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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber
Autoren: Christina Jones
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1. Kapitel
    G ut, einen nackten Mann in ihrem Bett vorzufinden, war jetzt nicht so ungewöhnlich. Es hatte früher schon einen oder zwei dort gegeben; natürlich nicht gleichzeitig, doch Sukie Ambrose hatte durchaus manche Wonnestunde erlebt. Allerdings, so musste sie einräumen, hatte kein anderer in aller Herrgottsfrühe an einem grauen und frostigen Montagmorgen im März dermaßen hinreißend ausgesehen.
    Das Einzige, was an dem hier zu beanstanden war, dachte Sukie, während sie ihn betrachtete – den schlanken, sonnengebräunten Mann, dessen Brustkorb sich im Schlaf unter ihrer dunkelblauen Bettdecke hob und senkte, die verstrubbelten aschblonden Haarsträhnen, die sich auf ihren marineblauen Kissen ganz malerisch machten, die wunderbaren Backenknochen und die geschwungenen, langen dunklen Wimpern -, war der Umstand, dass sie ihn noch nie im Leben gesehen hatte.
    Der erste Schreck, der sie durchzuckt hatte, als sie in ihrem Schlafzimmer das Licht angemacht und einen tief und fest schlafenden Fremden darin vorgefunden hatte, wurde nur dadurch ein wenig gemildert, dass diese Situation einfach völlig unglaublich war.
    Na schön – und auch durch die Tatsache, dass er ein ausgesprochen schöner Mann war.
    Nicht dass seine Anwesenheit deshalb weniger beängstigend wäre, sagte sie sich rasch. Schließlich hatten einige der schlimmsten Schurken der Geschichte außerordentlich gut ausgesehen! Sicher waren auch so manche Massenmörder aus finsterer Vergangenheit die reinsten Ladykiller gewesen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und wie oft hatte sie schon in den Fernsehnachrichten den einen oder anderen Serientäter gesehen und dabei schuldbewusst gedacht, dass sie voll auf ihn geflogen wäre, wenn sie ihn bei einer Party kennen gelernt hätte!
    War er also ein Verbrecher? Auf der Flucht? Ein entsprungener Sträfling? Ein geisteskranker Mörder, den plötzlich das Bedürfnis überwältigt hatte, versäumten Schönheitsschlaf nachzuholen?
    Sukie schüttelte den Kopf. Stark zu bezweifeln. Nicht dass sie irgendwelche geisteskranken Mörder persönlich gekannt hätte, aber sich unter eine fremde Bettdecke zu kuscheln, passte nicht so recht zu einem Gangster Marke Tarantino.
    Wenn man auf der Kriminalitätsskala etwas weiter unten ansetzte, war er dann vielleicht ein Einbrecher? Ein Dieb, der die Gelegenheit genutzt hatte, dass sie und Milla übers Wochenende nicht da waren, und die Annehmlichkeiten des Hauses in vollen Zügen genießen wollte, bevor er sich mit ihren Habseligkeiten aus dem Staub machte?
    Irgendwie kam auch das Sukie nicht sehr wahrscheinlich vor. Bagley-cum-Russet, ein verschlafenes Dorf mit einer einzigen Hauptstraße, einem Spinnennetz winziger Gassen, einem Pub und zwei Läden, stand bestimmt nicht ganz oben auf der Damuss-ich-hin-Liste irgendwelcher Ganoven. Als sie die Haustür ihres Cottage aufgesperrt hatte, waren ihr keinerlei Anzeichen gewaltsamen Eindringens aufgefallen. Im Erdgeschoss hatte alles unberührt und ganz normal ausgesehen … – andererseits hatte sie, von der Reise erschöpft und einfach nur froh, daheim zu sein, auch nicht gerade nach Hinweisen auf einen möglichen Einbruch Ausschau gehalten.
    So etwas konnte sie jetzt wirklich überhaupt nicht gebrauchen...
    Müde blinzelnd besah sie sich noch einmal die schlummernde Gestalt. Er schlief wie ein Toter. Ob er womöglich krank war? Oder war er durch die gewundenen Straßen des Dorfes geirrt und hier gelandet, weil er an Gedächtnisverlust litt? Vielleicht glaubte er, dies sei sein Zuhause? Oder hatte er früher mal in Bagley gewohnt und nun das Haus verwechselt? Nein – diesen Gedanken verwarf Sukie gleich wieder. Er war schätzungsweise Ende zwanzig, wie sie selbst, und da sie in Bagley-cum-Russet geboren und aufgewachsen war, kannte sie jeden, der jemals im Dorf gewohnt hatte.
    Er sah wirklich unheimlich gut aus. Und wenn er nicht krank war und auch kein dahergelaufener Gauner – dafür sah er viel zu sauber und gepflegt aus -, warum in aller Welt lag er dann in ihrem Bett? Es sei denn …
    Vielleicht war er ein Hausbesetzer?
    Genau! Einer von dieser neuen Edelsorte organisierter Hausbesetzer, die leer stehende Anwesen in Besitz nahmen, um gegen Obdachlosigkeit und Materialismus zu protestieren. Ach herrje … Sukie sympathisierte zwar stark mit dieser Bewegung, spürte aber auch einen heftigen Impuls zur Revierverteidigung in sich erwachen.
    Sie ließ den Blick weiter auf ihm ruhen. Er war wirklich atemberaubend.
    Sollte sie ihn
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