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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
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vom People’s Flower Shop geliefert worden war.
    Also bin ich in den Laden gegangen und habe mit der Verkäuferin gesprochen. Sie konnte sich noch gut an den Strauß erinnern, weil sie es seltsam gefunden hatte, dass ein so junges Mädchen so viel Geld für Blumen ausgibt und keine Karte dazulegen will. Und sie wusste auch noch, dass das Mädchen rote Haare und einen silbernen Anhänger an einer Kette um den Hals getragen hatte – ein Cheerleader-Megafon.«
    »Julie«, flüsterte Helen heiser. Alles in ihr drängte sie, wegzulaufen, um Hilfe zu schreien, irgendetwas zu tun, aber sie war wie gelähmt.
    »Ich habe eine Weile gebraucht, um sie zu finden. Zuerst habe ich mir sämtliche Football- und Basketballspiele der Highschools in der Gegend angeschaut, aber bei den Cheerleadern machte nie ein rothaariges Mädchen mit. Dann fing ich an, mich nach den Cheerleadern vom vorherigen Jahrgang umzuhören, und unterhielt mich in der Halbzeit mit meinen Sitznachbarn auf der Tribüne. Irgendwann erzählten mir ein paar Typen, dass erst kürzlich eine niedliche Rothaarige aus dem Team ausgeschieden sei. Sie hätte einfach so das Handtuch geworfen, sich zur totalen Streberin entwickelt und würde nur noch zu Hause rumhocken.«
    »Aber du konntest dir doch gar nicht sicher sein, dass du die Richtige gefunden hattest«, wandte Helen ein.
    »Das stimmt, aber dann kam mir eine Idee. Ich beschloss, ihr eine Nachricht per Post zu schicken, einen ganz unverfänglichen Satz, der sie jedoch aufrütteln würde, wenn sie etwas mit dem Unfall zu tun hatte. An dem Tag, an dem sie meinen Brief bekam, ließ ich sie nicht aus den Augen. Tja, nach der Schule ist sie schnurstracks zu dir gefahren, und ein paar Minuten später klingelte auch noch ein Typ an deiner Tür. Dadurch war klar, dass du und Barry auch etwas damit zu tun hattet. Ich bin Barry gefolgt, als er wieder weggefahren ist, und habe beobachtet, wie er auf dem Campus in einem der Studentenwohnheime verschwand. Dadurch wusste ich, wo er wohnt.«
    »Und danach bist du selbst ins Four Seasons eingezogen?« Helen taute allmählich aus ihrer Schockstarre auf und maß mit einem verstohlenen Blick die Entfernung zwischen Couch und Tür, doch Collies Sessel blockierte den Fluchtweg. Das Fenster war zu, aber vielleicht konnte sie es schaffen, hinzurennen, es aufzureißen und um Hilfe zu schreien …
    »Vergiss es«, sagte Collie, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Denk noch nicht einmal daran, zu fliehen oder um Hilfe zu rufen. Möchtest du nicht auch noch den Rest der Geschichte hören?«
    »Nein.« Helen schüttelte heftig den Kopf und kämpfte gegen die Panik an, die sie zu überwältigen drohte.
    »Tja, dir wird aber leider nichts anderes übrig bleiben. Deswegen schlage ich vor, dass du dich ein bisschen entspannst und aufmerksam zuhörst. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, richtig. Ich bin hier in die Apartmentanlage gezogen, habe deine Bekanntschaft gemacht und von dir alles über Barry erfahren, was ich wissen musste. Du hast mir erzählt, dass ihr schon seit zwei Jahren zusammen seid, also wusste ich, dass er derjenige gewesen sein musste, mit dem du an dem Abend des Unfalls zusammen warst. Aber natürlich brauchte ich Gewissheit. Also habe ich ihn angerufen und behauptet, ich hätte Fotos von dem Unfall. Er hat sofort eingewilligt, sich draußen auf der Sportanlage mit mir zu treffen, um sie sich anzusehen.«
    »Dann warst du es? Du hast auf ihn geschossen?«
    »Ja, das war ich.«
    »Aber warum?«, fragte Helen mit bebender Stimme. »Ich meine, ich kann verstehen, dass du wolltest, dass wir bestraft werden. Aber warum bist du nicht einfach zur Polizei gegangen?«
    »Wie hätte ich es denn beweisen sollen?«, fragte Collie.
    »Das wäre gar nicht nötig gewesen. Wir hätten doch sofort alles gestanden, wenn man uns beschuldigt hätte.«
    »Und dann? Wahrscheinlich wärt ihr mit einer Geldstrafe davongekommen. Wer immer damals am Steuer saß, hätte seinen Führerschein abgeben müssen und wäre vielleicht auch zu einer kleinen Gefängnisstrafe verurteilt worden, hätte wegen guter Führung aber nur die Hälfte der Zeit absitzen müssen. Das Gesetz ist ziemlich milde, wenn es um Minderjährige geht. Ganz egal wie die Strafe ausgefallen wäre, sie wäre auf jeden Fall nicht hart genug gewesen. Betrachte das Ganze doch zur Abwechslung mal durch die Augen eines anderen. Betrachte es durch meine Augen.«
    Ich will nichts durch seine Augen betrachten, dachte Helen panisch. Ich
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