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Sommernachtszauber

Sommernachtszauber

Titel: Sommernachtszauber
Autoren: Christina Jones
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einem Fremden hätten herausholen können – und nachdem Sukie bei der Bank den Eindruck halbwegs annehmbarer Kreditwürdigkeit hatte erwecken können, war sie eingezogen. Die Modernisierungen – Zentralheizung und ein Badezimmer – hatten ihre Ersparnisse aufgezehrt und unter anderem eine weitere Hypothek erforderlich gemacht. Ihre Eltern hatten es abgelehnt, ihr zu helfen, mit der Begründung, dass Sukie das Cottage ja unbedingt hatte haben wollen und daher nun auch dessen Macken in Kauf nehmen und für dieses Privileg teuer bezahlen müsse. Also hatte sie, um sich finanziell zu entlasten, vor einem Jahr Milla als Untermieterin aufgenommen.
    All das war damals nicht ohne Ärger und Streit abgegangen, doch inzwischen hatten sich die Wogen mehr oder weniger geglättet.
    Dennoch besuchten Sukies Eltern sie nur sehr selten in Pixies Laughter , obwohl sie nicht einmal einen Kilometer entfernt lebten, und Sukies Besuche in der minimalistischen Doppelhaushälfte waren ebenso dünn gesät.
    Schon traurig, dachte sie nun, als sie unter dem niedrigsten Deckenbalken am Fuß der Treppe den Kopf einzog, dass sie in dieser Situation nicht als Erstes daran gedacht hatte, ihre Eltern anzurufen und um Rat zu fragen. Abgesehen davon, dass sie höchst ungnädig darauf reagieren würden, vor Morgengrauen aufgeweckt zu werden, hätten sie wahrscheinlich unterstellt, dass sie an dem Problem im Grunde selbst schuld sei, und so abgedroschene und unerfreuliche Phrasen losgelassen wie: »Wie man sich bettet, so liegt man – wenn es mit dem Cottage Probleme gibt, ist das deine eigene Schuld.«
    Nein, sie würde mit Dornröschen zu gegebener Zeit schon selbst fertig werden, dachte Sukie, als sie über den unebenen Dielenboden tapste. Die Zentralheizung summte sanft, und in der winzigen, hell erleuchteten Küche tat Sukie, was wohl jede unter diesen Umständen getan hätte: Sie setzte den Wasserkessel auf.
    Als sie gerade in der Spülmaschine nach einem sauberen Becher kramte, öffnete sich die Küchentür.
    Sie schrie auf und ließ den Becher auf die alten Steinfliesen fallen. Die Scherben sprangen in alle Richtungen.
    »Was zum Teufel machst du denn hier?« Milla, ihre Hausgenossin, schlank und blond und mit einem äußerst knappen T-Shirt und einem schwarzen Tanga bekleidet, blinzelte sie von der Türschwelle her an.
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, fauchte Sukie, fischte ein großes Bruchstück unter dem Tisch hervor und fragte sich, wie Milla es hinkriegte, immer so bezaubernd und wie aus dem Ei gepellt auszusehen, selbst wenn sie gerade erst aufgewacht war. »Warum bist du nicht in Dublin? Dein Auto stand gar nicht auf der Straße.«
    »Ich hab einen früheren Flug genommen, bin immer noch nicht ganz nüchtern und wollte deshalb nicht selbst fahren. Hab den Wagen am Flughafen gelassen und ein Taxi genommen.« Milla gähnte vornehm. »Hol ich später ab. Warum bist du nicht in Newcastle?«
    »Ist mir zu anstrengend geworden. Und – es gibt da ein Problem.«
    »Was denn?« Milla warf ihr glattes, schimmerndes Haar zurück und angelte mit feingliedriger Hand zwei Becher aus dem Geschirrspüler. »Was für ein Problem?«
    »Es ist ein Eindringling im Haus. Oben. In meinem Bett.«
    Milla reichte Sukie ihren Becher und lachte. »Das ist kein Eindringling. Den habe ich mitgebracht.«
    Sukie seufzte tief. Das hätte sie sich ja denken können. Milla ging immer recht leichtfertig mit Männern um. Einen hatte sie mal nach einem nächtlichen Streifzug durch diverse Clubs an einem Taxistand in Reading stehen lassen, war auf der Suche nach einem Klo verschwunden und hatte ihn dann vollkommen vergessen. Gerüchten zufolge sollte der arme Tropf noch im Morgengrauen verloren dort herumgestanden haben.
    »Na klar – warum bin ich darauf nicht selbst gekommen? Aber hättest du ihm nicht wenigstens ein Etikett aufkleben können oder so was? Wie bei Paddington Bär: ›Millas Mann – bitte nicht anfassen‹? Irgendeinen Hinweis, dass er keine Bedrohung darstellt? Und warum« – müde löffelte Sukie Pulverkaffee in die Becher – »liegt er in meinem Bett und nicht in deinem? Und wer ist er?«
    »Puh! Viel zu viele Fragen! Also, was die letzte betrifft: keine Ahnung -«, Milla hockte sich auf die Kante eines der bunt zusammengewürfelten Küchenstühle und schlug die langen, makellos geformten Beine übereinander, »- und damit beantwortet sich auch die Frage, warum er nicht in meinem Bett liegt. So oberflächlich bin ich nun auch wieder
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