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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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bei Fuß gehen, was?«, schnaubte Phoria.
    »Sei nicht so gemein«, murmelte Aralain. »Er war immer nett zu uns. Wenn Mutter ihm nicht übel nimmt, dass er gegangen ist, als der Krieg anfing, warum dann du? Als Soldat hätte er schließlich so oder so nichts getaugt.«
    »Und ich war so froh, dass wir ihn los waren«, murrte Phoria. »Dieser Kerl war ein Herumtreiber und ein Geck. Er hat sich an die reichen jungen Edelleute gehängt wie eine Zecke an einen Straßenköter. Wie viel von deinem Geld hat er mit dir ausgegeben, Kor?«
    Er zuckte die Schultern. »Auf seine etwas absonderliche Art war er ein amüsanter Bursche. Als Dolmetscher wird er sich bestimmt gut machen.«
    »Behalte meine Mutter und ihre Besucher gut im Auge, Hauptmann«, befahl Phoria.
    Salutierend verschwand Traneus wieder im Dunkel der Nacht.
    »Seregil?«, sagte Korathan gedankenverloren. »Ich frage mich, was Lord Torsin davon hält. Ich glaube, er ist eher auf deiner Seite.«
    »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Seregils Volk ihn gerade mit offenen Armen willkommen heißen wird«, fügte Phoria hinzu, ehe sie das Thema wechselte. »Nun gut, was Klias Mission betrifft, sind wir sicher gut beraten, einen eigenen Beobachter in ihre Reisegesellschaft einzuschleusen.«
    »Wie wäre es mit deinem Traneus?«, schlug Aralain gewohnt phantasielos vor.
    Phoria bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. »Vielleicht sollten wir jemanden auswählen, dem Klia vertraut, jemanden, mit dem sie offen sprechen würde.«
    »Und jemanden, der die Möglichkeit hat, uns zu benachrichtigen«, fügte Korathan hinzu.
    »Wen denn?«, fragte Aralain.
    Phoria zog spöttisch eine Braue hoch und sagte wissenden Blickes: »Oh, ich habe da schon eine oder zwei Personen im Sinn.«

 
2
Eine unerwartete Aufgabe
     
     
    Beka Cavish ging auf dem Vorderdeck auf und ab und suchte am westlichen Horizont nach den ersten dunklen Linien, die die nordöstlichen Ländereien von Skala kennzeichneten. Seit sie Idrilains Lager verlassen hatten, war schon eine Woche vergangen; eine weitere mochte ins Land ziehen, ehe sie wieder zu Klia stoßen und sich gemeinsam mit ihr auf die Reise gen Süden begeben konnte, und das andauernde Nichtstun tat ihr nicht sonderlich gut.
    Geistesabwesend zupfte sie an der Halskrause ihres Harnischs über der grünen Tunika ihres Regiments. Irgendwie schien die Messingplatte der Rittmeister schwerer auf ihrer Brust zu lasten als der schlichte Stahl eines Leutnants. Sie war vollauf damit zufrieden gewesen, ihre Turma zu führen, und sie hatten sich als Reiter hinter den feindlichen Linien einen Namen gemacht: Urgazhi, Wolfsdämonen, so hatte sie der Feind schon in den ersten Tagen des Krieges getauft. Sie trugen diesen Beinamen mit Stolz, doch sie hatten für ihn einen hohen Preis bezahlen müssen. Von den dreißig Reitern, die heute unter ihrem Befehl standen, hatte nur die Hälfte jene Tage durchgestanden und kannte die Wahrheit, die sich hinter den lächerlichen Balladen verbarg, die überall in Skala und Mycena dargeboten wurden. Nur sie wussten, wo entlang der plenimaranischen Grenze die Leichen ihrer Kameraden lagen.
    Dank dieser neuen Mission hatte ihre Turma zum ersten Mal seit Monaten wieder ihre volle Stärke, wenn man darüber hinwegsah, dass einige der jüngsten Rekruten kaum ihre Milchzähne verloren hatten, wie Feldwebel Braknil zu sagen pflegte. Vielleicht, so Sakor wollte, konnten sie noch das eine oder andere lernen, ehe sie sich auf dem Schlachtfeld wiederfanden.
    Vor weniger als einem Monat hatte sich die Urgazhi-Turma noch durch die gefrorenen mycenischen Sümpfe geschleppt, und sogar das war besser als so mancher Kampf, den sie miterlebt hatte.
    Schlachten auf windgepeitschten Klippen, unter denen sich die Meereswogen vom Blut rot verfärbt hatten.
    Beka lehnte sich auf die Reling und schaute den Delphinen zu, die vor dem Bug des Schiffes umhersprangen. Je näher das Wiedersehen mit Seregil und Alec rückte, desto mehr Erinnerungen an ihren Abschied nach dem Sieg über Lord Mardus stiegen in ihrem Geist auf und quälten sie.
    Dieser kurze Kampf hatte ihren Vater die Gesundheit eines Beines gekostet, Nysander das Leben und Seregil vorübergehend den Verstand. Monate später hatte sie einen Brief von ihrem Vater erhalten, in dem er ihr berichtete, dass Seregil und Alec Rhíminee für immer verlassen hätten. Nun, da sie die Gründe dafür kannte, war sie nicht davon überzeugt, dass ihre Ankunft mitsamt einer Dekurie ihrer Reiter die
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