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Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst

Titel: Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst
Autoren: Robert Quint
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Bedürfnisse des Jungen gestillt und ihn am Leben erhalten, bis das turnusmäßige Versorgungsschiff im Anysa-System eintraf und die Besatzung des Treiberfrachters vom Stationscomputer über den Vorfall unterrichtet wurde.
    Doch bis zur Ankunft des Quarantänekreuzers der Interstellar Hospital & Health Organisation vergingen weitere zwei Wochen. Zeit genug für die Viren der Lebermannschen Krankheit, um den Jungen irreparabel zu schädigen. Um sein Leben zu retten, gab es nur eine Möglichkeit.
    T-3.
    Eine Droge aus den ersten Tagen der Treiberraumfahrt, als außer den PSI-Begabten noch normale Menschen es wagten, bewußt den Transit durch Weltraum II zu erleben. Eine Droge, die auf den Gefühlshaushalt wirkte. Sie unterdrückte die Emotionen zwar nicht, aber sie kanalisierte sie. Kanalisierte Haß und Liebe, Enttäuschung und Hoffnung, Angst und Zorn und Mitleid und Eifersucht zu einem einzigen ruhigen, stetigen Strom selbstzufriedener Gleichgültigkeit.
    Durch T-3 überlebte Ignazius Tyll, ohne aber jemals die Möglichkeit zu haben, wirklich zu leben.
    Und in diesem Augenblick wirkten die metallverkleideten Korridore der Lordinspektion wie das Ganggewirr von Kappa-7 auf ihn.
    Ignazius Tyll lief mit gleichmäßiger Geschwindigkeit weiter. Kurz warf er wieder einen Blick auf seine Uhr, und er wußte, daß die Grauen in diesem Augenblick Sekretärin Lorn vorgefunden hatten und in die Konzilskammer eindrangen. Von da an würde ihnen klar sein, daß er geflohen war.
    Der Gang beschrieb eine Biegung und endete in einer Sackgasse. Tyll ignorierte die Türen, die sich rechts und links von ihm befanden und in die Wartungs- und Archivräume der Inspektion führten. Er trat an die matte, glatte Wand, drehte an dem spitz zulaufenden Ende seines Spazierstocks, bis ein leises Knacken ertönte, und preßte die Spitze auf einen bestimmten Punkt der Metallwand.
    Es knirschte.
    Kühle Luft blies ihm ins Gesicht.
    Langsam schob sich die Wand zur Seite und entblößte grauen Fels, in dem ein schmaler, finsterer Spalt klaffte, gerade breit genug, um seinem dünnen Körper einen Durchschlupf zu bieten.
    Der Lordinspekteur verharrte für einen Moment und lauschte, doch noch immer war alles still. Dann zwängte er sich hinein in den Felsspalt. Die Wand glitt hinter ihm wieder zu, und er war allein in der tintenschwarzen Dunkelheit.
    Seine Hände schrammten über das Gestein, während er dem gewundenen Riß im Fels folgte. Die Enge bedrückte ihn nicht. Die Finsternis ließ ihn kalt. Ihm war es gleich, ob er sich in der warmen, freundlichen Helligkeit eines sonnigen Mittags befand oder in der modrigen Feuchtigkeit eines Verlieses.
    Zweckmäßigkeit bestimmte sein Denken, ohne daß dies jedoch Ähnlichkeit mit der eisigen, nach Nützlichkeitserwägungen orientierten Logik eines gehirnoperierten Graugardisten besaß.
    T-3 rief keine Verstümmelung hervor wie die Schnitte im Hirngewebe der Grauen.
    T-3 war – bildhaft gesprochen – wie eine zufrieden schnurrende Klimaanlage, die Hitze und Kälte gleichermaßen aufsaugte und eine auf ewig unveränderliche Durchschnittstemperatur aufrechterhielt.
    Nach mehreren Minuten, in denen er sich durch den Riß im Fels getastet hatte, wurde es abrupt wieder hell. Der Spalt verbreiterte sich und wurde zu einer mannshohen Kaverne, deren Decke von einem Fluoreszenzteppich bedeckt war. Das Licht war von einem trüben Gelb und enthüllte die Umrisse eines staubigen Elektrorollers, ein primitives Vehikel mit einem Sitz, einem Lenkrad, zwei Pedalen, die die Bremsen und die Geschwindigkeit kontrollierten, und einer kompakten Energiezelle.
    Die Schnauze des Elektrorollers deutete in eine Kunststoffröhre, die sich tief hinein in den Granit bohrte und gerade groß genug war, um den Roller aufzunehmen.
    Der Fluchtweg.
    Tylls Überlebensgarantie, für die er seine haushaltsrechtlichen Bedenken hatte verdrängen müssen, als ihm bewußt geworden war, daß die Lordinspektion von Agenten Kaisers und des Lordoberst nur so wimmelte. Insgeheim, mit größter Vorsicht und unter Ausnutzung seiner Beziehungen, hatte er den Tunnel anlegen lassen und parallel dazu damit begonnen, die Lordinspektion von Agenten zu säubern.
    In Erwartung des Tages, an dem er über genug Beweise für Kaisers skrupellosen Machthunger und illegale Manipulationen verfügen würde und die offene Konfrontation mit Max von Valdec suchen konnte. Tyll kämpfte gegen Valdec, weil er in dem auf ständigen Ausgleich zwischen den Konzernen bedachten
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