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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Zueigungsschreiben
an Sir William Gell etc. etc.
    Werther Herr!
    Bei Veröffentlichung eines Werkes, zu welchem Pompeji den Stoff liefert, kann ich mir Niemanden denken, dem es so füglich gewidmet werden dürfte, als Ihnen. Ihre herrlichen Schriften über die Alterthümer dieser Stadt haben Ihren Namen in unauflösbarer Weise mit deren früheren Erinnerungen verknüpft, gleich wie Ihr Aufenthalt in der Umgegend Sie mit den neueren Zuständen dieses Ortes identifizierte.
    Ich hoffe zuversichtlich, daß Sie bei Empfang dieser Blätter einer besseren Gesundheit sich erfreuen werden, als da wir uns zu Neapel trennten, und daß, wenn Ihre Freunde ein Beispiel an Ihrer Philosophie zu nehmen haben, dies eher bezüglich Ihres unermüdlichen Fleißes in Erwartung wissenschaftlicher Kenntnisse, als hinsichtlich Ihrer unübertrefflichen Geduld in dem Leiden, der Fall sein möge.
    Noch ehe diese Blätter in Ihre Hände gelangen, hoffe ich in dem Lesen Ihres gegenwärtig erscheinenden Werkes über die »Topographie von Rom und seinen Umgebungen« ziemlich weit vorgeschritten zu sein. Der flüchtige Blick, den Sie mich zu Neapel auf dessen Inhalt werfen ließen, überzeugte mich zur Genüge von seinem hohen Interesse und Werthe; und als Engländer, sowie als einer, »der unter dem Portico gewandelt,« freue ich mich bei dem Gedanken, daß Sie, während Sie hierdurch ihren eigenen Ruhm beträchtlich vermehren, zugleich auch die Ansprüche unseres Vaterlandes auf den Vorrang in denjenigen Zweigen des Wissens erneuern, in welchen wir freilich seit einigen Jahren unseren alten Ruf nur schwach gewahrt haben. Indem ich so den günstigen Erfolg Ihres Werkes vorherzusagen wage, dürfte es ziemlich überflüssig sein, einen Wunsch für die Erfüllung dieser Prophezeihung auszudrücken; eine allgemeinere Hoffnung jedoch darf ich wohl aussprechen, die nämlich, daß Sie noch lange Muße und Neigung zu den literarischen Arbeiten behalten mögen, in welchen Sie eine so umfassende Gelehrsamkeit besitzen, und daß dieselben, wie bisher, so auch fernerhin, Sie bisweilen von sich selbst, nie aber von Ihren Freunden abziehen möchten.
Ich habe die Ehre zu sein
Werther Herr
Ihr sehr ergebener
E. L. Bulwer.
Leamington, 21. September 1834

Vorrede.
    Beim Besuche der wieder an's Licht gebrachten Ueberreste einer alten Stadt, die den Reisenden mehr vielleicht in die Nähe von Neapel ziehen, als die köstliche Luft oder die wolkenlose Sonne, die Veilchenthäler oder Orangenhaine des Südens, beim Anblicke der noch immer frischen und lebhaften Häuser, Straßen, Tempel und Theater eines Platzes, aus dem stolzesten Zeitpunkte des römischen Reichs – war es vielleicht ganz natürlich, daß ein Schriftsteller, der früher schon, wenn auch nur mangelhaft, in der Kunst, wieder zu beleben und zu schaffen, sich versucht hat, den innigen Wunsch empfand, diese verlassenen Straßen noch einmal zu bevölkern, diese anmuthigen Ruinen wieder herzustellen, die Gebeine, die ihm zu sehen vergönnt war, wieder zu beleben, die Kluft von achtzehn Jahrhunderten zu überspringen und zu einer zweiten Existenz zu erwecken – die Stadt der Todten!
    Der Leser kann sich fernerhin leicht denken, wie gewaltig dieses Verlangen in Einem werden mußte, der fühlte, daß er sein Unternehmen ausführen könne, dem Pompeji selbst nur wenige Meilen entfernt – die See, die einst seine Schiffe trug und seine Flüchtlinge aufnahm, zu Füßen – und der verhängnisvolle Berg Vesuv, noch immer Rauch und Feuer athmend, beständig vor Augen lag! [Fußnote: Dieses Werk wurde beinahe vollständig im vorigen Winter zu Neapel niedergeschrieben. Bei meiner Rückkehr nach England war ich zu sehr mit politischen Gegenständen beschäftigt, um viele Zeit zu rein literarischen Arbeiten zu haben, außer allenfalls in den nicht unwillkommenen Zwischenräumen, wo das Parlament schlafen geht, und die anderen Gegenstände des menschlichen Lebens erwachen läßt, indem es nämlich seine ermüdeten Gesetzgeber entsendet, theils zu den verschiedenen Arten der Jagd nachzugehen, theils um Ochsen zu mästen, und endlich auch, um das Feld der Literatur zu bearbeiten. ]
    Ich verhehlte mir übrigens von Anfang an die großen Schwierigkeiten nicht, mit denen ich zu kämpfen hatte. Die Sitten des Mittelalters darzustellen und seine Lebensweise zu beschreiben, erforderte die Hand eines großen Geistes und doch ist diese Aufgabe vielleicht leicht und bequem im Vergleich zu derjenigen, die sich's zum Ziele setzt,
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