Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
Ein heller Zweisitzer bog, von Washington kommend, hinter Fort Hunt von dem Memorial Highway nach Osten in den Riverside-Park ab. Mit einem Schlage änderte sich das Bild; eben noch das breite Band der modernen Autostraße, jetzt ein schmaler gewundener Weg, der unter frühlingsgrünen Akazien an weiten frischen Rasenflächen vorbeiführte. In einer Kurve lenkte Ingenieur Robert Jones den Wagen auf eine kleine Wiese und stellte den Motor ab.
    »Ein guter Platz zum Lagern«, rief Henry Watson, der neben ihm saß und sprang mit einem Satz aus dem Wagen. Langsam folgte ihm Jones und reckte die von der Fahrt steif gewordenen Glieder, bevor er sich zu einer Antwort bequemte.
    »Hier ist’s gut sein, Henry, hier laß uns Hütten bauen, unser Picknick halten! Für die nächsten Stunden bringt mich hier niemand fort.«
    Watson schüttelte den Kopf. »Hast du unser Programm vergessen? Wollten wir nicht zum Shenandoah National-Park, my boy?«
    »Ach was, Henry!« Der Ingenieur warf sich der Länge nach in das schwellende Gras, während er weitersprach. »Dazu sind wir heute zu spät von Washington fortgekommen. Um ein Uhr wollten wir fahren, da kommt im letzten Augenblick Professor O’Neils und langweilt uns zwei volle Stunden mit einem Versuch ...«
    »Oho, Robert!« fiel ihm Watson ins Wort, »langweilig darfst du den Versuch nicht nennen. Er war ebenso geistreich und interessant wie alle anderen Arbeiten von O’Neils.«
    »Schon gut, Henry. Ich weiß, daß du auf den Mann nichts kommen läßt; aber wenn man sich auf eine Fahrt in den Früh­ling freut, ist der schönste und beste Versuch nichts anderes als eine Störung. Unser Programm wurde dadurch über den Haufen geworfen, doch das soll uns den Tag nicht verderben. Packe aus, Henry, was wir im Wagen haben, wir wollen es uns hier bequem machen.«
    Watson brachte Kissen und Decken aus dem Auto heran, machte alles zum Lagern zurecht und stellte zum Schluß einen umfangreichen Proviantkorb neben ein weißes Leinentuch, während Jones, ohne seine Lage zu verändern, den Bemühungen des anderen geruhsam zuschaute. Teller, Gläser und Bestecke baute Watson auf dem Tuch auf, öffnete danach verschiedene Konserven aus dem Korb und stellte sie dazu.
    Für die nächste Viertelstunde ruhte jedes Gespräch. Nur das Klappern von Messern und Gabeln war vernehmbar. Dann lehnte sich Jones mit einem behaglichen Seufzer zurück und zündete sich eine Zigarette an. Auch Watson machte sich’s bequem, zog eine Zeitung aus der Tasche und begann darin zu blättern.
    »Aber Henry«, verwies ihn Jones, »ist es nicht eine Sünde, sich bei solchem Wetter mit bedrucktem Papier zu beschäftigen ...«; er wollte noch weitere Gründe für das verwerfliche Tun seines Kollegen ins Treffen führen, als dieser ihn unterbrach.
    »Hier steht noch etwas, Robert, was dich interessieren sollte. Eine Nachricht aus Deutschland ...«
    »Laß mich heute mit den Germans in Ruhe«, warf Jones dazwischen und gähnte.
    »Nein, Robert, du mußt hören, was hier gemeldet wird; eine Notiz über die Arbeiten im Forschungslaboratorium in Gorla. Mag der Teufel wissen, wo der Zeitungsschreiber das her hat ...!«
    Watson las den kurzen Text vor, in dem von wesentlichen Fortschritten bei der künstlichen Erzeugung von Radioaktivität die Rede war.
    »Der Mann hat die Glocken läuten hören, aber er weiß nicht, wo sie hängen«, brummte Jones und gähnte zum zweitenmal. »Ich werde die Notiz morgen O’Neils zeigen«, meinte Watson, »sie wird ihn interessieren.«
    »Tue es in Gottes Namen, aber verschone mich heute damit«, sagte Jones schon halb im Schlafe, »heute will ich von Laboratorien und Experimenten nichts hören.«
    »Du bist ein Barbar, Robert, und wirst dein Leben lang einer bleiben. Hättest Farmer im Westen werden sollen und nicht Assistent der Howard-Universität in Washington. Womit habe ich das verdient, daß ich tagaus, tagein mit dir zusammen in demselben Raum arbeiten muß?«
    Die Vorwürfe Watsons waren scherzhaft gemeint, aber die Lebhaftigkeit, mit der er sie vorbrachte, bewirkte, daß Jones, der auf dem Rücken im Grase lag, noch einmal die Augen aufschlug und in den wolkenlosen Maienhimmel schaute.
    Schon wollte er sie wieder schließen, als ihn plötzlich etwas veranlaßte, schärfer hinzublicken.
    Fast senkrecht über der Stelle, an der sie lagerten, hatte er in dem lichten Ätherblau ein schimmerndes Pünktchen erspäht. Bald glänzte es, von den Sonnenstrahlen getroffen, hell auf, um dann für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher