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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
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weißhaarige Arzt trat aus Barrys Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und ging ihnen entgegen. »Ich habe gute Neuigkeiten für Sie.«
    Sein von Falten zerfurchtes Gesicht wirkte deutlich jünger als noch am Morgen.
    »Ihr Sohn hat gerade seinen linken Fuß bewegt.«
    »Er hat …?« Mr Cox blieb so plötzlich stehen, dass seine Frau mit ihm zusammenstieß. »Er hat seinen Fuß bewegt? Heißt das …«
    »Es heißt, dass es aufwärts geht«, sagte der Arzt mit einem warmen Lächeln. »Natürlich wird es seine Zeit dauern, wir werden entsprechende Reha-Maßnahmen einleiten müssen, und ich kann Ihnen auch nicht versprechen, dass er jemals wieder auf das Footballfeld zurückkehren wird. Aber wenn Barry seinen Fuß bewegen kann, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er auch seine Beine bewegen und wieder gehen kann.«
    »Gott sei Dank!« Mr Cox stieß erleichtert die Luft aus. »Hast du das gehört, Celia?«
    »Ja«, murmelte seine Frau leise, und dann lauter: »Ja!« Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus. »Ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen.«
    »Ich fürchte, das müssen Sie aber.« Der Arzt hielt sie zurück. »Barry möchte im Moment keinen Besuch bekommen.«
    »Aber wir sind doch nicht irgendwelche Besucher!«, rief Mrs Cox empört. »Wir sind seine Eltern!«
    »Er hat mich gebeten, ihm ein Telefon zu bringen«, fuhr der Arzt fort, »und spricht gerade mit jemandem. Schon erstaunlich, was solche emotionalen Ausnahmezustände in einem Menschen bewirken können. Als er sah, wie sich sein Fuß unter der Decke bewegte, und ihm bewusst wurde, was das bedeutete, sagte er als Erstes: ›Ich habe etwas Schreckliches getan.‹«
    »Er soll etwas Schreckliches getan haben?«, wiederholte Mrs Cox verwundert. »Aber mein Junge hat doch in seinem ganzen Leben noch nie jemandem irgendein Leid zugefügt. Was kann er damit bloß gemeint haben?«
    »Ich habe nicht verstanden, worum es geht«, antwortete der Arzt. »Ihr Sohn steht nach wie vor unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln und ist angeschlagen. Jedenfalls sagte er, er hätte jemanden angelogen und müsste die Angelegenheit so schnell wie möglich klarstellen, bevor es zu spät sei.«
    »Das verstehe ich nicht.« Mr Cox runzelte die Stirn. »Seit dem Unfall hat er doch außer uns niemanden gesehen. Wen sollte er da angelogen haben? Und in was für einer Angelegenheit? Ich würde jetzt gern mit meinem Sohn sprechen.« Er machte Anstalten, ins Zimmer zu treten.
    »Tut mir leid.« Der Arzt schüttelte den Kopf. »Er telefoniert gerade und hat ausdrücklich darum gebeten, von niemandem gestört zu werden.«
    In Helens Apartment begann das Telefon zu klingeln. Nach dem zwölften Mal verstummte es.
    Der Mann, der in dem lavendelfarbenen Sessel saß, rührte sich nicht. Als es wieder still war, legte er bedächtig die Hände auf die Knie. Auf dem rechten Handrücken leuchtete ein gelber Farbfleck.
    Es war ganz einfach gewesen, in die Wohnung zu gelangen. Die Tür war nicht abgeschlossen gewesen. Jetzt musste er nur noch warten.

SIEBZEHN
    Helen hörte das Klingeln des Telefons in ihrer Wohnung, als sie gerade auf der zweiten Etage angekommen war, und bog eilig in den Durchgang.
    Sie war viel länger am Pool geblieben, als sie vorgehabt hatte. Collies abrupter Aufbruch war nicht nur von den beiden Lehrerinnen, sondern von allen bemerkt worden, die sonst noch in Hörweite gewesen waren. Also hatte sie ihre Wut hinuntergeschluckt, noch ein paar Bahnen gezogen und war dann aus dem Wasser gestiegen, um sich zu der immer lauter werdenden Gruppe junger Leute zu gesellen, die sich um den Pool versammelt hatte, um den Feierabend einzuläuten. Sie hatte sich von dem Anwalt aus Apartment 107 auf ein Bier einladen lassen, wozu sie sich sonst nur ganz selten herabließ, und ihren ganzen Charme sprühen lassen, sodass sie schon bald von einem Kreis männlicher Bewunderer umringt gewesen war. Selbst nachdem die beiden Lehrerinnen aufgegeben hatten und zum Abendessen in ihre Wohnung zurückgekehrt waren, war Helen noch geblieben und hatte weitergeflirtet.
    Erst als die Poolbeleuchtung angegangen war, hatte sie einen Blick auf die Armbanduhr des Anwalts geworfen und mit einem entschuldigenden Lächeln gesagt: »Ich muss mich jetzt leider umziehen und ins Studio fahren.«
    »Warum umziehen?«, hatte der Anwalt zwinkernd entgegnet. »Eine Wetterfee im sexy Bikini würde dem Sender bestimmt noch höhere Einschaltquoten bringen!«
    Helen war aufgestanden, hatte ihm lachend die leere
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