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0719 - Sargasso-Tod

0719 - Sargasso-Tod

Titel: 0719 - Sargasso-Tod
Autoren: Roger Clement
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Der Sand knirschte, als sich leise Schritte der jungen blonden Frau näherten, aber Regine drehte sich nicht um. Sie wusste, dass es nur ihr Freund Bernd sein konnte, der sich ihr näherte. Er war eben gerade zu ihrem gemieteten Toyota-Allrad-Jeep gegangen, um eine Flasche Wein zu holen.
    Und nun kehrte er zurück.
    Seit drei Jahren war Regine mit dem großen dunkelhaarigen Bernd liiert, der genau wie sie selbst in Hannover Jura studierte. Und sie war noch genauso verknallt in ihn wie am ersten Tag…
    Als die Beiden vor einiger Zeit Urlaubspläne schmiedeten, hatten sie sich gemeinsam für El Hierro entschieden. Die westlichste der Kanarischen Inseln fristete fast so etwas wie ein touristisches Schattendasein.
    Während auf benachbarten Inseln wie Teneriffa oder Gran Canaria ein Ferienflieger nach dem anderen landete, verirrten sich nur wenige Naturfreunde in die zerklüftete Bergwelt und zu den stillen Stränden von El Hierro.
    Im Hauptort Valverde hatten sie die Allrad-Karre gemietet. Das war kein Problem gewesen. Jètzt, im Dezember, verirrten sich noch nicht einmal deutsche Winter-Flüchtlinge auf die kleine Insel.
    Und schon am zweiten Tag ihres Urlaubs hatten Regine und Bernd diese Traumbucht entdeckt, wo sie in aller Ruhe wild zelten konnten und niemand sie störte.
    Jedenfalls glaubten sie das…
    Bernd setzte sich neben Regine auf das Strandtuch. Er trug Sweat-Shirt und Shorts. In der einen Hand hatte er die Weinflasche und zwei Plastikbecher, in der anderen eine leichte Strickjacke. Er ließ das Kleidungsstück in Regines Schoß fallen.
    »Die habe ich dir mitgebracht. Sonst erkältest du dich noch…«
    »Danke, Schatz! Du bist immer so lieb.«
    Regine schmatzte ihrem Freund einen Kuss auf die Wange. Sie war in der Tat nur mit einem violetten Badeanzug bekleidet. Die Studentin hatte gar nicht bemerkt, dass es jetzt nach Sonnenuntergang um einige Grade kühler geworden war. Auch auf El Hierro hatte der Winter Einzug gehalten. Obwohl - was hieß das schon auf einer Insel, die vor der Küste der afrikanischen Sahara-Staaten lag…
    »Ich könnte stundenlang nur auf den Ozean schauen«, seufzte Regine zufrieden.
    Bernd goss Rotwein in einen Becher und reichte ihn ihr. Der Vollmond und die funkelnden Sterne spendeten ein fahles Licht.
    »Andere Unterhaltung als das Meeresrauschen gibt es zwischen diesen Felsen ja auch nicht.«
    Regine kicherte.
    »Du bist ein Banause, Bernd! Hast du denn gar keinen Sinn für dieses -Gefühl der Ewigkeit?«
    »Schreiten wir zur Beweisaufnahme!« Bernd ahmte einen ihrer Jura-Professoren nach, der wegen seiner geschraubten und trockenen Sprechweise ständiges Spottobjekt der Studenten war. »Was wollen Sie mit Ihren Ausführungen andeuten, Fräulein Mertens?«
    Die Studentin lachte erneut.
    »Ach, du weißt schon. Ich kann das nicht so in Worte fassen. Aber… Es ist dieses weite Meer dort vor uns. Was heißt schon Meer. Das ist ein richtiger Ozean. Der atlantische Ozean. Atlantis, verstehst du? Vielleicht liegt irgendwo dort in der Tiefe wirklich dieses sagenumwobene Reich verborgen.«
    »Vielleicht auch nicht«, meinte Bernd lakonisch. »Aber ich weiß, was du meinst, Regine. Man kommt sich hier als Mensch so klein und unbedeutend vor. Diese winzige Insel mitten im Ozean, auf der wir uns befinden - und über uns dieser riesige Himmel. Vor uns der unendliche Ozean. Das ist schon Schwindel erregend.«
    »Halt mich fest«, flüsterte die junge Studentin.
    Bernd legte den Arm um sie.
    Allmählich kroch in Regine die Panik hoch. Sie hätte gar nicht sagen können, was sie plötzlich so ängstigte.
    Die Einsamkeit dieses menschenleeren Strandes bei Nacht?
    Nein, das konnte es nicht sein. Regine hatte immer schon abgeschiedene Regionen für den Urlaub bevorzugt. Sie war nicht der Typ, um sich auf den Germanengrill zu legen. Da machte sie lieber zusammen mit Bernd Wanderungen im schottischen Hochland oder durchstreifte polnische Naturschutzgebiete. Sogar auf Island waren sie schon gewesen. Je abgelegener, desto besser.
    Aber plötzlich spürte die Studentin eine ungreifbare Bedrohung. Etwas, das ihr den Atem abschnürte. Das ihr auf einen Schlag jeden Spaß am Leben raubte.
    Vielleicht stimmte etwas mit dem Wein nicht?
    Regine stellte den Becher in den Sand. Der edle Tropfen schien ohnehin plötzlich nach Galle zu schmecken.
    Bernd war die Stimmungsänderung seiner Freundin nicht entgangen.
    »Was ist los, Regine?«
    »Ich weiß nicht, Bernd. Mir ist plötzlich so seltsam zu
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