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Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst
Autoren: Robert Quint
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Systems des Konzils die Vernunft verkörpert sah und in Valdec einen Gegner der kalten Vernunft. Der Tag der Konfrontation war nun gekommen. Und es schien, als hätte Valdec – zumindest vorerst - gesiegt.
    Tyll strich seinen schwarzen Anzug glatt, zupfte an seinen Nasenhärchen, die weiß und faserig aus seinen Nüstern hervorlugten, und trat auf den Elektroroller zu.
    »Davon rate ich Ihnen ab«, sagte eine dünne Stimme aus dem Nichts.
    Ignazius Tyll erstarrte.
    Verloren! dachte er, ohne Angst oder Enttäuschung zu empfinden. Alles, was das dämpfende Netz der von T-3 hervorgerufenen Gefühlskanalisation hindurchließ, war milde Resignation und nüchterne Neugier.
    Er blickte sich um, doch die Kaverne war leer.
    »Valdec«, fuhr die feine, piepsende Stimme gelassen fort, »ist schon seit zwei Jahren über Ihren Fluchttunnel informiert, Lordinspekteur Tyll. Er hat von einer Kolonne der Schatten gewisse Vorkehrungen treffen lassen. Das Steuersystem des Elektrorollers wurde manipuliert. Sobald Sie das Fahrzeug berühren, aktiviert sich ein ID-Modul. Mißt es Ihr Körperelektrizitätsfeld an, löst das Modul eine Stunner-Bombe aus und gibt gleichzeitig ein sonisches Signal von sich. Dieses Signal wird von den Tastern im Berliner Kaiser-Haus angemessen, auch wenn es so schwach ist, daß Kaiser teure und aufwendige Verstärker dafür einsetzen muß.
    Spätestens eine halbe Stunde später befinden Sie sich dann in der Hand des Lordoberst.«
    Der Fremde verstummte, und Tyll hatte den Eindruck, als ob es irgendwo in seiner Nähe hell und kaum vernehmbar summte.
    Offenbar, dachte er mit gerunzelter Stirn, gehörte der Unbekannte nicht zu Kaiser oder den Valdectreuen Garden. Allerdings vergrößerte dies noch das Geheimnis, das um seine Identität lag. Wer auf der Erde besaß genug Macht und Kapital, um – ähnlich wie Kaiser – sein bestgehütetes Geheimnis enthüllen zu können?
    Das Export-Kartell?
    ASK oder IWF?
    »Wer sind Sie?« fragte er laut.
    »Ein Freund«, erwiderte der Fremde.
    Wieder hörte Tyll dieses rätselhafte Summen. Er kniff die Augen zusammen, die sich inzwischen an die trübe Beleuchtung des Fluoreszenzteppichs gewöhnt hatten, und da entdeckte er auch den winzigen schwarzen Punkt, der aufgeregt über dem Elektroroller in der Luft kreiste.
    »Eine Elektrische Fliege!« stieß Tyll hervor.
    »In der Tat!«
    Der Punkt näherte sich ihm, und das Summen wurde lauter. Tyll unterdrückte den Impuls, nach dem künstlichen Insekt zu schlagen, sondern hob statt dessen die Hand, und das mikrotechnische Kunstwerk ließ sich auf seinem Handrücken nieder.
    Winzige, funkelnde Facettenaugen schienen ihn forschend zu betrachten. Die Flügel, registrierte Tyll, dienten dem Gerät offensichtlich als Funkantennen. Das bedeutete, daß sich der Unbekannte in unmittelbarer Nähe aufhalten mußte, denn das massive Gestein war nur bis zu einer gewissen Entfernung für Funkwellen durchlässig.
    Er blickte hinüber zur Tunnelöffnung.
    Die Elektrische Fliege gab einen feinen, amüsierten Laut von sich.
    »Sie sind ein kluger Mann, Tyll«, piepste es aus ihrem Mikrolautsprecher. »Kein Wunder, daß Valdec hinter Ihnen her ist wie der Teufel hinter der armen Seele, wenn Sie mir diesen anarchistischen Ausdruck verzeihen.«
    »Wer sind Sie?« wiederholte Tyll ruhig.
    »Ich werde gleich persönlich vor Ihnen erscheinen«, versicherte die Elektrische Fliege, »doch zuvor müßten wir einige Details klären.«
    »Ich bin ein machtloser, armer Mann«, erwiderte Tyll, während er unverwandt den Mikromechanismus betrachtete und sich fragte, wieviel die Fliege wohl gekostet hatte.
    »Sie sind weder machtlos, noch arm«, wies ihn die Elektrische Fliege nicht ohne Spott zurecht und begann, ihre Flügel mit den Hinterbeinen zu putzen. »Wir haben uns – nebenbei bemerkt – schon seit längerem mit Ihrer finanziellen Potenz befaßt und feststellen müssen, daß das von Ihrem Vater ererbte Vermögen zwar nicht hoch, aber auch nicht so gering ist, daß Sie um die Einstufung in die Relax-Kaste ersuchen müßten, um zu überleben.«
    »Sie wollen Geld!« entfuhr es Tyll.
    »Unterstützung«, korrigierte die Elektrische Fliege nachsichtig. »In Höhe von fünfzig Prozent Ihres Vermögens. In Ihrem eigenen Interesse. Und im Interesse der Menschheit.«
    »Strauchdiebe«, knurrte Tyll, »haben schon immer so windig argumentiert. Und was bieten Sie mir als Ausgleich für diese horrende Summe an?«
    »Ihr Leben«, erklärte die Elektrische Fliege.
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