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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
Autoren: Philip Carter
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Prolog
    San Francisco, Kalifornien
    Gegenwart
    Sobald der Fremde in den Lichtkreis trat, den das Feuer warf, wusste Rosie, dass er gekommen war, um sie zu töten,
    Sie befanden sich tief im Gehölz des Golden Gate Parks, wo die Polizei sie nicht belästigte– eine kleine Kolonie Obdachloser, die tagsüber auf der Haight Street bettelte und nachts draußen im Park kampierte. Rosie war neu in der Gruppe, aber es war ihre Idee gewesen, die Einkaufskarren wie eine Wagenburg im Kreis anzuordnen und dann Pappkartons und Decken darüberzulegen, um einen behelfsmäßigen Unterstand zu schaffen. Dennoch zitterte sie in dem bitteren Februarwind, als sie in die Augen des Fremden blickte. In die Augen eines Killers.
    Sie hatte im Lauf des Tages unten am Stow Lake eine Ente gefangen und briet sie mit einem Kleiderbügel als Spieß über den Flammen. Der Fremde tat, als habe ihn der Bratengeruch angelockt, aber Rosie wusste es besser.
    » Hallo«, sagte er. » Ich habe heute Abend einen Müllcontainer geplündert und das hier gefunden.« Er hielt eine Halbliterflasche Wild Turkey in die Höhe. Sein Englisch war gut, aber das Gutturale von Mütterchen Russland lag noch schwer auf seiner Zunge. » Ich bin bereit zu teilen, wenn ich einen Happen von eurem Essen kriege.«
    Willard, ihr Anführer, stellte sein Bier ab und stand auf, um seine Faust an die des Mannes zu schlagen. » Nur her damit, mein Freund.«
    Der Fremde, ein großer, grobknochiger Kerl mit einem fettigen braunen Pferdeschwanz und einem kantigen Gesicht, setzte sich mit überkreuzten Beinen nahe ans Feuer. Er grinste breit, als er sein Mitbringsel überreichte.
    Willard war hochgewachsen, mit einer Billardkugel von Kopf und Tätowierungen am ganzen Körper. Selbst sein Gesicht war tätowiert– zwei Tränen unter jedem Auge. Dennoch sah er die Whiskeyflasche mit kindlichem Staunen an. » Mann, das war aber ein Glücksfall von Container.«
    Der Fremde lächelte erneut. » Ein Schnapsladen drüben an der Polk Street hat letzte Nacht gebrannt, und beim Löschen haben sie ihn total ruiniert. Das meiste Zeug darin ist zerbrochen, und was noch heil war, haben sich wahrscheinlich die Bullen und die Feuerwehrleute unter den Nagel gerissen. Ich hatte wohl Dusel.«
    Rosie bezweifelte nicht, dass der ausgebrannte Schnapsladen mit seinem Müllcontainer existierte. Solche Einzelheiten stimmten bei Männern wie ihm normalerweise.
    Er hatte auch den Obdachlosen-Look gut hinbekommen: Jeans, so dreckig, dass man kaum sagen konnte, ob sie einmal blau gewesen waren, eine Crackpfeife in der Jackentasche, festgebackener Schmutz in den Hautfalten. An seinen Augen aber stimmte nichts. Sie waren weder leer noch besiegt oder verloren. Sie waren scharf, aufmerksam. Augen, die nicht blinzelten, wenn ihr Besitzer einem die Kehle durchschnitt oder aus zweihundert Metern Entfernung von einem Dach eine Kugel in den Kopf schoss.
    Rosie schwieg und beobachtete den Fremden, während der Whiskey am Lagerfeuer herumging: von der transvestitischen Nutte namens Buttercup über den Einbeinigen mit den kaputten Zähnen, der als Gimpy Sam bekannt war, bis zu Dodger, einem großen Mann mit Hängeschultern und einem Kopf voll grauer Rastalocken, die er irgendwie unter eine rosafarbene Kindermütze stopfte.
    Nicht dass ich noch so wahnsinnig viel hermachen würde, dachte Rosie. Allerdings war ich mal hübsch … Aber dazwischen lagen viele Jahre und ein hartes Leben, und jetzt spielte das alles keine Rolle mehr, weil sie an dem Krebs starb, der den größten Teil ihres Bauchs bereits wie Säure zerfressen hatte.
    Die Flasche fand schließlich ihren Weg zu Rosie. Sie enthielt noch genügend Schnaps, um sie schön angesäuselt zu machen, und es würde noch etwas für den Fremden bleiben. Sie beobachtete ihn, während sie sie ganz austrank. Sollte er ruhig bezahlen für das Privileg, sie zu töten.
    Sie ließ die leere Flasche in ihre Jackentasche gleiten und bedeutete ihm mit einem Blick, dass er sie mal konnte.
    Er zeigte auf das bratende Fleisch. » Das riecht aber gut. Was ist es?«
    Rosie entblößte ihre Zähne beim Lächeln. » Gebratene Ratte.«
    Sie sah einen Muskel unter seinem linken Auge zucken, aber er fing sich schnell. » Mächtig große Ratte.«
    Buttercup kicherte, dann errötete sie, senkte den Blick und kratzte an den wunden Stellen an ihrem Hals, wo schmutzige Nadeln gewütet hatten.
    Rosie fing den Ekel im Blick des Fremden auf, als er wegsah. Vielleicht bist du ja doch kein so harter
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