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Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen
Autoren: Jordan Dane
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1. KAPITEL
    Sunset Boulevard – Los Angeles, Kalifornien
    Sommer – nach Einbruch der Dunkelheit
    Lucas Darby stolperte durch die wabernden Lichter von Neonreklamen und vorbeiziehende Schatten und versuchte verzweifelt, den Sinn des dumpfen Geflüsters zu erfassen, das er hörte. Die Medikamente hatten ihm eine endlose Stille aufgezwungen, die selbst die Musik in seinem Kopf zum Verstummen gebracht hatte. Doch jetzt waren die Stimmen aufgetaucht und stillten den gewaltigen Durst in seiner Seele. Er verstand zwar nicht, was sie ihm sagen wollten, doch sie zu hören reichte aus, um Licht in das Dunkel in seinem Inneren zu bringen.
    Es gelang ihm nicht, seinen Blick zu fokussieren, und so ignorierte er die verschwommenen Bilder vor seinen Augen und konzentrierte sich auf das, was er in seinem Kopf hörte. Die meisten Worte waren zu verzerrt, um sie zu verstehen. Einige wenige Botschaften kamen aus einem tieferen Teil von ihm, Worte, die sich anfühlten, als wären sie seine eigenen Gedanken, doch sie wurden von Stimmen geflüstert, die ihm unbekannt waren.
    Ich kann dich jetzt hören. Bleib nicht stehen .
    Selbst wenn er seine Gedanken ausschickte, hatte er keine Ahnung, wer „die anderen“ waren oder ob sie ihn hörten. Jetzt, wo sein Gehirn nicht mehr von den Medikamenten umnebelt war, waren die Stimmen zurückgekehrt, und auch die Farben sah er nun mit neuen Augen. Wunderschöne Prismen aus fließendem Licht, die von gesichtslosen Geistern ausgingen. Körper, die vor ihm schwebten, in Farben, die wie Hitze über heißem Asphalt flimmerten.
    â€žPass doch auf, wo du hinläufst, Junge!“
    Jemand schubste Lucas. Das Gesicht eines alten Mannes schälte sich aus dem Dunkel, dann wurde es wieder von dem schimmernden Nebel verschluckt, der die Welt durchdrang.
    Entschuldigung .
    Er wusste nicht, ob er das Wort laut gesagt hatte. Trotz seiner fünfzehn Jahre fiel ihm das Sprechen noch immer nicht leicht. Von seiner Mutter wusste, er, dass er noch vor seinem ersten Wort eine seltsame Melodie gesummt hatte. Eines Tages war die Musik dann verstummt, und er hatte sich gefühlt, als hätte er einen Arm verloren.
    Er vermisste die Musik. Ohne sie fühlte sich nichts mehr richtig an.
    Mit den Jahren hatten die Medikamente wie ein Gift jede Pore seines Körpers durchdrungen. Doch jetzt, wo sie nach und nach abgebaut wurden, lernte Lucas ganz neue Sinneseindrücke kennen. Starkes Parfüm, vermengt mit Körpergeruch und dem Gestank von Alkohol, Frittierfett und Hotdogs waberte durch die Nachtluft. Vor ihm verzerrten sich die Bilder zu einem spiralförmigen Farbrausch, aus dem sich die Umrisse von Menschen lösten, die zu schattenartigen Hindernissen wurden. Lucas lief durch sie hindurch immer weiter den nicht enden wollenden Gehweg entlang.
    Bleib nicht stehen. Wenn du es tust, werden die Believers dich finden .
    Lucas wusste nicht, ob diese Gedanken seine eigenen waren. Er wusste nur, dass er gehorchen musste.
    The Copperhead Club – West Hollywood
    Rayne Darby gönnte sich einen entspannten Abend in der Bar. Sie trank alleine, knabberte gefüllte Oliven und nippte an einer Ananasschorle mit extra Kirschen und einer Orangenscheibe. Sie schnorrte Essen, wann immer sie konnte. Nicht, weil sie es musste. Drei anständige Mahlzeiten am Tag und die Nahrungsmittelpyramide waren noch nie ihrDing gewesen. Aber das kärgliche Mahl, das sie als Abendessen bezeichnete, weckte Erinnerungen an ihre Mutter. Ihre Eltern wären entsetzt darüber gewesen, wie sie lebte, besonders, wenn sie gewusst hätten, dass sich ihr siebzehnjähriger Hintern gerade in einer Bar befand.
    Aber da sie beide tot waren – umgekommen bei einem Absturz ihres Privatjets vor fünf Jahren –, hatten sie niemals erfahren, was aus Rayne geworden war. Manche Leute in ihrem Alter waren vermutlich neidisch, dass zu Hause keiner auf sie wartete und ihre Entscheidungen kritisierte. Die letzten sechs Monate hatte sie allein gelebt, hatte getan, was sie wollte und wann sie wollte. Es gab Augenblicke, in denen sie den Geschmack der Freiheit genoss.
    Das hier war keiner davon.
    Grünes Scheinwerferlicht verfing sich in den Schnapsflaschen, die auf verspiegelten Regalen standen. Nur die Schatten der zwei Barkeeper verdunkelten hin und wieder das gespenstische Glühen. Rayne hatte ihren Barhocker in die Schatten neben einem Lagerraum verrückt. Solange sie das Licht mied,
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