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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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Pfiff zur Antwort, und sie folgten der Richtung bis zu einem Teich.
    »Erinnert mich an den in der Nähe von Watermead«, sagte sie.
    »Das tut er wirklich, nicht wahr?«, stimmte ihr Alec lächelnd zu. »Hier gibt es sogar Otter.«
    Keiner von ihnen sah Seregil, bis jener sich erhob und winkte. Er hatte auf einem Stamm am Ufer gesessen, und die Farbe seiner gelbbraunen Tunika und seiner Hosen war vollkommen mit dem Hintergrund verschmolzen.
    »Micum? Und Beka!« Federn flatterten in alle Richtungen davon, als er auf sie zukam, ohne die Wildgans loszulassen, die er gerade rupfte.
    Auch er war mager und vom Wetter gegerbt, aber trotzdem nicht minder attraktiv, als Beka ihn in Erinnerung hatte – vielleicht sogar noch anziehender, nun, da sie ihn mit den Augen einer Frau und nicht mit denen eines Mädchens sah. Zwar hager und nicht übermäßig groß, hatte er doch die Haltung und Grazie eines Schwertkämpfers, die ihm wie selbstverständlich Größe verlieh. Sein fein geschnittenes Aurënfaie-Gesicht war sonnengebräunt, die großen grauen Augen leuchteten von warmherzigem Humor, den sie seit ihrer Kindheit kannte. Und doch bemerkte sie nun zum ersten Mal, wie alt diese Augen in einem so jungen Gesicht aussahen.
    »Hallo Onkel!«, begrüßte sie ihn, während sie sich eine Feder aus dem Haar zupfte.
    Er wischte sich weit mehr Federn von den Kleidern. »Du hast dir für deinen Besuch einen guten Moment ausgesucht. Es waren Gänse am Teich, und ich habe es tatsächlich geschafft, eine zu erlegen.«
    »Mit einem Pfeil oder einem Felsbrocken«, verlangte Micum lachend zu wissen. Meisterlicher Schwertkämpfer, der er war, hatte Seregil mit dem Bogen nie besonders gut umgehen können.
    Seregil schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Mit einem Pfeil, danke. Alec revanchiert sich gerade für all die Dinge, die ich ihn gelehrt habe. Ich bin mit dem Bogen inzwischen beinahe so gut wie er mit einem Schloss.«
    »Ich hoffe, ich bin besser, auch wenn ich gerade etwas aus der Übung bin«, brummte Alec, wobei er Beka spielerisch einen Stoß in die Rippen versetzte. »Und, wirst du uns jetzt erzählen, was dich samt einer Reiterdekurie hierher geführt hat?«
    »Soldaten?« Seregil zog eine Braue hoch, als hätte er jetzt erst bemerkt, dass sie in Uniform war. »Und du bist befördert worden. Alles klar.«
    »Ich bin im Namen der Königin gekommen«, erklärte sie. »Meine Reiter wissen nichts von dem, was ich dir zu sagen habe, und für den Augenblick muss das auch so bleiben.« Sie zog ein versiegeltes Pergament unter ihrer Tunika hervor und reichte es ihm. »Kommandantin Klia braucht deine Hilfe, Seregil. Sie führt eine Delegation nach Aurënen.«
    »Aurënen?« Er starrte das ungeöffnete Dokument an. »Sie weiß, dass das unmöglich ist.«
    »Nun nicht mehr.« Micum ließ sich mit geübten Bewegungen aus dem Sattel gleiten, ergriff seinen Gehstock, der hinter dem Sattel auf der Bettrolle lag und humpelte zu seinem Freund. »Idrilain hat die Dinge bereits geregelt, und Klia leitet das ganze Unternehmen.«
    »Und wir haben keine Zeit zu verlieren«, drängte Beka. »Der Krieg verläuft nicht gut für uns. Mycena könnte jeden Tag fallen.«
    »Die Gerüchte haben uns sogar hier erreicht«, bestätigte Alec.
    »Aber es gibt noch mehr schlechte Nachrichten«, fuhr Beka fort. »Die Königin wurde verwundet, und die Plenimaraner rücken täglich weiter nach Westen vor. Das Letzte, was wir gehört haben, ist, dass sie inzwischen die halbe Strecke nach Wyvern Dug erobert haben. Idrilain ist noch immer auf dem Feld, aber sie denkt, dass eine Allianz mit Aurënen unsere einzige Hoffnung ist.«
    »Wozu braucht sie mich?«, fragte Seregil und reichte das unwillkommene Schreiben an Alec weiter. »Torsin verhandelt doch schon jahrelang ohne meine Hilfe mit dem Iia’sidra.«
    »Aber nicht so wie jetzt«, entgegnete Beka. »Klia braucht dich als ihren Ratgeber. Als Aurënfaie verstehst du die Feinheiten beider Sprachen besser als jeder andere, und du kennst die Skalaner.«
    »Angesichts dessen ist es durchaus möglich, dass mir keine der beiden Seiten Vertrauen schenken wird. Außerdem würde die Hälfte der Clans in Aurënen meine Gegenwart als Ehrverletzung werten.« Er schüttelte den Kopf. »Idrilain hat den Iia’sidra tatsächlich überredet, meiner Rückkehr zuzustimmen?«
    »Vorübergehend«, bestätigte Beka. »Die Königin hat gesagt, dass es einen Affront gegenüber Skala darstellen würde, dich auszuschließen, da du durch Lord
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