt. Oliver hatte immer von einer „Klitsche“ gesprochen. Na ja, vielleicht hatte sie den deutschen Begriff nicht ganz richtig
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