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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss
Autoren: Karen Chance
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Eins
    Ich wusste, dass ich in Schwierigkeiten war, als ich die Todesnachricht sah. Der Umstand, dass mein Name darüberstand, bot einen klaren Hinweis. Allerdings konnte ich mir keinen Reim darauf machen, wie sie mich gefunden hatten und wer der Typ mit dem Sinn für Humor war. Antonio war nie ein großer Komiker gewesen. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass er nicht mehr lebte, oder daran, dass er schon immer ein griesgrämiger Mistkerl gewesen ist. Der Artikel nahm auf dem Monitor meines Büro-PCs den Platz des üblichen Reisebüro-Logos ein. Es sah nach einem Zeitungsausschnitt aus, den jemand eingescannt und dann zum Bildschirmhintergrund gemacht hatte. Als ich mich vor einer halben Stunde auf den Weg gemacht hatte, um mir einen Salat zu holen, war das Ding noch nicht da gewesen. Wenn ich nicht so ausgeflippt gewesen wäre, hätte ich mich vielleicht davon beeindrucken lassen. Es überraschte mich, dass Tonys Schergen überhaupt wussten, was ein Computer war.
    Ich suchte im Aktenschrank nach meiner Waffe, während ich die Beschreibung des grausigen Todes las, den ich an diesem Abend sterben sollte. In meiner Wohnung hatte ich eine bessere Waffe und außerdem einige weitere Überraschungen, aber es war vermutlich keine gute Idee, dorthin zurückzukehren. Eine Knarre bei mir zu tragen, wäre ein ziemliches Risiko gewesen, und deshalb begnügte ich mich mit einer Dose Pfefferspray in der Handtasche, für unangenehme Zeitgenossen auf der Straße bestimmt. Nach mehr als drei Jahren relativer Sicherheit stellte ich sogar die Notwendigkeit dafür infrage. Ich war nachlässig geworden und konnte nur hoffen, dass es mich nicht das Leben kostete. Meinem Namen folgte die Schilderung eines beklagenswerten Zwischenfalls, der mich, einen unbekannten Gewehrschützen und zwei Kugeln im Kopf betraf. Der Zeitungsartikel trug das Datum des nächsten Tages, aber das Ereignis sollte heute Abend stattfinden, um 20:43 Uhr in der Peachtree Street. Ich sah auf die Uhr. Zwanzig vor acht – man gab mir einen Vorsprung von einer Stunde. Das erschien mir zu großzügig für Tony. Vermutlich lebte ich nur deshalb noch, weil es für jemanden, der dauernd irgendwelche Leute umbrachte, zu einfach war, mich sofort um die Ecke zu bringen. In meinem Fall wollte er etwas Besonderes.
    Schließlich fand ich meine Smith & Wesson 3913 unter einem Prospekt, der für eine Seereise nach Rio warb. Ich fragte mich, ob das ein Zeichen war. Und wenn schon, ich hatte nicht genug Knete, um das Land zu verlassen, und eine pausbäckige, blauäugige Blondine wäre unter all den dunkelhäutigen Senhoritas bestimmt aufgefallen. Außerdem wusste ich nicht, ob Tony Verbindungen in Brasilien hatte. Auszuschließen war das nicht. Wenn man lange genug auf der Welt war, um sich daran zu erinnern, Michelangelo unter den Tisch getrunken zu haben, hatte man Zeit genug, Beziehungen zu knüpfen. Ich zog ein Päckchen Kaugummi aus dem Waffenfach in meiner Handtasche und schob die Smith & Wesson hinein. Sie passte so gut, als wäre sie dafür bestimmt, und dieser Eindruck täuschte nicht. Ich hatte die Waffe – meine erste – und drei solche Handtaschen vor fast vier Jahren gekauft, auf die Empfehlung eines FBI-Typen namens Jerry Sydell. Wie viele Leute hatte er mich für bekloppt gehalten, aber da ich dabei behilflich gewesen war, eine der größten Verbrecherorganisationen in Philly auffliegen zu lassen, bot er mir kostenlosen Rat an. Er half mir dabei, die halbautomatische Pistole Kaliber 9 mm auszuwählen, deren Griff klein genug für meine Hände war und die doch alles auf zwei Beinen abschreckte. »Außer Geister und Ghule«, hatte Jerry mit einem Grinsen hinzugefügt. »Mit denen musst du allein fertig werden.« Zwei Wochen lange hatte er mich jeden Tag zum Schießstand mitgenommen und mich zu dem Punkt gebracht, dass ich die Wand einer Scheune zwar nicht traf, aber auch nicht sehr weit danebenschoss. Ich hatte weiter geübt, wann immer ich Zeit und Geld dafür fand, und inzwischen brachte ich es fertig, eine Scheune zu treffen – wenn sie groß war und ich etwa drei Meter vor ihr stand. Insgeheim hoffte ich, dass ich nie auf etwas anderes schießen musste. Es war nicht meine Schuld, dass ich nicht dafür taugte.
    Jerry mochte mich – ich erinnerte ihn an seine älteste Tochter –, und er wollte vermeiden, dass ich auf die schiefe Bahn geriet. Er dachte, ich wäre an die falschen Leute geraten, in einem Alter, in dem ich es nicht besser wusste – was auf eine
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