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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
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fernschauen?«
    »Aber der Film soll wirklich gut sein«, antwortete Bud enttäuscht. »Und du hast gesagt, dass du ihn auf jeden Fall sehen willst.«
    »Können wir ihn uns nicht ein andermal ansehen?«, bat Julie. »Er läuft doch bestimmt noch die ganze Woche.«
    Bud runzelte unwillig die Stirn. »Komm schon, Julie. Ich habe mich schon den ganzen Tag darauf gefreut und mich total abgehetzt, um pünktlich hier zu sein.«
    Er klang ungeduldig und angespannt, und seine Augen lagen so tief in den Höhlen, dass sie beinahe schwarz wirkten. Irgendetwas, vielleicht die Schatten, die das Deckenlicht auf sein Gesicht warf, ließ ihn für einen Moment wie einen völlig Fremden aussehen.
    Seltsam, dachte Julie. Ich erkenne ihn kaum wieder. Plötzlich war sie froh, ihrer Mutter versprochen zu haben, zu Hause zu bleiben. Sie war sich noch nicht einmal mehr sicher, ob sie sich überhaupt jemals wieder mit Bud treffen wollte.
    »Wenn du dir den Film unbedingt heute ansehen willst, kannst du ruhig ohne mich ins Kino gehen«, sagte sie. »Das macht mir wirklich nichts aus.«
    »Wir waren verabredet, Julie. Oder willst du mir auf diese Weise vielleicht zu verstehen geben, dass die Sache mit uns beendet ist, weil dein Exfreund wieder in der Stadt ist?«
    Darum ging es ihm also. Deswegen benahm er sich so seltsam, dachte Julie. Beschwichtigend antwortete sie: »Ray hat nicht das Geringste damit zu tun, Bud. Ich möchte einfach nur zu Hause bleiben, das ist alles. Du bist wirklich herzlich eingeladen, den Abend mit uns hier zu verbringen, kannst dir den Film aber auch allein anschauen. Was dir lieber ist.«
    Bud stand einen Moment lang schweigend da. Sein Blick wanderte kurz zu Julies Mutter und wieder zurück. Er schien nachzudenken.
    »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Verstanden. Ich weiß, wann ich abserviert werde. Begleitest du mich wenigstens noch kurz zu meinem Wagen?«
    Julie zögerte. Sie hätte sich gern umgedreht, um sich über einen kurzen Blickwechsel mit ihrer Mutter zu beraten, aber das erschien ihr dann doch als zu unhöflich.
    Jetzt stell dich nicht so an, dachte sie. Es ist doch nur Bud Wilson, mit dem du schon ganz oft ausgegangen bist. Trotzdem sträubte sich alles in ihr, ihn nach draußen zu begleiten.
    »Fünf Minuten?«, sagte Bud mit dem Anflug eines Lächelns. »Ich würde gern kurz mit dir über etwas reden. Heute Mittag war ich mit Ray Bronson einen Kaffee trinken.«
    »Du warst was?«, fragte Julie überrascht.
    »Wir haben uns unterhalten.«
    »Über mich?«
    »Unter anderem. Kommst du jetzt noch mit raus oder nicht?«
    »Okay«, gab sie sich geschlagen.
    Bud hielt ihr die Tür auf und ließ sie vor sich auf die Veranda treten, dann gingen sie gemeinsam die Treppe hinunter. Die Abendluft umfing sie mild und süß und über ihnen spannte sich der Himmel wie schwarzer, mit Sternen bestickter Samt.
    »Schöner Abend, findest du nicht?« Er griff nach ihrer Hand, und Julie spürte, wie es ihr kalt den Rücken hinunterlief.
    Was ist bloß los mit mir?, fragte sie sich verwirrt. Bud hat doch schon öfter meine Hand gehalten und bisher hat es mich nie gestört. Warum jetzt?
    Sie erklärte es sich damit, dass die Unruhe ihrer Mutter auf sie abgefärbt hatte. Und da sie Bud nicht noch mehr vor den Kopf stoßen wollte, ließ sie es zu, dass er Hand in Hand mit ihr über den Rasen zu seinem Wagen schlenderte.
    »Komm, wir setzen uns kurz rein«, sagte er, als sie vor seinem Auto standen.
    »Aber wir können doch auch hier draußen reden.«
    »Glaub mir, was ich dir gleich sagen werde, wird dich ziemlich umhauen. Mir wäre es lieber, du würdest dabei sitzen.« Er deutete mit einem Nicken auf die Beifahrertür. »Komm schon, steig ein. Es wird nicht lange dauern.«
    »Bud …« Julie zögerte, dann holte sie tief Luft. »Ich weiß nicht, was du mir sagen willst, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich es nicht höre. Du hattest recht mit dem, was du vorhin über Ray gesagt hast. Und was immer er dir erzählt hat, als ihr euch heute getroffen habt … es stimmt. Wir haben uns einmal unendlich viel bedeutet und daran hat sich nichts geändert. Ich habe versucht, dagegen anzukämpfen, aber ich schaffe es nicht. Es ist wohl das Beste, wenn wir uns nicht mehr sehen.«
    »Weißt du, was komisch ist?«, meinte Bud, ohne auf das einzugehen, was sie gesagt hatte. »Warum nennst du mich eigentlich nie Collie?«
    »Collie?« Es war zu dunkel, um in seinem Gesicht zu lesen, umso deutlicher spürte sie seine Hand, die ihre
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