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Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume

Titel: Butterblumenträume - Rath, C: Butterblumenträume
Autoren: Christine Rath
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Kapitel 1
Der Frühling kommt nicht recht in Schwung
     
    Schon immer ist der Frühling meine liebste Jahreszeit am Bodensee gewesen. Ich liebe es, wenn die vielen Obstbäume anfangen zu blühen und Tausende kleine weiße und rosa Blüten die Apfel- und Kirschbäume schmücken. Dann setze ich mich auf mein Rad und fahre einfach am See entlang. Die Sonne glitzert auf dem Wasser, die ersten weißen Segelboote treiben auf dem spiegelglatten See. Gerade überlege ich, in welchem der kleinen Straßencafés in Überlingen ich meinen Cappuccino trinken soll, als mich eine laute Stimme unsanft aus meinen Träumen reißt. Sie gehört Karl Aschenbrenner, meinem Chef, denn in Wahrheit sitze ich nicht auf meinem Rad, mit dem Wind in den Haaren, sondern am Schreibtisch und versuche, ein paar langweilige Anschreiben und Exposés fertigzustellen.
    »Frau Winter, wo bleibt das Exposé für die beiden Schweizer?«, brüllt er aus seinem Büro und reißt mich augenblicklich in die raue Arbeitswelt. Ich, Maja Winter, 38, bin die persönliche Assistentin und Leibeigene von Herrn Karl Aschenbrenner, Inhaber der ›Aschenbrenner Immobilien am Bodensee Agentur‹. Ich seufze und schnappe mir ein paar Briefe, die er noch unterschreiben muss, und bevor ich sein Büro betrete, gehe ich rasch an der Kaffeemaschine vorbei, um seine Stimmung mit etwas Koffein aufzubessern. Allerdings ist das heute wieder einmal zwecklos, denn so wie das Wetter ist auch seine Stimmung. Leider herrscht draußen überhaupt kein schönes Frühlingswetter, auch wenn ich mir das noch so sehr wünsche und es bereits Anfang Mai ist. Stattdessen ist es kalt, grau und neblig. So schön der Bodensee im Frühling, Sommer und Herbst auch ist, die Winter mit dem vielen Nebel können schon ein wenig deprimierend sein. Und in diesem Jahr ist auch das Frühjahr sehr durchwachsen. Seufzend stoße ich die Tür zu Herrn Aschenbrenners Büro auf und höre, was er sich wieder für eine kleine Nebenaufgabe für mich ausgedacht hat. Obwohl mein Schreibtisch mit so vielen unerledigten Dingen auf mich wartet und ich auch heute nie im Leben pünktlich Feierabend machen kann, lässt er sich immer wieder einige kleine Extras für mich einfallen. Ja, natürlich bin ich froh, in der angesagten Immobilien-Agentur am See einen so interessanten Job zu haben und dies schon seit über zehn Jahren, was mich quasi zu einer Art Inventar in diesem Laden macht. Das kann außer mir niemand von sich behaupten. Cholerisch, wie mein lieber Chef nun einmal ist, neigt er dazu, seine Mitarbeiter ruck, zuck auszutauschen, wenn ihm irgendetwas nicht passt. Und das ist sehr häufig der Fall. Natürlich bei Weitem nicht so oft, wie er seine Freundinnen wechselt. Im Laufe der Zeit habe ich mehr neue Partnerinnen von ihm kennengelernt als Autos, und das will etwas heißen, denn er fährt andauernd ein neues Modell. Inzwischen merke ich mir nicht einmal mehr die Namen der Damen und nenne sie, genau wie er, alle schlicht ›Püppi‹. Im Grunde tun sie mir leid, austauschbar, wie sie sind. So gesehen, kann ich mich wirklich glücklich schätzen, dass ich immer noch hier bin, aber wahrscheinlich bin ich die Einzige, die dieses Chaos hier überblickt, und er hat Angst vor dem Tag, an dem er selbst oder eine seiner Püppis sämtliche Unterlagen heraussuchen muss. Außer mir gibt es derzeit nur eine Angestellte, Irma, sie ist so eine Art Praktikantin, die neben Kaffee kochen, Kuchen holen, zur Post gehen usw. auch für die Ablage verantwortlich ist. Leider hat Herr Aschenbrenner Irma nicht wegen ihrer Qualifikationen, sondern hauptsächlich wegen ihres bezaubernden Lächelns und der nicht zu übersehenden Oberweite eingestellt. Ich habe den Verdacht, dass auch Irma eine Püppi werden wird, wenn sie es nicht schon ist, wer weiß. Tatsächlich ist sie eine witzige und intelligente, wenn auch leicht chaotische junge Frau, und wir beide lachen viel zusammen. Sie lebt nach Marilyn Monroes Grundsatz ›Ich kann schlau sein, wenn es nötig ist, aber die meisten Männer mögen das nicht‹, und ihre unerschütterliche Naivität hat ihr sicher schon so manchen Kummer erspart. Hin und wieder erfreut sie mich mit kuriosen Geschichten aus ihrem Privatleben, die stets sehr unterhaltsam sind. Unser Büro – es handelt sich um mehrere schöne, große und hohe Räume in einem ebenso schönen Altbau – befindet sich in der malerischen Stadt Überlingen am Bodensee. Vom Büro meines Chefs hat man natürlich einen traumhaften Blick auf
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