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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft
Autoren: Aufbau
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    |5| Kapitel 1
    »Mord, Raub und ähnliche Schrecken sind in unserer schönen Stadt um jeden Preis unter Kontrolle zu bringen, mein liebes Mädchen: Dafür haben wir Sie eingestellt.«
    Hannah Driver, von ihren besten Freunden und Bekannten Honey genannt – außer natürlich von ihrer Mutter, die sich etwas darauf einbildete, alles anders zu machen als der Rest der Welt –, schaute Casper St. John Gervais ungläubig an. Elegant, exzentrisch und schrecklich tuntenhaft war er, aber auch ein bisschen verrückt?
    »Ich? Wieso ich?«
    »Sie haben damit Erfahrung, meine Liebe!«
    »Ich bin doch kein Polizist … keine Polizistin«, berichtigte sie sich.
    »Wir – also, der Hotelverband – möchten Sie als Verbindungsperson zur Polizei einsetzen. Meine Liebe, Sie wissen doch, wie sehr der schlechte Ruf einer Stadt dem Tourismus schaden kann. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Verbrechen schnell bearbeitet und aufgeklärt werden. Sie haben sicher auch ein Interesse daran, dass Ihre Zimmer belegt sind. Außerdem habe ich irgendwo gehört, dass Sie früher mit Kriminellen gearbeitet haben.«
    »Ja, ich war beim Bewährungsdienst – allerdings im Büro.«
    »Genau.«
    »Casper, ich habe da die Berichte der Bewährungshelfer getippt. Das ist im Großen und Ganzen nur eine Zusammenstellung aller Umstände und Entschuldigungen, warum man den jeweiligen Mandanten nicht einlochen und dann den Schlüssel wegwerfen sollte.«
    Caspers Adlernase war am Sattel ungeheuer schmal und |6| verbreiterte sich zu den Nasenflügeln hin stark. Wenn er einen anstarrte, schienen seine Augen sehr eng beieinanderzustehen. Gerade blähten sich seine Nasenlöcher gewaltig.
    »Aber Sie sind unsere einzige Hoffnung, meine Liebe. Sonst hat niemand im Verband einschlägige Erfahrungen. Denken Sie nur, wie viel Gutes Sie tun könnten … hm?«
    Honey erinnerte sich vage daran, dass sie diesem Vorschlag neulich abends zugestimmt hatte. Casper war bei der Jahresversammlung des Hotelverbands von Bath damit an sie herangetreten. Wie üblich hatte sich an den langweiligen Geschäftsteil eine Party angeschlossen – eine ziemlich große Party sogar.
    Die Getränke hatte ein bekannter Weinimporteur spendiert, ein örtlicher Restaurantbesitzer das Essen. Honey hatte einen unverzeihlichen Fehler begangen: Sie war zu früh gekommen und hatte die ganze Hauptversammlung durchleiden müssen. Die meisten anderen Mitglieder kamen erst, als der offizielle Teil schon zu Ende war. Ein, zwei Gläser australischer Shiraz hatten ihr die Langeweile ein wenig gemildert. Vielleicht war sie sogar eingeschlafen? Geschnarcht hatte sie wohl nicht – glaubte sie zumindest.
    Casper hatte die Lage ausgenutzt. Er hatte ihr ins Ohr geflüstert: »Ich garantiere, dass es nicht zum Schaden des ›Green River Hotel‹ sein wird, wenn Sie meinen Vorschlag annehmen.«
    Schwach erinnerte sie sich an dieses Versprechen. Die Renovierung einiger Zimmer im »Green River« hatte ihr Bankkonto gewaltig in die roten Zahlen getrieben. Honey war wirklich nicht auf Rosen gebettet, seit sie in dieser schönen Stadt ein Hotel führte. Zumindest hatten diese Rosen reichlich Dornen. Also klangen ihr Caspers Worte honigsüß in den Ohren. So ein Mist!
    Lindsey, ihre Tochter, die ihrer Meinung nach viel zu gesetzt für ihr Alter war, sprach ein paar tröstende Worte, als sie ihr davon erzählte.
    |7| »Entspann dich, Mama. Sieh die Sache mal positiv. Das könnte doch deinem Leben ein bisschen Würze geben. Du musst einfach mehr unter die Leute kommen.«
    Honey schaute Lindsey zu, die in der Bar aufräumte und dann abschloss.
    »Ziehst du morgen Abend durch die Nachtklubs?«, fragte sie.
    Donnerstagabend hatte Lindsey immer frei.
    Ihre Tochter schüttelte die brünetten Locken. »Nein, ich gehe in ein Konzert in der Abteikirche.«
    »Pop?«, erkundigte sich Honey hoffnungsvoll.
    »Nein, mittelalterliche Musik für Laute und Leier.«
    »Großer Gott, du bist so was von wild, Kind! Als ich achtzehn war …«
    »Warst du völlig von der Rolle.«
    »Wer hat dir denn das erzählt?«
    »Oma.«
    »Die hat’s nötig …«
    Lindsey drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Stirn. »Ich geh jetzt ins Bett. Mach dir keine Sorgen. Wie gesagt, du könntest ein bisschen Würze in deinem Leben gebrauchen.«
     
    Das bisschen Würze kam genau zur falschen Zeit. Honey liebte Auktionen, besonders wenn es dabei schöne alte Klamotten zu ergattern gab. Und heute waren jede Menge unter den Hammer gekommen.
    Ihre
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