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Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst
Autoren: Robert Quint
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sagte die Große Graue unbeeindruckt. »Übrigens – es sind bereits mehrere Generalmanags an mich herangetreten und haben den Vorschlag gemacht, eine Versammlung des Konzils einzuberufen und Ihre Interimszeit zu beenden. Ihre Motive klangen uneigennützig, aber ich weiß, daß der Machtkampf unter den Konzernen in vollem Gange ist. Ein Kampf, der sich nicht zuletzt gegen Sie richtet …«
    Die Peitsche, dachte Tyll nüchtern. Und jetzt …
    »Ich habe abgelehnt und erklärt, daß der Notstand auf unbefristete Zeit bestehen bleibt.« Chan lächelte. »Ich biete Ihnen die Möglichkeit, Ihre Macht zu konsolidieren und Ihre Position zu festigen. Vertrauen Sie mir, arbeiten Sie gut mit mir zusammen, und es wird für Sie keine Probleme geben.«
    Das Zuckerbrot. Tyll erwiderte Chans Lächeln, doch diese Gefühlsregung war allein auf seine Gesichtsmuskulatur beschränkt. Für sie, erkannte der Lordoberst, bin ich ebenfalls nur eine Schachfigur, ein Mittel zum Zweck. Ich muß vorsichtig sein, denn wenn ich mich ihren Wünschen nicht beuge, wird sie mich fallenlassen und eine willfährige Marionette auf diesen Posten hieven.
    »Ich glaube«, versicherte er laut, »daß unsere Zusammenarbeit fruchtbar für beide Teile sein wird.«
    »Ich hatte nichts anderes erwartet.« Die Große Graue forderte Tyll auf, sie zu begleiten. Sie verließen die Schaltzentrale und begaben sich in die Privaträume des Lordoberst.
    Mit Mißbehagen betrachtete Ignazius Tyll die luxuriöse Ausstattung der Zimmerflucht. Er würde das ändern müssen.
    Tyll lächelte still in sich hinein. Er würde so vieles ändern müssen.
    »Wann«, wandte er sich an Chan de Nouille, »werden Sie mit dem Abzug Ihrer Truppen aus den Außenregionen des Reiches beginnen?«
    »Die Kuriere sind bereits unterwegs«, eröffnete sie ihm. »Zwar wird der Prozeß sich über mehrere Monate hinziehen, doch schon in zwei, drei Wochen spätestens zeigen sich die ersten positiven Auswirkungen. Ich werde Ihnen die genauen Zahlen über Video zukommen lassen. An dem Szenario über die Zivilraumfahrt, also die Containerflotten, wird derzeit noch gearbeitet, doch spätestens morgen früh steht es Ihnen zur Verfügung.«
    Tyll sah auf. »Wissen die Terranauten Bescheid?«
    Chan nickte.
    »Und wie haben sie es aufgenommen?«
    »Sie haben protestiert – nicht gegen den Abzug der Garden, natürlich, aber gegen die Einstellung der interstellaren Transport- und Versorgungsflüge.« Chan zuckte die Achseln. »Ich habe Asen-Ger gesagt, daß dies ein weiterer Grund für die Treiber sein muß, wie versprochen die Treiberraumfahrt wiederaufzunehmen. Wir haben ohnehin schon zu lange nichts von David terGorden gehört.«
    David terGorden … Beunruhigt fragte sich Tyll, ob dem blondschöpfigen Terranautenführer etwas zugestoßen war. TerGorden war schon in den ersten Januartagen mit dem Genessaner Cantos aufgebrochen, um den Samen des Urbaumes zu holen und eine neue Yggdrasil zu pflanzen.
    Seitdem war er verschwunden.
    »Ihre Geschenkaktion«, fuhr Chan de Nouille fort, »hat im übrigen erstaunlichen Erfolg gezeitigt.«
    Tyll schrak aus seinen Gedanken auf.
    Die Geschenkaktion … Nur wenige Stunden nach Valdecs Flucht in den Weltraum II hatte Tyll gegen seine finanziellen Bedenken die Vorratslager, die das Konzil für Krisenzwecke angelegt hatte, öffnen lassen und einen Großteil der Rationalisierungsmaßnahmen vorübergehend wieder außer Kraft gesetzt.
    Die Millionenmassen der Relax konnten nun mit ihrem Lebenskredit wieder auf das umfangreiche Warenangebot zurückgreifen, dessen Fülle schon seit Jahrhunderten die Relax von Rebellionen abgehalten hatte. Die Unruhen, die eben vor allem durch diese Versorgungsengpässe entstanden waren, ließen binnen weniger Tage deutlich nach.
    Satte Bürger rebellieren nicht …
    Aber, dachte Tyll besorgt, damit lebte die Erde bereits von ihrer Substanz, und wenn nicht bald etwas entscheidendes geschah, würden sich die Protestaktionen der vergangenen Wochen in sehr viel stärkerem Maße wiederholen.
    Und eine Lösung war noch nicht in Sicht.
    »Langfristig läßt sich dieses Vorgehen nicht aufrechterhalten«, gab der neue Lordoberst zu, »aber Sie wissen, daß uns keine andere Wahl blieb. Und trotzdem gibt es überall noch Streiks und Plünderungen.«
    »Es ist Ihre Aufgabe«, versetzte Chan de Nouille, »eine politische Lösung zu finden. Die Garden haben eine Antwort auf die Bedrohung von Sicherheit und Ordnung, doch wir handeln nur, wenn das Konzil
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