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204 - An Afras Ufern

204 - An Afras Ufern

Titel: 204 - An Afras Ufern
Autoren: Mia Zorn
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Matthew Drax öffnete den Mund, um zu schreien. Salzwasser schoss durch seinen Schlund. Als zwei kräftige Hände nach ihm griffen, begann er mit letzter Kraft um sich zu schlagen.
    So sehr er sich auch wehrte, sein Gegner war stärker! Unsanft wurde er nach oben gezerrt.
    »Komm schon, Matt! Auf die Beine!«, hörte er eine ihm vertraute Stimme rufen. Rulfan? Tatsächlich, vor ihm stand sein Freund. Seine Finger umklammerten Matts Schultern und er atmete schwer. »Wir haben es geschafft!«, keuchte er.
    Matthew hustete und würgte das Salzwasser aus seinem Magen. Erleichtert, Rulfan und nicht den Streiter vor sich zu haben, stützte er sich auf ihn. Aber was meinte Rulfan mit ›Wir haben es geschafft‹?
    Unter seinen Füßen schimmerte goldfarbener Sand. Im gleichmäßigen Schaukeln der Wellen veränderte sich das Aussehen des Meeresbodens zu nackten Holzplanken. Er kniff die Augen zusammen. Als er sie wieder öffnete, waren die Planken verschwunden. Dafür schoss ihm ein klarer Gedanke durch den Kopf: Rulfan und ich waren eben noch auf der Schelm! Mit einer hastigen Bewegung löste er sich von dem Albino. »Wo ist das Schiff?«
    »Dort!« Sein Freund deutete an ihm vorbei auf das offene Meer. Matthew wirbelte herum. Keine zweihundert Meter von ihnen entfernt trieb die Schelm auf dem Wasser! Flammen schlugen aus dem hölzernen Bauch des Schiffes. Die Segel am Hauptmast waren aufgebläht. Sie glichen weißen Vögeln, die verzweifelt versuchten, der Feuerbrunst davonzufliegen. Eine dunkle Rauchsäule schraubte sich in den Himmel. »Was ist geschehen?«, flüsterte Matt.
    »Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen!«
    Matthew drehte sich erstaunt um. Rulfans rote Augen hingen immer noch an dem brennenden Schiff. Eine Platzwunde prangte an seiner Stirn. Aus seinen langen weißen Haaren triefte das Wasser. »Ich erinnere mich nur daran, dass ich hinter dir her schwamm. Und dann warst du plötzlich verschwunden… bis ich dich hier fand.«
    Sein Blick wanderte zu Matt. »Und du? An was kannst du dich erinnern?«
    Matthew hob die Schultern. So sehr er sich auch anstrengte, er wusste weder warum und wie sie das Schiff verlassen hatten, noch konnte er sich an die letzten Stunden oder Tage ihrer Reise erinnern. Das Einzige, was er mit Bestimmtheit sagen konnte, waren der Grund und das Ziel ihrer Reise: Sie wollten nach Afra, zum Victoriasee, um dort Aruula zu finden.
    Wenigstens führten sie noch ihre Waffen bei sich: Rulfan den Säbel, Matt seinen Laserblaster in der Beintasche.
    Ein Knacken dröhnte vom Schiff zu den beiden Männern herüber. Die Flammen hatten sich in den Vordermast gefressen. Er brach krachend auf das Deck. Während Matt das Schauspiel beobachtete, fielen ihm einige Namen der Mannschaft ein. »Kapitän Haggard, der Smutje, Doktor Nikemdo und all die anderen! Glaubst du, sie haben es auch geschafft, die Schelm rechtzeitig zu verlassen?«
    Rulfans Blicke durchforsteten die Umgebung des sinkenden Schiffes. »Zu sehen ist niemand…« Plötzlich riss er die Augenbrauen hoch. »Chira! Verflucht, wo ist Chira?« Panisch stampfte er durch das Wasser. »Chira!«
    Sofort brach ein Bellen los. Es kam vom Strand. Die Lupa wedelte mit dem Schwanz und machte Luftsprünge, als sie ihren Namen hörte.
    Rulfan atmete auf. Während er an den Strand watete, ließ er seine Lupa nicht aus den Augen: Chira rannte durch den hellen Sand ein ganzes Stück weit nach rechts, bis sie vor einem merkwürdigen Gebilde hielt. Sie stemmte ihre Pfoten in den Boden, sträubte ihr Nackenhaar und bellte und knurrte.
    Matt überholte Rulfan und betrachtete neugierig das Gebilde. Aus der Ferne erinnerte es ihn an eine Lokomotive.
    Als sie näher kamen, erkannte er eine Dampfmaschine. Ihr Aufbau war rostig und kupferfarben. Aus einem Schornstein und mehreren Ventilen drangen Dampfwolken. Mächtige Zahnräder knirschten um die Wette.
    Inzwischen hatte auch Rulfan das Ufer erreicht. Der stürmische Empfang seiner Lupa riss den Albino beinahe von den Füßen. Er knuffte und kraulte sie. Chira war kaum zu bändigen. Wieder und wieder sprang sie an ihrem Herrn hoch.
    Sie leckte ihm Hals und Gesicht, bellte und jaulte vor Freude.
    Aus ihrem dunklen Fell stoben glitzernde Wassertropfen.
    »Ist ja gut, ist ja gut!«, lachte Rulfan und tätschelte ihren breiten Schädel mit den doppelten Zahnreihen. Dann stapfte er an Matthews Seite und begutachtete die stampfende und zischende Dampfmaschine. Ein Rohr führte von der Maschine aus ins Meer, ein
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