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Finstere Versuchung

Finstere Versuchung

Titel: Finstere Versuchung
Autoren: Alexandra Ivy
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KAPITEL 1
    Mitternacht in Paris
    L evet marschierte durch die dunklen Schatten unter dem Eiffelturm und wich so den menschlichen Touristen aus, die den Gehsteig entlangschlenderten, um die ausgelassene Stimmung zu genießen, die trotz der späten Stunde in den Straßen herrschte.
    Irgendetwas in seinem Inneren schien zu erblühen, als er genüsslich den Anblick und die Geräuschkulisse in sich aufnahm, die ihm so lange verwehrt geblieben waren.
    Er liebte Paris, seine Geburtsstadt.
    Die Stadt, in der er zum ersten Mal die Flügel ausgebreitet und sich in den Nachthimmel emporgeschwungen hatte. Wo er zum ersten Mal sein Herz an eine unanständige Kobol din verloren hatte, die ihn von der damals noch kleinen Stadt fort gelockt und ihn gelehrt hatte, wie man einer Frau Vergnügen bereitete.
    Und die Stadt, in der seine größten Feinde lebten.
    Feinde, bei denen es sich zufällig um seine Familie han delte.
    Sein Gefühl der Heimkehr löste sich so plötzlich in Luft auf wie eine platzende Seifenblase.
    Anders zu sein wurde bei den Gargylen nicht sonderlich geschätzt. Und als man zu dem Schluss gekommen war, dass die Statur des neunzig Zentimeter großen Winzlings nie mals stattlicher werden würde und dass seine Flügel, die blau, rot und golden schimmerten, so zart wie die einer Tauelfe bleiben würden, hatte man sich seiner entledigt wie Ab fall.
    Nein. Er verzog sein hässliches graues Gesicht zu einer Grimasse, und sein langer Schwanz zuckte bei diesen unwillkommenen Erinnerungen.
    Es war mehr, als einfach fortgeworfen zu werden. Er war verbannt worden. Verstoßen von seinem eigenen Volk.
    Mit einiger Anstrengung verdrängte er die schmerzlichen Erinnerungen und rief sich ins Gedächtnis, dass er nicht länger das verängstigte enfant von damals war.
    Er war weit davon entfernt.
    Vor nur wenigen Wochen war er dem Bösesten der Bösen mutig gegenübergetreten.
    Er, Levet, der Gargyle, zeitloser Held, hatte den Fürsten der Finsternis und seine Horde von Lakaien besiegt.
    Einsatz der anschwellenden Musik.
    Nun ja, vielleicht hatten ihm auch einige wenige Vampire und Werwölfe geholfen, diesen Mistkerl zu vernichten. Und Abby war auch da gewesen, die derzeitige Göttin des Lichtes. Oh, und ein Sylvermyst oder zwei. Und Wolfstölen …
    Aber er war derjenige, der ihm den Todesstoß versetzt hatte.
    Unmittelbar bevor der Fürst der Finsternis ihn mit einem Blitzschlag durchbohrt hatte, der sich geradewegs durch seine Brust und in sein Herz gebrannt hatte. Wenn Yannah nicht so rasch gehandelt hätte, wäre er jetzt nicht mehr als Toast.
    Äußerst knuspriger Toast.
    Levet stieß einen wehmütigen Seufzer aus. Er war nicht ganz so dankbar, wie er es eigentlich sein sollte.
    Die hübsche, flatterhafte, tödlich gefährliche Dämonin würde jedem armen Mann den Kopf schwirren lassen.
    Wochenlang hatte sie ihn an der Nase herumgeführt, indem sie immer wieder verschwunden und dann wieder aufgetaucht war. Indem sie ihn erst geküsst und ihm dann einen harten Schlag gegen das Kinn verpasst hatte.
    Das war … zum Verzweifeln gewesen. Aber auch aufregend.
    Welcher Mann liebte nicht den danse de l’amour?
    Aber nachdem er von ihr aus dem Kellergeschoss des Lagerhauses gerettet worden war, in dem er die drohende Apo kalypse aufgehalten hatte, hatte sie ihn in ihr gemütliches klei nes Heim gebracht.
    In der Hölle.
    Buchstäblich.
    Dort gab es Feuer. Schwefel. Ghule.
    Und einen reinblütigen Dschinn direkt nebenan.
    Das war nicht unbedingt der behaglichste Ort für einen Gargylen, der nie glücklicher war, als wenn er über einen mit Sternen übersäten Himmel glitt.
    Und dann gab es da auch noch Yannah.
    Diese Frau brachte ihn noch zum Aufdrehen.
    Oder sagte man »zum Durchdrehen«?
    Wie auch immer.
    Sie hatte sich von einer charmanten, schwer zu fassenden neckischen Frau in eine Person verwandelt, die entschlossen war, ihn mit ihrem Bemuttern und ihrer ständigen unnötigen Aufregung zu ersticken. Sacrebleu. Seine Wunden waren voll ständig verheilt. Nun, abgesehen von dem Stück verkohlter Haut mit ten auf seiner Brust. Es war lästig, verhätschelt zu werden wie ein hilfloses bébé .
    Schließlich hatte es ihm gereicht.
    Er benötigte Raum zum Atmen.
    Und darüber hinaus hatte er einige Geister der Vergangenheit zur letzten Ruhe zu betten.
    Da er gerade beim Thema »Geister der Vergangenheit« war …
    Levet blieb direkt hinter dem Eiffelturm stehen und murmelte einen Fluch, als ihm der Geruch muffigen Granits in die
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