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Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst
Autoren: Robert Quint
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betrat die weitläufige Schaltzentrale, die soeben von mehreren Dutzend Technikern überprüft und instandgesetzt wurde, Valdec ist gestürzt. Zwar gelang ihm die Flucht, und er stellt noch immer eine Bedrohung dar, doch er ist fort.
    Ein Räuspern ließ ihn sich langsam umdrehen.
    Tyll glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.
    »Manuel Lucci!« flüsterte er verblüfft.
    Der Relax trug die Arbeitstracht eines Technikers. In seinem linken Mundwinkel steckte eine glimmende Zigarette, und geistesabwesend hantierte er mit einem elektronischen Prüfgerät.
    »Zeigen Sie Ihr Erstaunen nicht zu offen«, bat Lucci flüsternd. »Es war nicht leicht für mich, zu Ihnen vorzudringen, und ich möchte vermeiden, daß man mich jetzt noch erwischt.«
    Tyll trat an ihn heran und pochte mit seinem Spazierstock auf den Boden. »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte Sie an etwas erinnern«, erklärte Lucci offen.
    Er blies einen zittrigen Rauchring und sah den Schwaden nach, wie sie von der Zugluft ergriffen und fortgeweht wurden.
    »Sie meinen, daß ich Ihnen für Ihre Fluchthilfe etwas schuldig bin?«
    Lucci grinste. »Nur nicht so kleinkariert. Nein, ich wollte Sie daran erinnern, daß Valdecs Sturz nicht nur von den Garden herbeigeführt wurde, sondern vor allem von der unterdrückten Bevölkerung der Erde. Ohne unsere Hilfe wäre der Kampf sehr viel schwerer geworden.«
    »Und …Was verlangen Sie dafür?«
    »Anerkennung«, sagte Lucci. »Die nächsten Monate werden entscheidend sein für die weitere Entwicklung der Erde und des Reiches. Die Konzernherren werden versuchen, ihre Macht zu konsolidieren und vor allem die Gewerkschaften zu zerschlagen. Ebenso Chan de Nouille, über deren Interessen weder Sie, noch ich Illusionen haben. Wir brauchen einen Freund in hoher Position. Jemanden, der die Manags bremst und uns Luft verschafft.«
    Tyll runzelte die Stirn. »Und Sie glauben, ich bin dieser Mann?«
    »Gewiß«, nickte Lucci, »ob Sie wollen oder nicht. Eine Frage des Pragmatismus. Weitere Unruhen und Streiks werden viel, viel Geld kosten und eine Lösung der dringenden anstehenden Fragen unmöglich machen. Helfen Sie uns, dann helfen wir Ihnen – auch wenn die Manags versuchen sollten, sich Ihrer zu entledigen.«
    Der neue Lordoberst dachte nach. »Ich kann nichts versprechen«, sagte er dann. »Ganz davon abgesehen, daß mir einige Ihrer Ansichten äußerst … dubios erscheinen. Andererseits haben wir gewisse gemeinsame Interessen.«
    »Ich sehe, Sie sind Realist«, bemerkte Lucci ohne Spott.
    »Drücken wir es so aus, Lucci«, fuhr Tyll langsam fort. »Wir treffen eine stillschweigende Übereinkunft, daß ich versuchen werde, Ihren … Mandanten eine Art Mitspracherecht im Konzil einzuräumen. Dafür garantieren Sie mir ein sofortiges Ende der Unruhen und Streiks und mäßigen Einfluß auf die militanteren Rebellengruppen.«
    Lucci wölbte die Augenbrauen. »Wollen Sie sich lustig über mich machen?« schnaubte er. »Sie verlangen alles, ohne eine konkrete Gegenleistung zu erbringen. Das ist unannehmbar!«
    »Mein Einfluß ist begrenzt …«
    »Sie könnten ihn erweitern.« Luccis Gesicht hatte sich verfinstert. »Aber dafür benötigen Sie unsere Hilfe.«
    Tyll seufzte. »Mein Amt verpflichtet mich, die Interessen des gesamten Konzils zu vertreten«, stellte er nüchtern fest.
    »Des Konzils?« Lucci lachte leise auf. »Sie vergessen, die Interessen des Konzils sind nicht die der Bevölkerung. Ich muß gestehen, daß ich mich in Ihnen getäuscht habe, Tyll. Ich habe zuviel in Ihnen gesehen und mich Illusionen hingegeben …«
    »Warten Sie!« bat der neue Lordoberst, als Lucci sich zum Gehen wandte. »Ich bin nicht Ihr Gegner. Ich bin kooperationsbereit. Aber mir sind Grenzen gesetzt. Es ist unmöglich …«
    »Wir verlangen nichts Unmögliches«, unterbrach Manuel Lucci rauh. »Wir verlangen unser Recht. Und wenn man es uns nicht geben will, dann werden wir es uns nehmen.«
    Schnell ging er davon.
    »Lordoberst Tyll!« Die Stimme war die Stimme einer Frau, doch sie war gleichzeitig kalt und nüchtern wie die eines sprechbegabten Computers.
    »Große Graue?« fragte Tyll und drehte sich herum. Die Herrin der Grauen Garden hatte die Schaltzentrale durch einen anderen Eingang betreten. In ihrer Begleitung befanden sich mehrere hochrangige Queens der Lunaport-Basis.
    »Fraternisieren Sie jetzt mit der gewöhnlichen Bevölkerung, Lordoberst Tyll?« erkundigte sich Chan de Nouille. »Wer war dieser Mann? Was wollte er?«
    Tyll zuckte
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