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Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst
Autoren: Robert Quint
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Lordinspekteur Ignazius Tylls Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, als die Illusionsgeneratoren der Konzilskammer ihre Arbeit einstellten und er sich abrupt wieder im Allerheiligsten der Lordinspektion befand.
    Noch immer echoten Max von Valdecs triumphierende Worte in seinen Gedanken.
    … rufe ich den Notstand über alle Gebiete der Erde aus … Das Konzil gilt damit bis auf weiteres als aufgelöst …
    Das, sagte sich der große, dünne Mann in dem abgewetzten, zerknitterten schwarzen Anzug mit einem leichten Hauch von Resignation, änderte die Lage ganz entscheidend. Vermutlich hatten die unter dem Befehl von Cosmoral Fay Gray stehenden Legionen inzwischen mit der Besetzung Genfs begonnen. Es blieben ihm also nur noch wenige Minuten, um der drohenden Verhaftung zu entgehen.
    Ebenso wie Anlyka terCrupp von ASK, Lucia Takamahi von Interstellar Wood & Furniture, Wilbert terBarden von Grüne Hügel und Timian Miras vom Export-Kartell, der harte Kern der konzilsinternen Opposition gegen Valdec.
    Das Notstandsrecht gestattete es dem Lordoberst, ganz legal gegen seine gefährlichsten Gegner vorzugehen.
    Und Valdec war nicht der Mann, der günstige Gelegenheiten ungenutzt verstreichen ließ. Das Vertrauensvotum der Konzilsversammlung hatte seine schwindende Macht unvermittelt wieder gestärkt – und Tylls Informationen ließen keinen anderen Schluß zu, als daß der Lordoberst nun für alle Zeiten seine Herrschaft absichern wollte.
    Mit geübten, flinken Bewegungen löste Tyll die Anschlüsse der Illusionsgeneratoren von seiner Schläfe, griff nach seinem Spazierstock und glitt leicht mit den Fingerspitzen über den zwiebelförmigen Knauf. Er spürte das zarte elektrische Prickeln der Sensortasten, als er die Verbindung mit den Konzilsdateien herstellte. Ein Teil der schwarzen Rundung veränderte seine Färbung, und zwei Dutzend Zentimeter vor Tylls Gesicht formte sich das Kraftfeld des Holo-Projektors.
    ZUGRIFF GESPERRT. AUTORISIERUNG BLOCKIERT.
    Der Lordinspekteur preßte die dünnen Lippen aufeinander.
    Die Viererbande des Kaiser-Konzerns – Valdec, Frost, Glaucen und Zarkophin – hatten schneller gehandelt, als er es befürchtet hatte. Sein Kodeschlüssel, der ihm ungehinderten Zugang zu allen Daten der Konzilscomputer gestattet hatte, war offenbar gelöscht worden.
    Tyll verschwendete keine weitere Zeit mehr.
    Er mußte umgehend die Lordinspektion verlassen. Hier war er nicht mehr sicher. Binnen Minuten würde die Lordinspektion zu einer Falle werden, und er verspürte nicht das Bedürfnis, noch vor Ablauf des Tages vor den Laserstrahlen eines Exekutionskommandos der Grauen Garden zu stehen.
    Der Lordinspekteur entriegelte das Schott und trat hinaus auf den dämmrig erleuchteten Gang, der einhundert Meter unter den Straßen von Genf lag.
    An der gegenüberliegenden schmucklosen Wand stand Lorn gelehnt und musterte ihn mit ihren großen schwarzen Augen, die wie immer Spott und notdürftig verhüllte Zuneigung ausdrückten.
    Tyll räusperte sich und sah auf sein billiges, gebraucht erworbenes Chronometer. »Es ist erst kurz nach halb zwölf, Sekretärin Lorn«, stellte er tadelnd fest. »Warum befinden Sie sich nicht an Ihrem Arbeitsplatz? Meines Wissens werden Sie erst um zwölf von Sekretär Dang abgelöst, und jede Minute, die Sie unnütz vertändeln, kostet dem Personalbüro der Lordinspektion …«
    »Die Grauen sind in die Lordinspektion eingedrungen«, unterbrach ihn Lorn mit ihrer hellen, schmeichelnden Stimme. »Sie haben sämtliche Abteilungen und das Computerzentrum besetzt und befinden sich auf dem Weg in die unterirdischen Bereiche. Man sucht Sie, Lordinspekteur. Finanzkontrolleurin Jeune und Rechnungsprüfungsleiter Sambetti wurden erschossen, als sie sich der Verhaftung zu entziehen versuchten. Alle anderen Abteilungschefs wurden bereits deportiert.«
    Tyll befeuchtete seine Lippen. »Sie tragen schon wieder ein neues Kleid, Sekretärin Lorn«, bemerkte er. »Ihre Verschwendungssucht wird Sie noch einmal ruinieren.«
    Die junge Frau strich sich eine silbrige Haarlocke aus der Stirn und trat mit langsamen Schritten an Tyll heran. »Ich an Ihrer Stelle würde mir mehr Gedanken über Ihr Leben machen«, erklärte sie. »Wenn sie nicht sofort von hier verschwinden, sind Sie bereits morgen ein toter Mann. Bedenken Sie die Beerdigungskosten!«
    »Ja«, nickte Tyll. »Unnötige Ausgaben sollte man vermeiden.« Ein wenig irritiert fragte er sich, ob sie ihre letzte Bemerkung ironisch gemeint oder sich
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