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Der endlose Tod

Der endlose Tod

Titel: Der endlose Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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KAPITEL 1
    Long Island, im September 1776
    »Dies ist wirklich merkwürdig«, sagte Dr. Beldon, indem er meinen Ellbogen näher an seine großen, ein wenig hervorquellenden Augen heranführte. Dann ließ er seine Finger über die Stelle meines Armes gleiten, an der sich der Knochenbruch befunden hatte. »Das ist doch nicht möglich! Es gibt kein einziges Anzeichen dafür, dass Sie je verletzt waren.«
    Was er sagte, bedeutete für mich eine große Erleichterung. Einige Zeit hatte ich nämlich befürchtet, mein rechter Arm würde niemals wieder vollständig und richtig zusammenwachsen. Beldon war an diesem Abend zufällig zu mir gekommen, gleich nachdem ich erwacht war, und er war überrascht gewesen, zu sehen, dass die Schlinge, die ich fast eine Woche lang getragen hatte, verschwunden war.
    »Und Sie haben kein unangenehmes Gefühl mehr, wenn Sie den Arm bewegen?«
    »Nein, überhaupt nicht«, antwortete ich. Noch vor einigen Tagen hatte Beldon mir gegenüber die Notwendigkeit geäußert, den Knochen noch einmal zu brechen, um ihn korrekt einzurichten, aber ich hatte ihn auf später vertröstet. Nun war ich sehr froh über mein Zaudern.
    Seine Finger gruben sich etwas tiefer in den Muskel hinein. »Ballen Sie die Hand zur Faust!«, ordnete er an. »Öffnen! Schließen! Nun strecken Sie Ihren Arm gerade nach vorne aus! Drehen Sie Ihre Hand im Gelenk!« Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich auf die Bewegung. »Erstaunlich! Ganz erstaunlich!«, murmelte er ungläubig vor sich hin.
    »Ja, nun, Gott war mir gegenüber in letzter Zeit äußerst großzügig«, sagte ich aufrichtig.
    Nun öffnete er die Augen und zog die Brauen nach oben. »Aber, Mr. Barrett...«
    »Sie sagten selbst, dass es ein Wunder sei«, erinnerte ich ihn. Ich sah ihm direkt in die Augen. »Aber ich bin nicht der Ansicht, dass Sie das zur Kenntnis nehmen sollten. Sollte jemand neugierig sein, dürfen Sie der Person gerne mitteilen, dass mein Arm geheilt ist, wie Sie es erwartet haben.«
    Er zwinkerte nicht einmal. »Ja. Das kann ich gerne tun.« Die einzigen Hinweise darauf, dass etwas nicht stimmte, waren eine leichte Ausdruckslosigkeit in seinem Ton und seinem Mienenspiel.
    »Es ist überhaupt nichts Ungewöhnliches daran«, betonte ich.
    »Nein, überhaupt nichts Un...«
    Ich brach den Versuch meiner suggestiven Beeinflussung ab und fragte: »Sind Sie fertig, Doktor?«
    Ein Zwinkern. »Ja, ich bin fertig, Mr. Barrett, und darf ich Ihnen meine Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass Sie sich besser fühlen?«
    Wir tauschten weitere Höflichkeiten aus, und dann verließ mich Beldon endlich. Mein Kammerdiener Jericho hatte alles still aus einer Ecke meines Zimmers beobachtet. Sein dunkles Gesicht war ruhig und reserviert, aber es gelang ihm dennoch irgendwie, leichtes Missfallen auszudrücken.
    »Es ist nur, um uns allen unnötigen Ärger zu ersparen«, erinnerte ich ihn und schüttelte den Ärmel meines Hemdes herunter.
    »Natürlich, Sir.« Er trat zu mir heran, um die Manschette zu schließen.
    »Nun denn, also gut. Es ist nur, um mir unnötigen Ärger zu ersparen.«
    »Ist die Wahrheit denn etwas so Schlimmes?«, fragte er, während er mir beim Anlegen meiner Weste behilflich war.
    »Nein, natürlich nicht, aber sie ist unglaublich und Furcht erregend. Ich habe mich selbst genug gefürchtet; ich habe nicht den Wunsch, diese Furcht auch noch auf andere zu übertragen.«
    »Dennoch existiert sie.«
    »Aber ich habe keine Angst mehr. Ich bin vielleicht noch verwirrt, doch ...«
    »Ich sprach von anderen Mitgliedern des Haushalts.«
    »Welche anderen Mitglieder? Wer?«
    Er machte eine ungewisse Geste, die einem Schulterzucken glich. »In den Sklavenquartieren. Es wird gemunkelt, dass ein Teufel in Sie gefahren sei.«
    »Oh, wirklich? Zu welchem Zweck?«
    »Das wurde noch nicht entschieden.«
    »Wer ist es denn, der das denkt?«
    Seine Lippen schlossen sich, und er beschäftigte sich damit, Flusen von meinen Schultern zu bürsten.
    »Ich hoffe, du hast diesem leeren Geschwätz den Wind aus den Segeln genommen«, meinte ich und rückte mein Halstuch zurecht. Es war mir in den letzten Augenblicken ziemlich eng geworden.
    »Das habe ich. Es werden daraus keine Probleme entstehen. Ich habe dies lediglich erwähnt, weil Sie gesehen wurden.«
    »Als ich was getan habe?«
    »Etwas ... Außergewöhnliches. Die Person, mit der ich sprach, sagte, sie habe Sie ... fliegen sehen.«
    »Oh!«
    »Natürlich glaubte ihm niemand wirklich, aber seine
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