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0270 - Mordnacht der Wölfe

0270 - Mordnacht der Wölfe

Titel: 0270 - Mordnacht der Wölfe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Im Morgengrauen fanden sie Manuel Pregenza. Julio daRaca trat auf die Bremse des Toyota-Pick-up und schaltete die Zündung ab. Als der Wagen stand, sprang daRaca hinaus und lief zu der Baumgruppe jenseits der Straße, wo der reglose Körper lag.
    Constanca folgte ihm etwas langsamer. Ihr war nicht unbedingt daran gelegen, Magenbeschwerden zu bekommen. Wenn Julio meinte, sich das Unheil aus der Nähe ansehen zu müssen, war das seine Sache.
    Sie blieb am Graben stehen.
    Julio hatte unterdessen den Toten erreicht. Er sah nicht gut aus. Wer oder was auch immer ihn umbrachte, hatte ganze Arbeit geleistet. Und es mußte schon lange her sein. Das Blut war längst getrocknet. Wahrscheinlich hatte Pregenza ziemlich zu Anfang seiner Jagd dran glauben müssen.
    Julio faßte ihn nicht an, aber das Gewehr. Er klappte es auf. Eine Patrone war abgeschossen. Julio suchte die Umgebung ab. Im weichen Boden gab es jede Menge Spuren, aber kein schwarzes Blut. Demzufolge hatte Pregenza nicht getroffen.
    Dumpfes Dröhnen kam aus der Ferne. Eine halbe Minute später war der schwere DAF-Truck da und bremste zischend. Der Fahrer riß die Tür auf.
    »Schwierigkeiten? Verdammt, ist der da tot?«
    Erschrocken starrte er das Gewehr in Julios Hand an.
    Julio daRaca warf es zu Boden. »Ein Wolf«, sagte er. »Er hat ihn in der Nacht fertiggemacht.«
    »Aber hier gibt’s doch keine Wölfe«, sagte der Truckfahrer. »Schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Die sind doch schon vor was-weiß-ich-wie-vielen Jahrmilliarden ausgerottet worden.«
    »Anscheinend hat sich das bis zu diesem Wolf noch nicht herumgesprochen«, knurrte Julio und kam zur Straße. Constanca sah ihn fragend an.
    Julio winkte grimmig ab. »Nichts«, murmelte er.
    »Soll ich die Polizei verständigen?« fragte der Mann im Lkw.
    »Schon passiert«, sagte Constanca schnell und deutete auf den Toyota und die lange Stabantenne auf dem Dache. »Wir haben Funk an Bord.«
    Schweigend klappte der Fahrer die Tür wieder zu. Der Motor des schweren DAF dröhnte auf, und der Sattelzug rollte weiter. »Jetzt hat’s also wenigstens einer gesehen«, murmelte Julio. »Da kannst du noch so früh draußen sein, irgend ein Trottel ist immer noch ein bißchen früher da. Kannst du mit anfassen?«
    Constanca schüttelte sich. »Ich glaube nicht. Das sieht alles so rot aus…«
    »Dann mach die Klappe auf«, sagte er und kehrte zur Buschgruppe auf dem Feld zurück. Wenig später schleppte er den Toten heran und legte ihn auf die Ladefläche des Pick-up. Sorgsam zurrte er eine Decke darüber, damit niemand sofort merkte, was los war. Das Gewehr verschwand im Führerhaus.
    Constanca saß jetzt am Lenkrad. Sie wendete den Wagen auf der Straße und jagte ihn zurück nach Vendrell. Julio fischte eine Zigarette aus der halbleeren Packung und setzte sie in Brand. Es dauerte eine Weile, bis er wieder sprach. »Was machen wir jetzt? Ob wir es noch einmal erleben, daß einer das Biest erwischt?«
    »Bis jetzt war immer der Wolf schlauer und stärker«, sagte Constanca unruhig. »Wenn wir nur wüßten, wer dahinter steckt! Aus dem Dorf kann es keiner sein, dann wüßten wir es doch schon längst.«
    Fünf Kilometer vor Vendrell bog sie in eine Seitenstraße ab. Eine Staubfahne zog sich hinter dem Wagen her, der sich in die Berge quälte. Bald darauf tauchten die ersten niedrigen Häuser des Dorfes auf.
    »Wenigstens die Voraussagen haben bisher immer gestimmt«, sagte Julio bitter. »Und auch die Zeiten. Und das kostet einem nach dem anderen den Kopf. Vielleicht ist die Alte selbst irgendwie mit drin. Wie sollte sie sonst immer darauf kommen, wo das Biest sich aufhält?«
    Constanca ließ den Wagen über die breite, staubige Dorfstraße rollen. Auf dem Dorfplatz, direkt vor der Schänke, parkte trotz der frühen Morgenstunde ein fremder Wagen. Weder Constanca noch Julio hatten ihn jemals hier gesehen. Das Kennzeichen war ausländisch.
    »Was verschafft uns denn die Ehre?« murmelte Julio. Er drückte die Zigarette im Ascher aus. »Für Tourismus ist es noch zu früh, außerdem findet ja eh keiner unser Kaff.«
    Constanca bremste vorsichtig, damit der Tote auf der Ladefläche nicht verrutschte, und brachte den Toyota knapp zehn Meter vor dem fremden Wagen zum Stehen. Ein Opel Diplomat, erkannte sie. Julio stieg gemütlich ins Freie.
    Aus dem Diplomat zwängte sich die Fahrerin. Julios Gesicht hellte sich auf. Das war ja ein Prachtmädchen! Jung, schlank, süß und mit Haaren, die als goldene Flut bis auf die Hüften
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