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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
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Bierdose in den Schoß geworfen und war lasziv um den Pool herumgegangen, um dann schnell die Treppe hinaufzulaufen.
    Jetzt riss sie die Tür zu ihrem Apartment auf und rannte zum Telefon, das jedoch genau in dem Moment verstummte, in dem sie danach griff.
    Helen stieß einen frustrierten Seufzer aus, dann zuckte sie mit den Achseln und murmelte: »Wird schon nicht so wichtig gewesen sein.« Vielleicht war es ja Elsa , dachte sie. In dem Fall konnte sie von Glück sagen, dass sie den Anruf verpasst hatte.
    »Schließt du die Tür zu deinem Apartment eigentlich nie ab?«, fragte eine tiefe Stimme hinter ihr.
    Helen fuhr zusammen, als hätte ihr jemand unerwartet eine eiskalte Hand in den Nacken gelegt. Sie wirbelte herum, sank jedoch gleich darauf mit einem erleichterten Seufzer in sich zusammen, als sie erkannte, wer in dem lavendelfarbenen Sessel saß.
    »Collie! Du hast mich zu Tode erschreckt. Was machst du hier?«
    »Ich warte auf dich.« Er hatte sich umgezogen, trug Chinos und ein Poloshirt und hatte sich die Haare mit Gel aus dem Gesicht gekämmt. »Du bist ziemlich lang weg gewesen. Ich hatte schon Sorge, du wärst ertrunken.«
    »Ich habe mich noch ein bisschen mit ein paar Nachbarn am Pool unterhalten«, antwortete Helen trotzig und schaltete die Stehlampe neben der Couch an. »Warum bist du überhaupt noch hier? Hast du nicht gesagt, du wärst verabredet?«
    »Erst um acht«, sagte Collie ruhig. »Ich dachte, ich sollte dir vielleicht erzählen, mit wem ich mich treffe und warum.«
    »Wozu?« Helen verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist mir keinerlei Rechenschaft schuldig und kannst dich treffen, mit wem du willst.«
    »Stimmt.« Collie stand auf und drehte den Sessel so um, dass er die Tür blockierte. »Setz dich doch, Helen.« Er zeigte auf die Couch. »Also: Ich treffe mich mit …«
    »Ich sagte doch, dass du mir keine Rechenschaft schuldig bist«, unterbrach Helen ihn gereizt.
    »Lass mich gefälligst ausreden. Ich weiß, was du gesagt hast, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es dich interessieren wird, was ich mit dem Mädchen vorhabe, mit dem ich verabredet bin. Ich werde sie nämlich umbringen.«
    »Du … du wirst was ?« Helen wusste, dass sie sich nur verhört haben konnte, aber die Worte waren so klar und deutlich gewesen, dass es ihr kalt über den Rücken lief. Sie starrte ihn verständnislos an. »Über so etwas macht man keine Scherze, Collie. Ich finde das jedenfalls nicht witzig.«
    »Ich auch nicht, Helen.« Collies Gesicht war vollkommen ausdruckslos. »Menschen zu töten, ist nie witzig, egal ob man es mit einer Waffe tut oder einer Bombe oder mit bloßen Händen. Es ist auch nicht witzig, einen kleinen Jungen, der mit dem Fahrrad auf dem Nachhauseweg ist, totzufahren. Weder für den Jungen noch für seine Familie …«
    »Aber … wie … woher weißt du … Wer hat dir davon erzählt?« Helen brachte die Worte nur stockend hervor und hatte das Gefühl, an ihnen zu ersticken.
    »Erzählt hat es mir niemand. Ich musste selbst Nachforschungen anstellen, um herauszufinden, was passiert ist. Ich habe erst viel später erfahren, dass Danny tot ist. Sie konnten mich damals, als es passierte, nicht erreichen. Ich war im Irak und wartete darauf, in die Staaten ins Krankenhaus geflogen zu werden. Als ich die Nachricht von seinem Tod bekam, war alles schon vorbei – die Beerdigung, alles. Ich bin nicht rechtzeitig nach Hause gekommen.«
    »Wer bist du?«, flüsterte Helen. »Verdammt noch mal … wer bist du?«
    »Das weißt du doch. Ich bin Collingsworth Wilson. Meine Mutter ist mit einem Mann namens Michael Gregg verheiratet. Danny Gregg war mein Halbbruder.«
    »Dein Halbbruder …«, wiederholte Helen zitternd. »Oh mein Gott!«
    Aber Collie schien sie gar nicht zu hören, und als er jetzt fortfuhr, war sein Blick wie nach innen gerichtet. »Zuerst wusste ich nur das, was meine Eltern mir erzählten, als ich endlich zu Hause war. Dass es ein Unfall mit Fahrerflucht war, und dass die männliche Person, die den Notruf verständigt hat, noch sehr jung geklungen hätte. ›Wir haben ein Kind auf einem Fahrrad angefahren‹, hat er laut Polizeiprotokoll gesagt, also müssen mehrere Personen im Wagen gesessen haben. Mein Stiefvater hat mir erzählt, dass viele Menschen zur Trauerfeier gekommen sind. Er hat mir die Karten und die Beileidsbriefe gezeigt und erwähnt, dass auch ein riesiger Strauß gelber Rosen gekommen sei, dem keine Karte beigelegen hätte. Er wusste noch, dass er
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