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204 - An Afras Ufern

204 - An Afras Ufern

Titel: 204 - An Afras Ufern
Autoren: Mia Zorn
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dieser Sandberge gewesen zu sein, die er hoch gekrochen und wieder hinab gerutscht war. In sengender Hitze und ohne Wasser. Bei dem Gedanken daran fröstelte es ihn.
    Er drehte sich um und schaute in den Raum der kleinen Hütte: ein runder Tisch auf wackeligen Beinen, drei Stühle, auf deren Sitzfläche das trockene Holz gesprungen war, ein alter Schrank gefüllt mit Werkzeug und Geschirr, und die beiden Lager aus Decken und Stroh. Das war also das Schlaraffenland, mit dem ihn Matt gestern zum Weitergehen bewegt hatte. Von Wellblechwänden umgeben und mit einem Dach aus morschen Latten und Palmwedeln bedeckt.
    Aber immerhin hatten sie hier Kanister mit Trinkwasser gefunden. Obwohl es einen leichten Rostgeschmack hatte, erschien es Rulfan wie köstlicher Wein. Er trank, bis sein Bauch anschwoll. Danach fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Als er nachts erwachte, hatte Matthew vor der Hütte ein Feuer gemacht und sie aßen getrockneten Fisch und Reis.
    Sogar einen Nachtisch hatte sein Freund in dem alten Schrank gefunden: Trockenfrüchte, die zwar eher einem braunen Klumpen ähnelten, aber tatsächlich nach Feigen schmeckten.
    Erst als sie satt und zufrieden am Feuer saßen, erzählte der Albino von seinem Wachtraum des vergangenen Tages.
    »Es war wie ein Flashback. Eben noch in den Dünen und im nächsten Augenblick auf der Schelm…« Während er von Ohnzung und Doktor Nikemdo berichtete, fielen auch Matt immer wieder Dinge ein, die er vergessen zu haben glaubte.
    Nach und nach ergab sich ein Bild vom Antritt ihrer Reise: Sie hatten in der australischen Hafenstadt Alunga auf der Schelm angeheuert. Unter den Namen Rulf Barbossa und Matt Sparrow. Sie wollten auf diese Weise nach Afrika gelangen, um Aruula zu finden, die Daa’tan in Victorius’ Roziere in diese Richtung entführt hatte. Rulfan und Matt vermuteten sie in der Heimat des schwarzen Prinzen: in der kaiserlichen Wolkenstadt am Victoriasee, von der Victorius erzählt hatte.
    Obwohl ihnen auch winzige Fragmente ihrer Überfahrt auf der Schelm einfielen, endeten ihre Erinnerungen stets vor Madagaskar. Sie konnten nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob sie nun wirklich in Afra angelandet waren.
    Wir werden es herausfinden! Mit entschlossener Miene ging Rulfan zum Lager, rollte die Decken zusammen und schnallte sich das Bündel über die Schulter. Er verließ ihr nächtliches Quartier. Draußen begrüßte ihn Chira. Schwanzwedelnd lief sie ihm voraus hinter die Hütte. Während er ihr nachsah, fiel Rulfans Blick auf das rostige Rohr, das an der Hütte vorbei direkt in einen Dschungel aus Akazien, Palmen und dichtem Unterholz führte. Jemand hatte viel Mühe darauf verwendet, eine Schneise in den Wald zu schlagen, um die Pipeline nach Westen zu leiten. Ein Pfad war entlang der mächtigen Baumstämme entstanden. Er würde den Gefährten den Marsch, den sie vor sich hatten, um einiges erleichtern.
    Matthew kam ihm entgegen. Er folgte dem Blick seines Freundes. »Ich sage dir, dieses Rohr wird uns zu seinen Betreibern führen!«
    »Ich hoffe, dass du Recht hast. Und ich hoffe, dass sie uns sagen können, wo wir uns befinden!«, entgegnete der Albino.
    »Was immer uns auch erwartet, verdursten werden wir auf keinen Fall.« Matt tätschelte den prallen Wasserschlauch, den er sich über seine Brust gehängt hatte. Seine blonden Haare standen wild von seinem Kopf ab und seine blauen Augen schienen vor Tatendrang zu sprühen. »Also, los geht’s!« Er klopfte Rulfan auf den Rücken und stapfte in den Wald.
    Rulfan folgte ihm grinsend. Chira stob bellend an ihnen vorbei.
    Das rostige Rohr zwischen sich, liefen sie lange schweigend nebeneinander her. Wäre die Schneise nicht gewesen, hätten sie vermutlich kaum den Weg zu ihren Füßen sehen können: Die Stämme der Bäume standen so dicht beieinander und die Äste ihrer Kronen waren derart ineinander verschlungen, dass Tageslicht nur spärlich durch das Laub fiel. Dornengestrüpp und Hecken eines unbekannten Krauts bedeckten den Boden zwischen den Baumstämmen.
    Rulfan lauschte nach Tierstimmen, aber da war nichts. Nur der hohle Klang des Plätscherns aus dem Rohr und hier und da mal das Knacken eines Astes über ihnen.
    »Fast unheimlich«, flüsterte Matt seinem weißhaarigen Gefährten zu. Rulfan nickte. Selbst Chira schien der Wald nicht geheuer zu sein. Sie hielt sich eng an der Pipeline und knurrte hin und wieder in das Dickicht.
    Nach Stunden machte die Schneise eine Biegung nach Süden. Die Lupa verschwand
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