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0365 - Im Tempel des Todes

0365 - Im Tempel des Todes

Titel: 0365 - Im Tempel des Todes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Ich bin begeistert«, gestand Su Ling. Die aus einer alteingesessenen Chinesenfamilie San Franciscos stammende Dolmetscherin befand sich zum ersten Mal auf asiatischem Boden. Sie arbeitete für Robert Tendyke, der in Peking mit den Chinesen Geschäfte abgeschlossen hatte. Und sie war in den Strudel von Ereignissen gerissen worden, die sie fast getötet hätten - ihr aber auch ihre Vergangenheit offenbarten.
    Sie war eine Wiedergeborene. Sie lebte nicht zum ersten Mal. Und in ihrem ersten Leben war sie die Gemahlin eines mongolischen Fürsten gewesen, dem sie jetzt wieder begegnet war - Wang Lee Chan, mittlerweile Leibwächter des Fürsten der Finsternis in den Tiefen der Hölle.
    »Hongkong ist in der Tat eine faszinierende Stadt«, pflichtete auch Nicole Duval ihr bei. »Es ist kaum zu glauben, daß wir in China sind.«
    »Hongkong ist nicht China«, widersprach Zamorra. »Hongkong ist britische Kronkolonie. Noch. Der Vertrag zwischen England und China läuft bald aus, und die Hongkong-Milliardäre zittern bereits vor dem Moment, wo sie wieder zu China gehören.«
    »Ich bin sicher, sie werden einen Weg finden«, schmunzelte Robert Tendyke und nickte Zamorra zu. »Und ein paar Jahre sind es ja noch. Für uns Abendländer wird sich ohnehin nicht viel ändern. Wir werden auch in Zukunft preiswert maßgeschneiderte Seidenanzüge kaufen können…«
    Was Mode anging, so hatten sie sich alle vier gründlich eingedeckt. Man konnte sich für nahezu Pfennigbeträge komplett ausstatten, und die zahllosen Schneider in den Seitengassen oder den oberen Etagen der Hochhäuser gingen gern auf jeden Sonderwunsch ein, der auch nicht viel mehr kostete. Nach längerer Einkaufs-Abstinenz hatte Nicole nun wieder eine Mode-Orgie gefeiert und sich die Lederkoffer gleich mit dazu liefern lassen. Der Kleiderschrank im Hotelzimmer platzte förmlich aus allen Nähten. Selbst wenn noch die Zollgebühren hinzukamen, war der Einkauf unglaublich günstig gewesen.
    Auch Zamorra hatte zugegriffen.
    Rauschgift, Mädchen und Lustknaben waren ihnen ebenfalls in Mengen angeboten worden. Aber von alledem hatten sie wohlweislich die Finger gelassen. Es gab andere Möglichkeiten, sich in Hongkong zu amüsieren. Die Stadt war eine Reise allemal wert, und keiner der vier bedauerte es, von Peking aus diesen Abstecher gemacht zu haben. Tendyke hatte es vorgeschlagen. Shanghai und Hongkong standen zur Wahl, und sie waren nach Hongkong geflogen. Von dort aus würden sie im Direktflug San Francisco erreichen können. Su Lings Heimatort. Anschließend hatte Tendyke Zamorra und Nicole in sein Landhaus nach Florida eingeladen, dort ein paar Tage in wärmender Sonne zu verbringen. »Nach Alaska und der kalten Mongolei habt ihr euch ein paar Grad über Null verdient«, hatte er gesagt.
    Jetzt saßen sie in einem kleinen Lokal, nippten an Bier oder Reiswein und unterhielten sich über ihre Eindrücke dieses Schmelztiegels zahlreicher Nationen, zu dem Hongkong geworden war. Hier pulsierte das Leben, hier wurden aber auch mit Drogen- und Waffenhandel Millionen und Milliarden gemacht. Das war die Kehrseite der Medaille.
    »Man müßte hier wohnen«, überlegte Su Ling. »Ich stelle mir das unheimlich toll vor. Inmitten dieser Metropole…«
    »Aber du wirst weder morgens vom Hahnenschrei geweckt, noch kannst du hier saubere Luft atmen«, warnte Nicole. »Statt dessen gibt es Auspuffgase und unglaublichen Lärm.«
    »Hier gibt es Unmengen von Europäern und Amerikanern«, sagte Ten-dyke, »die sich hier niedergelassen haben. Größtenteils wahrscheinlich, um ihr Vermögen vor ihren Finanzämtern zu retten.«
    »Und spottbillig zu leben«, ergänzte Zamorra. »Das ist so eine Sache - in den Industrieländern die große Kohle machen, und hier zu Dumping-Unkosten leben. Kein Wunder, daß es hier mehr Millionäre gibt als in jeder anderen Stadt der Welt.«
    »Man sieht’s schon an den Nobelkutschen«, sagte Nicole. »Sowohl prozentual als auch absolut hat Hongkong den größten Pro-Kopf-Anteil an Rolls-Royce-Fahrzeugen. An jeder Straßenecke stolperst du über so’n Ding…«
    Draußen ertönte ein Schrei. Durch die Buntglasscheiben sah Zamorra verschwommen etwas, das wie ein heftiges Handgemenge wirkte. Und im gleichen Moment schlug sein Amulett Alarm, das er unter dem offenen Hemd vor der Brust trug.
    Dort draußen wurde Schwarze Magie aktiv!
    Mit einem Sprung war der Parapsychologe auf den Beinen. Er verschwendete keine Zeit mit Erklärungen, sondern stürmte nach
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