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Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen
Autoren: Jordan Dane
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fühlte sie sich unsichtbar. Mit gesenktem Kopf kauerte sie über ihrem Drink. Sie trug noch immer dasselbe wie am Morgen, weil sie keinen Gedanken daran verschwendet hatte, sich umzuziehen – ausgeblichene Jeans, ihr Lieblings-T-Shirt von Led Zeppelin und eine alte braune Lederjacke, die ihr zu groß war. Ein Erbstück von ihrem Vater.
    Alles an ihr sagte: Leg dich bloß nicht mit mir an .
    Sie war hier, weil sie mit der Band abhängen wollte, aber dann hatte sich plötzlich ein dunkler Nebel um ihre Stimmung gelegt, und sie hatte keine Lust mehr gehabt, einen auf freundlich zu machen. Also hatte sie sich die nächste dunkle Ecke gesucht und war mit den Schatten verschmolzen. Seit sie Sommerferien hatte und tagsüber Jobs nachging, die nicht weiter erwähnenswert waren, war das Copperhead zu einem Lichtblick geworden … jedenfalls an den meisten Abenden .
    Sie hob einen Finger, um die Aufmerksamkeit ihres Lieblingsbarkeepers Sam zu erregen, und fischte einen Geldschein aus ihrer Jackentasche. Bis er sich letztes Jahr ihren Ausweis hatte zeigen lassen, hatte Sam sie immer mit diesem „Du erzählst doch nur Scheiße“-Blick bedacht. Jetzt hatte er sie akzeptiert. Ihr Ausweis sah ja auch wirklich echt aus. Im ersten Moment hatte sie befürchtet, dass er sich als totaler Vollidiot entpuppen und sie trotzdem per Arschtritt vor die Tür verfrachten würde. Aber nachdem er festgestellt hatte, dass sie ihr Privileg nicht missbrauchte, indem sie Alkohol bestellte, ließ er sie in Frieden.
    Bier schmeckte sowieso nach Pferdepisse. Nicht, dass sie jemals welche probiert hätte. Sie wusste nur, dass sie kein Bier mochte. Seit sie in einer anderen Bar eine ganze Nacht lang die Toilette vollgekotzt hatte, war sie von dem Wunsch nach einer Wiederholung kuriert. Danach hatte sie ihr Kurzzeitvisum für die Hauptstadt von Würgistan wieder abgegeben und sich eine neue Location gesucht. Im Copperhead fühlte sie sich zu Hause, besonders, weil Sam auf sie aufpasste wie ein großer Bruder. Der Typ hatte sich als echt cool entpuppt.
    â€žBei all dem Obstsaft, den du in dich reinkippst, müsstest du langsam immun gegen Skorbut sein. Ganz schön praktisch. Jedenfalls, wenn du Piratin wärst.“ Sam warf ihr einen seiner typischen ausdruckslosen Blicke zu.
    â€žIch werd dran denken, wenn ich Johnny Depp über den Weg laufe.“
    â€žNa, willst du’s mal so richtig krachen lassen und auf Orangensaft umsteigen?“, fragte Sam, während er den Tresen polierte und ihr eine neue Serviette hinlegte.
    â€žIch denke, ich mache gleich mit dem Hauptgang weiter. Eine Dosis Tomatensaft bitte, ohne Eis.“
    â€žAuch wenn ich damit das Risiko eingehe, dass du mich für einen Stalker hältst: Möchtest du ein bisschen Sellerie extra?“ Sam verzog die Lippen zu einem Lächeln.

    â€žHaha, ich lach mir gleich den Arsch ab“, erwiderte sie mit ernster Miene. „Aber okay, mach mich platt mit der vollen Gemüsedröhnung. Danke.“
    â€žSchon unterwegs, Täubchen.“
    Sam akzeptierte sie einfach und fragte nie, warum sie im Copperhead Vielfliegermeilen sammelte. Selbst während des Schuljahres hing sie ständig hier ab. Die Wahrheit lautete, dass sie es hasste, allein in ihrer Wohnung zu sein. Sie brauchte den Lärm der Bar – und heute Abend gab es einen ganz besonders guten Grund für ihren Besuch: Sie kannte die Band, die gerade spielte.
    Archimedes, Watch Out war eine texanische Pop-Punk-Band, der Rayne schon länger auf MySpace und Twitter folgte. Austin, der Typ am Keyboard, hatte auf den Bildern im Netz einen wilden Blick, der ihn interessant machte, aber in Person war er sanft wie ein Lämmchen. Der Leadsänger Dalton hatte eine sensationelle Stimme, die die Band noch weit bringen würde, und Tommy spielte zuckersüße Gitarrenriffs, die zu seinem bildhübschen Aussehen passten. Die Jungs sahen allesamt total heiß aus, was Rayne ziemlich gelegen kam. Sie brauchte das Jungs-Buffet, bei dessen Anblick einem das Wasser im Mund zusammenlief, als Ablenkung. Außerdem gab es nichts Besseres als Typen, die wussten, wie man eine dicke Portion Dezibel auftischte.
    Nachdem Sam den Tomatensaft und praktisch eine ganze Selleriestange vor ihr abgeladen hatte, warf Rayne als Trinkgeld einen Geldschein auf den Tresen. Dabei bemerkte sie, dass ihr Handy zu leuchten und zu summen begann. Die Nummer war ihr
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