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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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mein Sohn«, versicherte ihm Idrilain, während sie ihm gleichwohl das Wort abschnitt. »Aber ich brauche dich hier, denn du wirst Phorias Stellung einnehmen.« Wieder unterbrach sie sich, ehe sie sich an ihre älteste Tochter wandte. »Und du, Phoria, wirst für eine Weile an meine Stelle treten. Meine Heiler sind ein wenig langsam mit ihren Rezepturen. Du wirst Heerführerin sein, bis ich mich erholt habe.«
    Sie umklammerte das Schwert von Ghërilain mit beiden Händen, das Zeichen für Thero, die schwere Klinge zum Schweben zu bringen, damit Idrilain sie an ihre Tochter weiterreichen konnte.
    Obwohl Magyana selbst diesen Augenblick geplant hatte, wurde sie nun von einem unguten Gefühl erfasst. Seit der Zeit Ghërilains, der ersten einer langen Reihe von Kriegerköniginnen, war diese Klinge von der Mutter an die Tochter weitergegeben worden, doch stets erst dann, wenn die Mutter tot war.
    »Und die Regentschaft?«, fragte Korathan ein wenig zu schnell für Magyanas Geschmack.
    Oder für den seiner Mutter. Idrilain starrte ihn wütend an. »Ich brauche keinen Regenten.«
    Magyana sah, wie sich die Muskeln an Korathans Kinn verkrampften, als er sich schweigend verbeugte.
    Bist du so sehr um die Ehre deiner Schwester besorgt, oder hast du es so eilig, sie auf dem Thron zu sehen, fragte sich Magyana, während sie ein zweites Mal sacht die Oberfläche seines Geistes erforschte. Das Orakel von Afra mochte verhindern, dass ein männlicher Nachfahre den Thron bestieg, doch es hatte sie noch nie daran gehindert, im Verborgenen zu regieren.
    »Ich muss nun mit Klia allein sprechen«, sagte Idrilain und entließ die Versammlung.
     
    Die Nacht war angebrochen, und Magyana zog sich in den Schatten zwischen zwei Zelten zurück und wartete darauf, dass der Rest der Versammlung sich auflösen würde. Irgendwo über der dichten Wolkendecke stand der Vollmond am nächtlichen Himmel; sie fühlte seine Macht mit dem Unbehagen eines Schmerzes hinter ihren Augen.
    Als der Weg frei war, schlüpfte sie zurück in Idrilains Zelt, wo sich Klia besorgt über ihre Mutter beugte. Sie war auf ihrem Thron zusammengesunken und rang um Atem.
    »Helft ihr!«, bat Klia.
    »Thero, hol den Drysier«, rief Magyana leise.
    Der junge Zauberer trat in Begleitung des Heilers Akaris hinter einem Gobelin auf der Rückseite des Zeltes hervor. Der Drysier hielt eine dampfende Tasse in der einen, seinen abgenutzten Stab in der anderen Hand.
    »Flößt ihr davon etwas ein«, verlangte Akaris, als er Thero die Tasse übergab. Dann berührte er das Symbol der Gottheit Dalna, einen silbernen Anhänger in Form einer liegenden Acht, der an seinem Hals baumelte. Er legte die Hand auf den herabgesunkenen Kopf der Königin, und für ein paar Sekunden umgab beide eine fahle Glut. Die Königin erschlaffte noch mehr, doch das Atmen fiel ihr leichter.
    Thero und Klia trugen sie zu dem Feldbett auf der Rückseite des Zeltes und legten heiße Steine zwischen ihre Decken.
    Idrilain schlug die Augen auf und sah sich mit müdem Blick um. Thero hielt ihr erneut die Tasse an die Lippen, doch sie wandte sich schon nach wenigen Tropfen ab. »Wir müssen diese Angelegenheit rasch erledigen«, flüsterte sie.
    »Du hast mein Wort, Mutter, aber vielleicht hat Kor Recht«, sagte Klia, die neben ihr auf den Knien hockte. »Für die Aurënfaie muss ich wie ein unbedarftes Kind aussehen.«
    »Du wirst sie rasch eines Besseren belehren. Die einzige Alternative wäre Korathan, aber er würde sie zu Tode ängstigen.«
    »Ich verstehe. Aber ich weiß nicht, was ich tun könnte, das Lord Torsin nicht bereits versucht hat. Er kennt die Faie besser als irgendjemand sonst in Skala.«
    »Nicht ganz«, murmelte Idrilain. »Aber Seregil würde sich nie bereit erklären … nicht mit Korathan …«
    »Seregil?« Hilfesuchend sah Klia Magyana an. »Sie phantasiert! Er ist ein Verbannter. Er kann nicht zurückkehren.«
    »Doch, er kann – wenigstens für die Dauer Eures Besuches«, erklärte ihr Magyana. »Der Iia’sidra hat seiner vorübergehenden Rückkehr als Euer Berater zugestimmt. Wenn er einverstanden ist.«
    »Habt Ihr ihn denn noch nicht gefragt?«
    »Es ist beinahe ein Jahr her, seit wir das letzte Mal von ihm und Alec gehört haben«, antwortete Thero.
    Magyana legte Klia eine Hand auf die Schulter. »Wie das Glück will, kennen wir jemanden, der imstande ist, ihn aufzuspüren. Denkt Ihr nicht, diese rothaarige Rittmeisterin wäre hocherfreut, eine Reise zurück nach Skala zu
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