Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
Vom Netzwerk:
mit Bud ins Kino«, versuchte sie, ihre Mutter jetzt zu beruhigen.
    »Trotzdem wäre mir wohler, wenn du absagen würdest, Schatz.«
    »Das geht nicht, Mom. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich ihn erreichen sollte, weil er doch gerade erst umgezogen ist und noch keinen Anschluss hat. Seine Handynummer habe ich nur in meinem Handy und das habe ich bei Ray im Wagen vergessen.«
    »Hast du nicht erzählt, dass er in die gleiche Apartmentanlage gezogen ist, in der auch Helen wohnt?« Mrs James ließ nicht locker. »Du könntest sie doch anrufen. Vielleicht kennt sie ihn und kann ihm Bescheid geben. Ich bin mir sicher, dass sie dir diesen kleinen Gefallen gern tun würde.«
    »Dafür ist es wahrscheinlich längst zu spät, weil er bestimmt schon unterwegs ist.« Ihrer Mutter zuliebe ging sie trotzdem zum Telefon, wählte Helens Nummer, lauschte einen Moment lang und legte wieder auf. »Ich kann sie nicht erreichen«, rief sie ihrer Mutter zu, die in der Küche mit dem Geschirr hantierte. »Die Leitung ist mal wieder tot.«
    Ihr Blick fiel in den Spiegel, der über dem Telefontischchen hing. Sie wirkte erschöpft und ihr ungeschminktes Gesicht hob sich unnatürlich blass von ihren flammend roten Haaren ab. Seufzend schob sie sich eine Strähne hinters Ohr.
    Ich hätte wenigstens ein bisschen Rouge auflegen sollen, dachte sie . Was soll Bud denken, wenn er sieht, dass ich mich für ihn kein bisschen hübsch gemacht habe? Nicht dass es eine Rolle spielte, was er dachte. Bud konnte von ihr aus denken, was er wollte. Wenn er das Interesse an ihr verlor, war ihr das auch egal. Als sie noch mit Ray zusammen gewesen war, da war das anders gewesen. Sie hatte immer Stunden im Bad verbracht, um sich für ihre Verabredungen vorzubereiten, und dabei hatte ihr vor Aufregung das Herz bis zum Hals geklopft. Von dem Mädchen, das sie einmal gewesen war, schien nichts mehr übrig geblieben zu sein.
    Manchmal fragte sie sich, wie es überhaupt dazu gekommen war, dass sie angefangen hatte, sich mit Bud zu treffen. Wenn sie sich nicht so unkompliziert kennengelernt hätten, hätte sie sich wahrscheinlich erst gar nicht darauf eingelassen. Aber als er damals in der Bibliothek einfach auf sie zugekommen war, auf das Buch in ihren Händen gezeigt und gesagt hatte: »Das ist echt gut. Es gibt aber noch ein anderes von demselben Autor, das ist sogar noch besser«, hatte sie ihn sofort sympathisch gefunden. Sie hatten die Bibliothek gleichzeitig verlassen, und er war wie selbstverständlich neben ihr hergegangen, da sie in die gleiche Richtung mussten.
    Danach war eine Verabredung auf die nächste gefolgt, weil es einfacher gewesen war, Ja zu sagen, statt ihm einen Korb zu geben. Die Treffen mit ihm hatten sie von ihren düsteren Gedanken abgelenkt und die langen einsamen Abende verkürzt. Sie hatte sogar versucht, sich einzureden, sie könne etwas für Bud empfinden, wenn sie ihn nur oft genug sah.
    Aber jetzt war Ray zurückgekommen. Und egal wie sehr sie dagegen angekämpft hatte, es hatte nicht mehr gebraucht als einen Blick in die fragenden grünen Augen in dem schmalen Gesicht, das ihr trotz des Barts immer noch unendlich vertraut war – und sie hatte wieder genau dasselbe empfunden wie damals, als sie diesen Jungen, von dem die anderen Mädchen kaum Notiz genommen hatten, zum ersten Mal gesehen und gewusst hatte: Das ist er.
    Es war Bud gegenüber nicht fair. Sie durfte ihm keine falschen Hoffnungen machen, wenn sie solche Gefühle für einen anderen hatte.
    Es klingelte an der Tür.
    »Das wird Bud sein!« Julie wollte gerade zur Tür laufen, als ihr Blick auf das Gesicht ihrer Mutter fiel, die aus der Küche gekommen war. Sie seufzte und blieb stehen.
    »In Ordnung, Mom«, sagte sie sanft. »Ich bleibe hier, versprochen.«
    »Ich weiß, dass du mich für völlig übergeschnappt hältst, aber …«
    »Schon gut, Mom. Ich habe eigentlich sowieso keine große Lust, auszugehen.« Sie ging zur Tür und öffnete sie. »Hi, Bud.«
    »Hallo, Julie.« Er sah an ihr vorbei. »Hallo, Mrs James. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, danke«, antwortete Julies Mutter. »Komm doch rein und iss ein Stück Kuchen mit uns. Ich habe gerade frischen Kaffee aufgesetzt.«
    »Entschuldige bitte, Bud. Ich glaube, mir ist heute Abend nicht nach Kino«, entschuldigte sich Julie. »Ich hoffe, das macht dir nichts aus. Mom fühlt sich nicht besonders und ich möchte sie nur ungern allein lassen. Wäre es okay für dich, wenn wir einfach hierbleiben würden und ein bisschen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher