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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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einer Stimme, die kaum mehr als ein heiseres Keuchen war.
    Schweigend leitete Magyana den Strom ihrer eigenen Lebenskraft in den ausgezehrten Körper der Frau. Die Verbindung verursachte eine Woge der Qual, die Idrilains Schmerz und Erschöpfung durch ihren Leib presste. Magyana zwang sich, ruhig zu atmen, damit ihr Geist sich über diesen Unbill erheben und seine Konzentration aufrechterhalten konnte. Auf der anderen Seite des Raumes tat Thero das Gleiche.
    »Ohne Aurënen werden wir den Krieg verlieren«, fuhr Idrilain in kräftigerem Tonfall fort. »Wir brauchen die Macht der Aurënfaie, und wir brauchen ihre Zauberer, um uns der plenimaranischen Totenbeschwörer zu erwehren. Und sollte Mycena fallen, so brauchen wir auch die Güter der Aurënfaie: Pferde, Waffen, Nahrung.«
    »Wir haben uns auch ohne die Faie gut geschlagen«, konterte Phoria. »Plenimar konnte uns nicht vom Folcwine zurücktreiben, trotz all der Totenbeschwörer und ihrer Gräuel.«
    »Aber sie werden uns zurücktreiben!«, krächzte Idrilain. Ein Diener bot ihr einen Kelch dar, doch sie winkte ab; niemand sollte das Zittern ihrer Hände sehen. »Und selbst wenn es uns gelingen sollte, sie zurückzuschlagen, werden wir die Aurënfaie dennoch nach dem Krieg brauchen. Wir müssen unser Blut noch einmal mit dem ihren mischen.«
    Mit gebieterischer Geste bedeutete sie Magyana, fortzufahren.
    »Die Macht der Zauberei wurde unserem Volk durch die Vermischung unserer Rassen, Menschen und Aurënfaie, geschenkt«, begann Magyana, um diejenigen, die der Erinnerung an ihre eigene Geschichte bedurften, zu ermahnen. »Es waren die Aurënfaie, die unsere ersten Zauberer in der Magie der Orëska unterwiesen.« Sie wandte sich der königlichen Familie zu. »Ihr selbst tragt noch die Erinnerung an dieses Blut, das Legat von Idrilain der Ersten und ihrem aurënfaiischen Gemahl, Corruth í Glamien. Seit seiner Ermordung und der Schließung der aurënischen Grenzen vor dreihundert Jahren, sind nur wenige Aurënfaie nach Skala gekommen, und so schwindet ihr Erbe unter uns. Jedes Jahr werden weniger Kinder mit magischen Fähigkeiten im Orëska-Haus vorgestellt, und die Gaben dieser Kinder sind oft nur schwach ausgebildet. Da aber die Zauberer keine Nachfahren hervorbringen können, gibt es für uns keine Rettung, es sei denn, wir erneuern die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern.
    Der plenimaranische Angriff auf das Orëska-Haus hat einige unserer besten jungen Zauberer das Leben gekostet, noch bevor der Krieg richtig angefangen hatte. Seither haben die Kampfhandlungen unsere Reihen noch weiter gelichtet. Im Schlafsaal der Schüler der Orëska bleiben die Betten unberührt, und zum ersten Mal seit der Gründung der Dritten Orëska in Rhíminee stehen zwei Türme unseres Hauses leer.«
    »Zauberei ist einer der Stützpfeiler skalanischer Macht«, krächzte Idrilain. »Vor diesem Krieg hatten wir keine Ahnung, wie stark die Totenbeschwörer Plenimars geworden sind. Wenn wir aber die Magie verlieren, während sie so offensichtlich an Macht gewinnen, dann wird auch Skala in wenigen Generationen verloren sein.«
    Sie unterbrach sich, und wieder fühlte Magyana, wie sich Theros Magie der ihren anschloss, als sie dem schwächer werdenden Leib der Königin neue Kraft spendete.
    »Lord Torsin und ich stehen seit über einem Jahr in Verhandlungen mit den Aurënfaie«, fuhr Idrilain fort. »Er ist auch jetzt dort, in Virésse, und hat uns gerade benachrichtigt, dass der Iia’sidra endlich zugestimmt hat, einer kleinen Delegation zu gestatten, in dieser Angelegenheit vorstellig zu werden.«
    Idrilain deutete auf Klia. »Du wirst als meine Repräsentantin dienen, Tochter. Du musst uns ihre Unterstützung sichern. Die Einzelheiten werden wir später besprechen.«
    Mit ernster Miene verbeugte sich Klia zum Zeichen ihres Einverständnisses, dennoch erkannte Magyana in ihren blauen Augen ein Aufblitzen der Freude. Zufrieden prüfte die Zauberin rasch die Reaktionen der anderen. Prinzessin Aralain strahlte vor Erleichterung, begierig darauf, an den eigenen Herd zurückzukehren. Die anderen waren weniger beglückt.
    Phorias Miene verriet rein gar nichts. Dennoch hinterließ der Neid, den sie empfand, in Magyanas Kehle einen gallenbitteren Geschmack.
    Korathan war weniger diplomatisch. »Klia?«, knurrte er. »Du schickst die Jüngste von uns zu Leuten, die vierhundert Jahre alt werden? Sie werden sie auslachen! Ich würde zumindest …«
    »Ich zweifle nicht an deinem Können,
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